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Triumphbogen: Garage01 am Radetzkyplatz

Ich suche immer den Bezug zum öffentlichen Raum. In Spanien ist die Straße ein Ort zum Flanieren, zum Begegnen. In Wien entwickelt sich erst langsam ein Bewusstsein dafür", erzählt Manuel Martínez Expósito vom Architekturbüro Especies de Espacios. Einen geschlossenen Viaduktbogen am Radetzkyplatz im dritten Wiener Bezirk hat der gebürtige Spanier zu einem solchen Ort gestaltet. Wo früher ein Garagentor den Platz begrenzt hat, steht nun ein pulsierendes Lokal.

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Die transparente Glasfassade und vier Eingänge verbinden zuvor getrennte Achsen. "Wir verstehen die Garage01 als Passage. Man kann durchgehen, oder sich setzen und Freunde treffen. Es ist ein belebter Raum", sagt Martínez Expósito. Gemeinsam mit den Betreibern, dem Künstler Gustavo Méndez-Liska und dem Zahnarzt Vit Dolezal, wurde der Schuppen in einen urbanen Treffpunkt verwandelt. "Früher war hier ein Korbgeschäft, dann ein Gemüseladen, zuletzt war es ein Lager", erzählt Méndez-Liska. Bis auf veraltete Elektroinstallationen fand man nichts vor, alles musste von Grund auf erneuert werden. "Die Leute spüren, dass wir das selbst gemacht haben. Das Lokal ist uns sehr ähnlich", sagt der Architekt.
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Orientiert hat man sich an jahrhundertealten Bauweisen, die heute noch ihre Gültigkeit haben. Der Wandverputz wurde abgeschlagen, damit die Mauern frei liegen und atmen können. Ein schwimmend verlegter Lärchenmassivboden schafft es, die Geräusche der oberhalb brausenden Bahn zu minimieren.

Die größte Herausforderung des Projekts lag aber in der kleinen Fläche: Toiletten, Lager, Küche und Gastraum mussten auf 96 Quadratmeter untergebracht werden. In die Höhe bauen ging nicht, also konzipierte Martínez Expósito einen Sockel, auf den er die Toiletten verfrachtete, um darunter Stauraum zu schaffen. "Normalerweise verstecken Architekten die WCs. Hier befinden sie sich in der Mitte, auf einem Podest", erklärt der Spanier. Stufen aus Edelstahl führen zu diesem, vom Gastraum nicht einsehbaren, stillen Ort. Von hier aus lässt sich ein Blick in Kochtöpfe und Pfannen werfen. "Das gibt es wohl nirgends in Europa. Aber dadurch entsteht Kommunikation zwischen dem Personal und den Gästen." Die Raumstruktur ist durch die offene Küche, die Bar und den Sockel geprägt.

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Kleine Details, wie in Blindenschrift gestanzte Zitate auf Stahlplatten und Stufen ("Erst kommt das Fressen, dann die Moral") oder die Projektion von Fotoausstellungen zeigen die behutsame Gestaltung des Stadtbahnbogens. Restaurierte Thonetsessel vermengen sich mit bunten Kunststoffstühlen im Schanigarten. "Funktional-industriell, mit einem Trend zur Gemütlichkeit", beschreibt Dolezal den Stil des Lokals, zu dessen Beginn eine bescheidene Idee stand: Bier verkaufen. Geworden ist es ein internationaler und weltoffener Raum, der Nachbarschaft pflegt und das Grätzel belebt.

www.garage01.com