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Bruno Mars: Lionel Richie für Kinder

Bruno Mars ist ein Phänomen. Still und heimlich verkauft er - vor einem Jahr noch völlig unbekannt - die Stadthalle aus. 12.500 Fans - vorwiegend weiblich und im Unterstufen-Alter, zugegeben. Aber trotzdem: Wozu Lady Gaga Fleisch-Kleider und eine ewig protzende, bis an die Grenze zur Überreizung provozierende Promotion-Maschinerie gebraucht hat, dafür brauchte Mars nur seine Stimme. Kein Polarisieren, keine Interviews, kaum Medienberichte. Nur zwei Riesen-Hits.

Musik pur

Dass Mars sich als Musiker positionieren will, zeigte in der Stadthalle schon das erste Auftreten: Jeans, Holzfällerhemd und permanent die Gitarre in der Hand. Und seine Show. Denn die ist eigentlich gar keine: Nur ein paar bewegliche LED-Elemente dürfen Atmosphäre schaffen. Es gibt keine Kulissen, keine Akrobatik-Einlagen, keinen einzigen Tänzer und nicht einmal ein zweites Holzfällerhemd in einer alternativen Farbe. Nur acht Musiker.

Und die sind richtig gut, spielen - man muss es deutlich sagen - jeden Ton live. Sie reichern den Schmuse-Sound der CD mit Drive und Dynamik an. Der Gitarrist liefert Reggae-Beats, der Bassist den Funk, eine dreiköpfige Bläsergruppe den Soul und - wenn sie a cappella mit ihrem Boss singen - Motown-Flair.

Lionel Richie für Kinder - nur viel schöner

Mars ist Lionel Richie für Kinder. Nur viel schöner. Und jünger. Zwischendurch, bei Schmacht-fetzen wie "Our First Time" und "Marry You" klingt er auch wie Michael Jackson.

Klar muss Mars im Songwriting noch wachsen. Bis auf "Grenade" und "Just The Way You Are" sind seine Melodien auf Dauer dann doch beliebig. Da reicht den Kids eine Hüftbewegung von Mars, ein Seufzer, ein Augenaufschlag, der begleitenden Elterngeneration wird's fad. Und obendrein ist der Sound in der Stadthalle - auch wenn die jungen Kehlen mal Erschöpfungs-Pause halten - überdreht und kreischend.

Aber Potenzial hat Mars. Und es ist schön, zu sehen, dass sich die ganz Jungen auch begeistern können, wenn es einmal nur um die Musik geht. Okay, ein putziges Gesicht ist auch noch im Spiel. Aber wenigstens kein Theaterstück, bei dem Songs ein vom Computer abgespultes Beiwerk sind.

KURIER-Wertung: **** von *****

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