APA-OTS/Wirtschaft

Kommen Frauen beim Thema Geld immer noch zu kurz?

Die Münze Österreich AG hatte nicht zuletzt aus Anlass des Internationalen Frauentages und der erstmaligen Ausgabe einer Münzserie, die ausschließlich Frauen gewidmet ist, zur Diskussion von Machtverhältnisse und Geld geladen.

Es diskutierten:

Bundesministerin a.D. Maria Rauch-Kallat, MBA

Mag.a Gabriele Zgubic, Leiterin Konsumentenpolitik Arbeiterkammer
Mag. Ulrike Fischer, Abgeordnete zum Nationalrat, Grüne

Mag. Gerhard Starsich, Generaldirektor der Münze Österreich

Die Relevanz der finanziellen Selbstbestimmung ist für alle ein relevantes Ziel, denn wie die II. Nationalratspräsidentin Doris Bures in einer Stellungnahme übermittelt hatte:

„Selbstbestimmtes Leben und soziale Autonomie in allen wichtigen Entscheidungen des Alltags“ gehören deshalb unbedingt zu einem fairen Gesellschaftskonzept. Dazu zählt auch die Entscheidung, wie materielle Fragen selbstbestimmt und individuell entschieden werden können. Der Zugang zu Bargeld ist eine wichtige Basis dafür. Diesen gilt es – insbesondere für die weiblichen Lebensrealitäten – auch in Zukunft sicher zu stellen“.

Wie sicher zu stellen sei, dass alle Mitglieder der Gesellschaft in diese Position kommen können, wird unterschiedlich gesehen. Katharina Werner, Abgeordnete zum Nationalrat, Neos setzt auf Bildung und Anreize: „Lösungsansätze wie Aufklärungs-Kampagnen und einem Anreizmodell dafür zu sorgen, dass der Zugang zu einem digitalen Zahlungstool allen niederschwellig ermöglicht wird.“

Gabriele Zgubic, Arbeiterkammer berichtet, von gravierenden Unterschiedenen bei den Pensionen. Mit einer durchschnittlichen Frauenpension von EUR 1.150,- gibt es wohl sehr viele Frauen in Österreich, die unter der Armutsschwelle leben. Wie denn der niederschwellige Zugang zu digitalen Zahlungstools gewährleistet werden kann, der ja nie unentgeltlich gegeben wird (Kreditkartengebühr, Kontoführung etc.) wird sicher noch Anlass zu politischen Debatten in den nächsten Wochen geben.

Auch die Grünen setzen stark auf das Moment Bildung: „Die finanzielle Inklusion dieser Gruppen braucht daher gezielte Maßnahmen. Die Finanzbildungsstrategie der Bundesregierung zum Beispiel legt ein spezielles Augenmerk auf die Förderung der Finanzkompetenz, beispielsweise jener von Frauen, um ihre Unabhängigkeit zu stärken und das ein finanzielles Gefälle, etwa bei den Pensionen, mittelfristig abzuschaffen.“ Abgeordnete zum Nationalrat und Sprecherin für Wirtschaft und Innovation Elisabeth Götze (Die Grünen)

Mag. Ulrike Fischer, Abgeordnete zum Nationrat Die Grünen betont: "Wer in einer Notsituation ist, wenn das Geld knapp ist, braucht man Bargeld. Bargeld ist ganz wichtig für die finanzielle Selbstbestimmung und wenn Unternehmen die Bargeldannahme verweigern, sieht man, dass es Unterstützung des Gesetzgebers braucht. Hier werden wir nachschärfen müssen."

Maria Rauch-Kallat hofft dass wir nicht in eine bargeldlose Gesellschaft schlittern, denn Bargeld sei eine wunderbare Absicherung. "Mein Appell an alle Frauen ist, sich nicht auf einen Ehemann zu verlassen, finanziell auf eigenen Füssen zu stehen, ist eine wichtige Basis."

Der Generaldirektor der Münze Österreich AG, Mag. Gerhard Starsich begrüßt alle Initiativen, die auf Finanzbildung setzen, verweist aber auf die teils dramatischen Entwicklungen in Ländern wir UK, USA und Schweden, Gesellschaften, die Großteils auf digitale Bezahlmethoden setzen.

"Selbst die konservative Regierung Englands, in deren politische DNA die Freiheit des Marktes eingeschrieben ist, plant den Zugang zu Bargeld gesetzlich zu regeln. In UK wurde das Bankfilialnetz so grobmaschig, dass nicht mehr sichergestellt werden konnte, dass Menschen unentgeltlich Zugang zu Bargeld haben. In einer Zeit der Wahl zwischen „eat“ or „heat“ sind unentgeltliche Bezahlmethoden entscheident.

Auch in Österreich setzen die meisten Banken auf digitale Services und planen eine Reduktion des Bankfilialnetzes. Was eine gute Bankinfrastruktur ausmacht muss von der Politik definiert werden um künftig dem Wunsch der Bürger nach Wahlfreiheit der Zahlungsmittel gerecht zu werden. Ein Schutz aller Bevölkerungsgruppen in ihrem legitimen Interesse am Wirtschaftsleben teilhaben zu können, ist notwendig. Mittel- und langfristige Perspektiven über verstärkte Finanzbildung sind gut, Absicherung aller ist aber besser.“

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