Sido: "Ich sage, was ich mir denke"
Ich kann es nicht nachvollziehen." Rapper Sido, der derzeit im ORF für Aufmerksamkeit sorgt, sinniert im KURIER-Interview in Berlin über seine plötzliche Popularität in der Wahlheimat Wien. Eigentlich sind Fragen danach verboten. Die Plattenfirma hat kolportierte 1,5 Mio. Euro in das CD-Projekt "23", die Zusammenarbeit von Sido mit seinem Ex-Kontrahenten Bushido, gesteckt, und will nur das verkaufen. Sido sieht das entspannter, erzählt, dass er in Österreich nur macht, was er auch in Deutschland schon gemacht hat: "Ich sage, was ich denke."
Vor allem im öffentlichen Streit mit Krone-Kolumnist Michael Jeannée während der "Großen Chance" im ORF hat ihm das viele Sympathiepunkte gebracht. "Die Leute sagen mir immer wieder, sie bewundern meinen Mut." Dass ihn die Zeitung jetzt deswegen stark kritisiert, stört ihn nicht. "Die haben jetzt eine Klage von mir. Sie können ja schreiben, was sie wollen, aber nicht, was nicht stimmt. Da wehre ich mich."
Versöhnung
Vielleicht wird es ja auch da in 20 Jahren eine Versöhnung geben. Die mit Bushido jedenfalls entstand auf Grund von Sidos Initiative. Nachdem sich die konkurrierenden Rapper jahrelang in Songs beschimpft hatten, hatte der 30-jährige Paul "Sido" Würdig voriges Jahr genug davon. Bushido war anfangs skeptisch: "Ich hatte eine Bandscheiben-OP, und er schrieb mir ,baldige Besserung'. Da habe ich noch einmal nachgefragt, ,meinst du das ironisch?'" Bushido weiter: "Wir haben nicht mädchenmäßig jedes Wort aufgerechnet. Ich habe gesagt, dass mir vieles, was ich über Sido gesagt hatte, leid tut. Damit war alles gut."
Die Idee, gemeinsam Musik zu machen, kam schnell dazu. Zuerst sollte es nur ein Song sein. Aber dann kam die Überlegung, wer immer das Duett auf seinem Album hat, hat
einen großen Vorteil. So entstand die Idee, ein ganzes Album zu machen.
Freitag ist es erschienen. "23" heißt es, weil die beiden bisher in Summe 22 Alben gemacht haben. Poppig ist es geworden, musikalisch hochkommerziell. Mit Texten, die in enttäuschten Rap-Kreisen als "bürgerliches Palaver" bezeichnet werden.
Gut Kohle
Das stört die beiden gar nicht. Sie geben zu, "gut Kohle machen zu wollen", dass sie sechs Monate für den Plattenvertrag verhandelt haben und dann (nur) sechs Wochen Musik gemacht haben. "Aber das kreiden uns nur Leute an", sagt Sido, "die immer verbitterter werden, weil sie nicht sechs Monate verhandeln können, um einen Deal zu kriegen, bei dem sie nicht abgezockt werden." Was die Szene am meisten aufregt: die im November erscheinende Single "Erwachsen sein" ist eine Kollaboration mit dem Sänger Peter Maffay, der der Rap-Szene doch eher fernsteht. Bushido ist "dankbar und stolz", dass Maffay ihm die Türen geöffnet hat. "Solche Künstler haben viel zu verlieren, wenn sie sich mit uns, die immer als Rüpel-Rapper beschrieben werden, abgeben."
Auch Kritik an den im Vergleich zu früher fast biederen Texten prallt an dem Duo ab. Sido: "Früher war ich so drauf, jeden auf die Fresse zu hauen. Heute lege ich Wert darauf, dass Leute durch meine Musik ein besseres Gefühl kriegen."
Sido & Bushido: Versöhnte Ex-Rüpel
Sido: Der Deutsche hat Österreich für sich entdeckt: In mehreren ORF-Shows (aktuell: "Die große Chance") schaffte er es hierzulande zu plötzlichem Ruhm. Nicht zuletzt dafür verantwortlich: sein Scharmützel mit Krone-Kolumnist Jeannée.
Bushido: Früher zickte der Rapper gerne gegen Sido (und umgekehrt), nun ist zwischen den beiden Szene-Größen Versöhnung angesagt: Bushido fand die Zusammenarbeit "spektakulär".
Das Album: "23" ist am Freitag erschienen und auch als Premium- und Deluxe-Version (2 CDs plus DVD) erhältlich.
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