Bundesheer: „Reformen zu schnell und oft“
Von Thomas Orovits
Manchmal kommt es schneller, als man denkt. Burgenlands Militärkommandant Gernot Gasser hatte in einem KURIER-Interview vor gut zwei Jahren auf die Frage, wie er eine Frau an der Spitze des Verteidigungsressorts sähe, gemeint: „Ich halte uns für modern genug, um damit kein Problem zu haben. Parteifarbe und Geschlecht sind egal, die Leistung zählt“. Jetzt ist es bekanntlich so weit. Seit wenigen Tagen steht mit Klaudia Tanner (ÖVP) erstmals eine Frau an der Spitze des Ressorts. Gassers Reaktion: „Ich habe mir eine Frau gewünscht.“ In der Truppe sind Frauen freilich sträflich unterrepräsentiert. Statt der angepeilten zehn Prozent liegt die Frauenquote unter vier Prozent.
Assistenzeinsatz
Der Militärkommandant, der am Freitag in der Eisenstädter Martinkaserne gemeinsam mit Brigadier Jürgen Baranyai, Kommandant der Heerestruppenschule, zurück- und vorausblickte, verband damit ein Stoßgebet. In den vergangenen zehn Jahren habe es fünf Minister gegeben (inklusive der Kurzzeit-Chefs Johann Luif und Thomas Starlinger sogar sieben, Anm.) und jeder „hat eine Reform angestoßen“. Weil die Ressortchefs im Schnitt aber nach zwei Jahren schon wieder Geschichte waren, „stolpern wir von einer Reformbeginnphase in die nächste“. Jetzt hoffe er auf Kontinuität, „damit wir endlich einmal eine Reform durchziehen können“. Denn: „Wir reformieren zu schnell und zu oft und kommen nicht in die Wirkungsphase.“ Wichtiger als Reformen wäre für das notorisch unterbudgetierte Heer ohnehin ein Geldsegen. Schutzausrüstung und Mobilität lägen auch im Burgenland im Argen, so Gasser. Bei der Infrastruktur – sprich Kasernen – sei man hingegen hierzulande „zum Teil sehr gut aufgestellt“.
Aufgestellt ist das Bundesheer seit Herbst 2015 auch wieder an der Grenze. 450 Soldaten befinden sich aktuell im Burgenland in dem vom Innenministerium angeforderten Assistenzeinsatz. Noch einmal so viele sind in Tirol, Kärnten und der Steiermark stationiert. Der Einsatz gegen illegale Migration und Schlepper wurde bisher immer um sechs Monate verlängert, aktuell bis Mai 2020.
„Ich wünsche mir, dass der Einsatz weitergeht“, sagte Gasser und begründete das mit Zahlen. Im gesamten Burgenland einschließlich des Bezirks Bruck an der Leitha in NÖ seien 2018 insgesamt 534 Personen aufgegriffen worden, im Vorjahr waren es 1.350, was einer Zunahme um 150 Prozent entspreche. Gasser: „Das ist enorm.“ Bundesweit gab es bei Aufgriffen einen Rückgang von 21.000 auf 19.000.
Für heuer wünscht sich Brigadier Gasser neben der Fortsetzung des Grenzeinsatzes die Aufstellung der schon länger zugesagten Pioniersicherungskompanie in Bruckneudorf, um alle Rekruten aus dem Burgenland im Land ausbilden zu können.