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"In Time": Timberlake bleibt ewig 25

Sie wissen: Keine Fragen zur Musik und keine zum Privatleben!" Ja, es wurde schon per eMail und am Telefon klargestellt, worüber Justin Timberlake nicht reden will. Und jetzt beim Check-in zum Presse-Event zu seinem jüngsten Film "In Time - Deine Zeit läuft ab" im Savoy Hotel in London wieder. Mit dem Zusatz "Sonst wird das Interview abgebrochen". Und dem hilfreichen Hinweis "Dieser Film bietet genug Stoff ."

Ein Sci-Fi-Thriller ist dieser Film - gedreht und geschrieben von Andrew Niccol, dem Drehbuchautor der "Truman Show". Er setzt die Story um ein rebellisches Liebespaar in eine futuristische Welt, in der Lebenszeit die Währung ist, man ab 25 nicht mehr altert und zwei Gesellschaftsklassen keine Berührungspunkte haben: Die Armen schinden, um sich heute den morgigen Tag zu verdienen. Die Reichen langweilen sich im Überfluss von hundert und mehr Jahren persönlicher Zukunft.

Timberlake spielt Will Salas, der ein Jahrzehnt geschenkt bekommt, aber verdächtigt wird, es gestohlen zu haben. Auf der Flucht entführt er Sylvia Weis (Amanda Seyfried), die Tochter eines reichen Business-Mannes.

"Was mich an ,In Time' am meisten interessiert hat, sind die sozialkritischen Aspekte", sagt Timberlake. Mit versteinerter Miene ist er reingekommen. Vielleicht hat davor bei den TV-Interviews doch einer nach seinen Verflossenen Britney Spears oder Cameron Diaz gefragt? Aber es braucht nicht lange, bis die Sympathie fürs Thema den Grant verdrängt.

Ewig 25

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"Der eine Aspekt ist unsere Obsession, ewig jung auszusehen. Andrew wollte herausstreichen, wie pervers es wäre, wenn alle Leute aussehen wie 25. Der zweite ist, wie wir Menschen aufgrund ihres Wohlstandes - oder dem Fehlen des Wohlstandes - klassifizieren, was für Auswirkungen der Kapitalismus haben kann."

Idealer am Puls der Zeit könnte der Film damit nicht sein. Angesichts der Wall-Street-Demonstrationen ist es umso bedauerlicher, dass er die soziale Kritik nur wie intellektuellen Schmuck drüberstreut, im Kern aber doch lieber ein Action-Reißer bleibt.
"Wir wollten vor allem, dass die Leute Spaß an dem rasanten Trip von Will und Sylvia haben", verteidigt Timberlake dem Film. "In zwei Stunden kann man nicht alles erklären. Und Will und Sylvia sind ja nicht von Rebellionsgedanken getrieben, sondern von persönlichen Rachefeldzügen."

Würde er selbst gegen das Finanzsystem rebellieren, wenn er arm wäre? Timberlake weicht aus, bleibt wie eingangs angekündigt stur bei seinem Film: "Es ist ja mehr ein glücklicher Zufall, dass man gerade jetzt gegen die Wirtschaft protestiert. Als Andrew das Script geschrieben hat, war Kapitalismus noch das unantastbare Selbstverständnis unserer Nation. Aber vielleicht hatte er ja eine Kristallkugel, dass er diese Entwicklung vorhergesehen hat."

Filmkritk: Die Zeit in der Haut

Timberlake rennt. Rennt weiter. Rast mit dem Auto davon. Versteckt sich. Und muss schon wieder rennen. "In Time" ist in erster Linie ein Action-Spaß. Aber auch ein Thriller, der zwei Stunden spannend bleibt. Denn zwischen den Action-Szenen gibt es viele überraschende Wendungen im Script. Und Regisseur Andrew Niccol macht das futuristische Szenario mit realistischer Darstellung bedrückend glaubwürdig.

Computer-Tricks kamen nur bei den grünen Uhren an den Unterarmen der Darsteller zum Einsatz. Drei Sets von Haut-Scans mussten Timberlake und Seyfried dafür über sich ergehen lassen. Jede Haut-Unebenheit, jeder Leberfleck , jedes Muttermal wurde einbezogen, sodass die tickende Lebenszeit tatsächlich wie in die Haut eingebettet wirkt.
Wo der Film schwächelt, ist die Sozialkritik. Die hat viele spannende Ansatzpunkte, bleibt aber immer beiläufig und vage. Justin Timberlake macht sich zumeist ganz gut, wirkt bei den stark emotionalen Szenen dann aber doch etwas zu flach. Aber immerhin: Rennen kann er.

KURIER-Wertung: *** von *****

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