Chronik

Auftragsmord an Wiener Goldgräber?

Nachdem der Wiener Geschäftsmann Wilhelm Klinger in Guinea, Westafrika, 20 Jahre lang eine Goldmine aufgebaut und geleitet hatte, sagte er zu seinen Freunden: „Jetzt ist Zeit der Ernte.“ Die Mine sollte verkauft werden und an die Börse gehen, 300 Millionen Dollar waren zu erwarten, fünf Prozent davon wären Klinger zugestanden. Der 53-Jährige wollte sich mit Freunden auf Kuba niederlassen.

Aber dazu kam es nicht mehr: Am 5. Februar 2016 wurde Wilhelm Klinger in seiner Wohnung in Dakar im Senegal mit einem Dutzend Messerstiche ermordet. Ein libanesischer Nachbar, der Hilferufe gehört hatte, lief dem Killer in die Arme und wurde ebenfalls erstochen.

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Seit damals versuchen die Freunde von Wilhelm Klinger und seine Schwester herauszufinden, was hinter dem Doppelmord steckt. „Ich will wissen, warum?“, sagt Karin Guger. Vermutet wird ein Auftragsmord an dem Wiener, der einen Betrug mit der Goldmine aufdecken wollte.

Drohbriefe

Was man bisher weiß: Am 8. Jänner 2016 war Klinger von Kuba nach Dakar geflogen, davor hatte er seinem ehemaligen Lebensgefährten Peter Lintner erzählt, dass er Drohbotschaften bekommen habe. Am 5. Februar telefonierten die Freunde noch miteinander, er gehe jetzt essen, sagte Klinger. Eine halbe Stunde später war er tot. Ein Bekannter muss zu Besuch in die Wohnung in der Rue de Carnot gekommen sein und den Killer mitgebracht haben. Der Portier in der Wohnhausanlage in Dakar ließ die beiden Männer passieren, nachdem Klinger das Okay erteilt hatte. Dann gingen die Männer wieder, aber der Killer kehrte gleich darauf zurück: Er habe sein Handy oben in der Wohnung vergessen.

Der Hausboy von Klinger beobachtete den Mord heimlich. Er hatte sich im Badezimmer versteckt und alarmierte mit dem Handy die Polizei. Der Killer wurde verhaftet, aber ob er inzwischen verurteilt oder – wie Gerüchte besagen – längst wieder frei ist, erfahren Angehörige und Freunde nicht. Die Österreichische Botschaft in Dakar teilte der Schwester mit, dass sich das „leider nicht habe eruieren“ lassen. Und der (emeritierte) Wiener Anwalt Horst Friedrich Knöbl, der sich um den Nachlass kümmert, wurde vom Justizministerium informiert, dass man nicht befugt sei, im Ausland zu ermitteln.

„Wir haben das Obduktionsgutachten und den Totenschein, sonst gar nichts“, sagt Knöbl im Gespräch mit dem KURIER.

Hinausgedrängt

Kurz vor dem Mord war Klinger dahinter gekommen, dass der zweite Geschäftsführer der Goldmine in Guinea, ein Belgier, offenbar Millionen abgezweigt hatte. Die Mine gehört einem Diamantenhändler aus Antwerpen, der den Belgier als seinen Bevollmächtigten eingesetzt hatte und von Malversationen zunächst nichts hören wollte. Dem Belgier gelang es, Wilhelm Klinger in Verruf zu bringen und als Geschäftsführer hinauszudrängen.

„Der Willy stand dem Co-Geschäftsführer im Weg“, glaubt Klingers Freund Peter Lintner. Und er verdächtigt diesen Mann, den Killer beauftragt zu haben.

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„Wenn ein EU-Bürger in einen Mord an einem Österreicher verwickelt ist, dann muss die österreichische Justiz aktiv werden“, sagt Jurist Knöbl: „Aber ohne Akten kann ich das nicht nachweisen.“

Nach dem Mord reiste Lintner zu der Goldmine. Da waren eigenartige Aktionen im Gange. In der Nähe betreiben Russen ebenfalls eine Mine, doch stoßen die dort auf kein Gold. Lintner beobachtete, wie Lkw von der einen zur anderen Mine fuhren, „und auf einmal hatten auch die Russen angeblich Gold geschürft und wollten mit ihrer Mine an die Börse.“

Möglicherweise machte der belgische Geschäftsführer krumme Geschäfte mit den Russen, an Klinger und dem Diamantenhändler vorbei. Nächste Woche wollen Knöbl und Lintner nach Antwerpen reisen, um dem Diamantenhändler die Augen zu öffnen.