Christoph Frühwirth geht heimischen Bräuchen auf den Grund
Von Paul Haider
Auf die Frage nach seinem Lieblingsbrauch muss Christoph Frühwirth nicht lange überlegen: „Das Maibaumstehlen ist mir nahe, das habe ich auch selbst mitgemacht. Es war zwar manchmal extrem gefährlich, es war aber auch ein verbindender Brauch zwischen den Ortschaften.“
Das seltsame Ritual hat es sogar in den Titel des neuen Buches des Wahl-Purbachers geschafft: „Magisches Räuchern und gestohlene Maibäume“ ist ein erzählendes Sachbuch, das sich alpenländischen Bräuchen im Jahresverlauf widmet.
Darin erzählt der gebürtige Wiener, der im Mostviertel aufgewachsen ist und heute im Nordburgenland lebt, von seinen eigenen Erfahrungen; er geht aber auch in die Tiefe und den Ursprüngen auf den Grund. So erfährt die Leserin oder der Leser beispielsweise, dass der Maibaum seine Wurzeln im irischen Fest Beltane hat und ein Symbol für Fruchtbarkeit und neues Leben darstellt.
„Magisches Räuchern und gestohlene Maibäume“ erscheint kommenden Dienstag und ist bereits der dritte Band in einer Serie von heimatverbundenen Sachbüchern. In Teil eins ging es um die Raunächte („Nächte zwischen der Zeit“), das zweite Buch behandelte die Rolle des Mondes im bäuerlichen Alltag („Der Mond und wir“).
Heimat: ein belastetes Wort
Nachdem Christoph Frühwirth im vergangenen Jahr einen Ausflug ins Krimigenre gewagt hat („Bruder Benedikt und die schöne Leich“), kehrt er nun also zum Thema Heimat zurück. Dabei ist ihm wichtig zu betonen: „Heimatverbundenheit finde ich in der heutigen Zeit ganz wichtig. Das hat nichts mit Rückwärtsgewandtheit zu tun. In meiner Erfahrung sind das sehr progressive Leute, die diese Bräuche betreiben. Mir ist es wichtig, mit dieser Art von Büchern der politischen Heimattümelei etwas entgegenzusetzen.“
Was bei der Lektüre auffällt: Es scheint in Österreich ein deutliches West-Ost-Gefälle bei den Bräuchen zu geben. Das heißt: Im Alpenraum werden wesentlich mehr traditionelle Rituale gelebt als im Großraum Wien. „Diese Art von Brauchtum ist in Westösterreich definitiv weiter verbreitet und wird im Osten nicht in dieser Intensität betrieben. Aber wie in jedem meiner Bücher ist ein hoher Burgenland- und Purbach-Anteil drin“, erzählt der Autor.
So finden sich neben Bräuchen wie dem in Ostösterreich weniger bekannten Scheibenschlagen auch ausführliche Beschreibungen des Purbacher Erntedankfestes oder der Stefanijagd im Seewinkel.
Frühwirth wird sein neues Werk bei zwei Leseabenden vorstellen: Am 22. November im „Haus am Kellerplatz“ in Purbach und am 7. Dezember im „Musium“ Reinsberg (NÖ). Dem KURIER verrät er abschließend, um welchem Thema sich sein nächstes Heimatbuch drehen wird, das für 2025 geplant ist: Aberglauben.