Versteckte Juwele in Irland
Wer das Klischee der grünen Insel sucht, wird es in Irland finden. Schafherden und Pferde bevölkern Hügel- und Wiesenlandschaften, eingezäunt oftmals nur durch Steinmauern, Flüsse oder enge, rumpelige Straßen. Eine faszinierende Möglichkeit, um weniger bekannte Landschaftsflecken und die Geschichte des Landes zu ergründen, bietet die Plattform "Hidden Ireland". Sie spezialisiert sich seit 25 Jahren auf "Bed & Breakfast" der besonderen Art und vereint mehr als 30 privat geführte historische Häuser unter ihrem Dach. Geografisch gut verteilt, bieten die Landsitze Einblicke in ein meist unbekanntes Irland.
Feudal gemütlich
An das vielerorts offerierte Silberbesteck beim Frühstück mag man sich als Gast ebenso schnell gewöhnen wie an den Schlaf in opulenten Himmelbetten. Dass das Ambiente dennoch gemütlich bleibt, liegt an der Unkompliziertheit und Offenheit der irischen Gastgeber. Viele von ihnen sind über kuriose Umwege in den Besitz der Häuser gekommen und widmen einen Großteil ihres Lebens dem Erhalt der historischen Gebäude. Denn wo früher Diener, Knechte und Mägde die Arbeit verrichteten, müssen die Besitzer heute selbst anpacken.
Zu tun gibt es auf den meist weitläufigen Anwesen immer etwas. So auch im um 1750 erbauten Ashley Park House, das 40 Kilometer von Limerick entfernt am Lough Derg bei Nenagh liegt. Das georgianische Anwesen wurde von seinem jetzigen Besitzer Sean und seiner Tochter Margaret Mounsey liebevoll restauriert und verfügt über einen mit Steinmauern umgebenen riesigen Garten und einen kleinen See, den Gäste mit einem Ruderboot erkunden können.
Spätestens beim Nachmittagstee im hellen, wenngleich zugigen Repräsentationszimmer fühlt man sich in einen Roman der englischen Autorin Jane Austen versetzt. Mit seinen dunklen schweren Holzböden und teils widerspenstig zulaufenden Winkeln besitzt das 250 Jahre alte Haus einen eigenwilligen starken Charakter. "Das Haus hat eine unglaubliche, fast schon spirituelle Präsenz", sagt Gastgeberin Margaret. "Wann immer ich beruflich im hektischen London zu tun habe, projiziere ich mich gedanklich in das Haus zurück. Das beruhigt mich immer", so Margaret.
Irischer Adel
Absolut königlich fühlt man sich im 1878 erbauten Anwesen der O’Conor-Familie, das außerhalb des Städtchens Castlerea im nördlich gelegenen County Roscommon zu finden ist. Clonalis House, das leicht erhöht über einer natürlich angelegten Parkanlage mit uralten Bäumen thront, ist der Familiensitz von Pyers O’Conor-Nash und seiner Frau Marguerite. Bei prasselndem Kaminfeuer und einem Schluck Whiskey im Wohnzimmer erfahren Gäste, dass Pyers ein direkter Nachfahre des letzten Hochkönigs von Irlands ist, der Ende des 12. Jahrhunderts das nordwestliche Königreich Connacht regierte. Seine Ruhestätte in der am Ufer des Shannon gelegenen Klosteranlage Clonmacnoise 80 Kilometer südlich von Castlerea zählt zu den beliebtesten Ausflugsorten des Landes.
Neben einer der bedeutendsten privaten Bibliotheken Irlands, die 7500 Bücher umfasst, finden sich im Archiv der O’Conors mehr als 100.000 historische Dokumente – unter ihnen ein Schriftwechsel mit dem französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. – sowie die Harfe des letzten großen irischen Barden Turlough Carolan aus dem 17. Jahrhundert. Ungeachtet des feudalen Charakters wollen die Gastgeber das familiäre Ambiente bewahren und bieten daher nur vier opulente Gastzimmer an. "Das Wesen eines Hauses ist fragil und kann schnell verloren gehen, wenn man es kommerzialisiert", meint Marguerite.
Frischer Wind
Viele der Eigentümer sind zudem bemüht, frischen Wind in das Landhäuser-Konzept zu bringen, wie die Betreiber des hotelähnlich geführten Quay House an der irischen Westküste oder des luxuriösen Ballyvolane House bei Cork. "Wer sagt, dass man in Landhäusern keinen Spaß haben darf und diese verstaubt und steif bleiben müssen", meint Justin Green, der Gästen in Ballyvolane hochwertige Bio-Lebensmittel aus eigener Produktion sowie Frühstück bis um zwölf serviert.
Wer es lieber beschaulicher mag, findet hingegen in weniger prunkvollen Häusern eine besondere Unterkunft, wie im 40 Kilometer von Kilkenny entfernten Woodbrook House, das eine beeindruckende "fliegende Treppe" aufweist. In Connemara hat sich hingegen der pensionierte Gourmet-Koch Nicholas Tinne in der Emlaghmore Lodge niedergelassen. Wegen reicher Lachsgründe in der Gegend diente das inmitten ausgedehnter Moorlandschaften am Meer gelegene Haus ab den 1860er-Jahren als beliebter Standort für Fischer. Die schlichte Einrichtung der Gästezimmer steht in starkem Kontrast zum stilvollen Esszimmer, das Besucher mit Familien-Porträts und Silbergedeck empfängt. Auf besonderen Wunsch wird am einen oder anderen Abend sogar Hummer aufgetischt.
Stadthäuser
Versteckte Hausjuwele mit interessanter Geschichte gibt es aber auch in Dublin. Im nur 20 Minuten vom Flughafen entfernten Mooreen House erwartet Gastgeberin Nuala Price Besucher in einem Architektenhaus der 1930er-Jahre. Neben der Art-Deco-Einrichtung und dem einladenden Garten ist auch Nualas Familiengeschichte faszinierend. Ihr Großvater, der Unabhängigkeitskämpfer Michael Joseph O`Rahilly, erlangte 1916 Berühmtheit, als er als einer der Anführer des Osteraufstands in Dublin getötet wurde.
Der unweit St. Stephen’s Green ebenfalls in Dublin gelegene Häuserkomplex Number 31 vereint hingegen ein georgianisches Stadthaus von 1865 mit einem modernen Bau des irischen Stararchitekten Sam Stephenson. Hier wurden laut Besitzer Noel Comer in den 1960er-Jahren die In-Parties von Dublin gefeiert. Auch Henry Kissinger und Grace Kelly sollen gern gesehene Gäste gewesen sein. Heute empfängt die Besucher der Geruch des offenen Kamin-Torffeuers und eine in den Boden eingelassene extravagante Sitzgruppe. Die besondere Aura des Hauses und das exzellente Frühstück machen Number 31 zu einem guten Ausgangs- oder Endpunkt einer Irland-Reise.
Info
Flug Wien–Dublin–Wien mit Aer Lingus ab 119 €, www.aerlingus.com
– Blaguss bietet Niki-Charterflug von 26. Mai bis 1. September nach Shannon ab Wien (470 €), ab Juli auch ab Graz und Linz, buchbar in jedem Reisebüro.
Mietauto Günstige Angebote gibt’s z. B. bei der Mietauto-Suchmaschineemietwagen.at. Preisbeispiel: Kompaktklasse-Wagen (z. B. Ford Focus) für eine Woche ab/bis Flughafen Dublin ab 113,66 €, www.emietwagen.at
Hidden Ireland Die Plattform vereint auf www.hiddenireland.com mehr als 30 privat geführte historische Bed-&-Breakfast-Häuser. Zum Beispiel:
– Ashley Park House, Nenagh, County Tipperary. B & B pro Person 55–75 €. www.ashleypark.com
– Clonalis House, Castlerea, County Roscommon. B & B pro Person 85 bis 99 €. www.clonalis.com
– Emlaghmore Lodge, Ballyconneely, Connemara, County Galway. B & B pro Person 65 bis 75 €. www.emlaghmore.com
– Mooreen House, Newlands Cross, Dublin. B & B pro Person 70 bis 90 €. www.mooreen.ie
– Number 31, 31 Leeson Close, Dublin. B & B pro Person 70 bis 175 €. www.number31.ie
– Ballyvolane House, Fermoy, County Cork. B & B pro Person 75 bis 115 €. www.ballyvolanehouse.ie
– The Quay House, Clifden, County Galway. B & B pro Person 75–90 €. www.thequayhouse.com
– Woodbrook House, Enniscorthy, County Wexford. B & B pro Person 80 bis 90 €. www.woodbrookhouse.ie
Allgemeine Auskünfte
Tourism Ireland in Wien, Tel.: 01/ 501 59 6000, www.entdeckeirland.at