Künstler wollen ältestes Kino vor Verschwinden bewahren
Anita Nitsch-Fitz seufzt, aber es ist einhoffnungsvolles Seufzen. Seit Jahren kämpft die Wienerin um den Erhalt der Breitenseer Lichtspiele, des ältesten durchgehend bespielten Kinos Österreichs, das vielleicht das älteste Europas ist. Seit 1905 flimmern bewegte Bilder auf der Leinwand. Nun bekommt Nitsch-Fitz bei ihrem Unterfangen prominente Unterstützung.
Unterstützung, die sie derzeit besonders bitter nötig hat. Im Schnitt sind 2017 nur sechs Gäste in einer Vorstellung gesessen. Nur mit den Ticketeinnahmen kann Anna Nitsch-Fitz den laufenden Betrieb nicht aufrecht erhalten. In Wahrheit reichen auch die 12.000 Euro staatliche Förderung nicht. Mittlerweile verwendet die 80-Jährige auch ihre Privatpension (von ihrer Zeit als Lehrerin), um das Kino zu betreiben.
Zu den laufenden Kosten kommen auch noch neue Investitionen. Vor vier Jahren musste sie die elektrischen Leitungen komplett erneuern lassen. Das hat sie 25.000 Euro gekostet. Ein Betrag, an dem sie heute noch kiefelt. Aktuell ist sie 3000 Euro im Minus. Dazu musste sie nun um 3000 Euro noch einen neuen Beamer anschaffen.
Fünf Stunden Programm
Deshalb blickt Anna Nitsch-Fitz hoffnungsvoll auf den 16. Juni. Denn da findet das erste „BSL Kurzfilmfestival“ statt. Fünf Stunden werden in dem Kinosaal ausgewählte Kurzfilme zu sehen sein.
Die Person hinter der Idee ist Robert Auer, der Produzent, Drehbuchautor und Hauptdarsteller des ersten österreichischen Boxfilms namens „Auer“. Bei der Premiere dieses Films, die vergangenes Jahre in den Breitenseer Lichtspielen stattfand, wurde Auer auf den Zustand des Kinos aufmerksam. Und er beschloss, zu helfen.
Die Idee eines Kurzfilmfestivals war rasch geboren. Damit würde er dem Haus neue Gäste beschaffen – und gleichzeitig einer zweiter Sache unter die Arme greifen: der heimischen Kurzfilmbranche. Um die sei es nämlich auch nicht gut bestellt. 150 Filmschaffende haben ihre Projekte, die maximal 30 Minuten dauern dürfen, eingereicht. Die besten davon werden am 16. Juni gezeigt. Welche, das entscheiden Künstler wie Sandra Cervik, Erwin Leder, Reinhard Nowak, Christian Spatzek und Michael Fischa. Die Schauspieler und Filmemacher mussten nicht zwei Mal gefragt werden, ob sie als Juroren fungieren würden: Jungen Filmschaffenden und einer Kinoinstitution helfen, natürlich waren sie dabei.
Denn Kinos, darin sind sich die Juroren einig, als der KURIER sie in den Lichtspielen traf, vermitteln doch ein ganz eigenes Gefühl, das Zuhause auf der Couch nicht hergestellt werden kann und das es zu erhalten gilt. „Das gemeinsame Schauen hat ja etwas Kathartisches“, sagt Sandra Cervik. „In meinen besten Zeiten war ich drei Mal am Tag im Kino. Obwohl, der letzte Film war dann meist etwas Trashiges, so wie ,Rocky’.“ Sie lacht.
Drei Filme an einem Tag, das hat Anita Nitsch-Fitz schon lange nicht mehr angeboten. Das muss aber auch gar nicht sein. Ihr Wunsch: „Ich arbeite seit 48 Jahren in dem Kino. Das 50. Jubiläum möchte ich noch gerne erleben. Und wenn ich bis dahin schwarze Zahlen schreibe, haben meine Nichten und Neffen mir versprochen, das Kino weiterzuführen.“
BSL Kurzfilmfestival 16.Juni, ab 14h.
Wien 14., Breitenseer Straße 21. Eintritt: 8 Euro. Infos: bsl-kurzfilmfestival.at