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Stallung beziehen

Es kommt eher selten vor, dass die Vormieter vier Beine haben. Bei Bernhard Breuer ist das der Fall: In dem über hundert Jahre alten Bauwerk nahe der Tschaggunser Kirche weilten einst Kühe und Ziegen. Dann stand der Stall leer – kein seltenes Phänomen, auch in einer ehemals von der Landwirtschaft dominierten Region wie dem Montafon, in der nur noch wenige Vollerwerbsbauern leben. "Hier werden jährlich zig Ställe abgerissen. Es war mein Anliegen, ein Bauwerk wie dieses zu erhalten und zu nutzen", erzählt Breuer, der das Objekt bei einem Spaziergang ausfindig machte.

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Ein Gebäude wie dieses sei Teil der alpinen Baukultur, weise einen hohen Identifikationscharakter auf und speichere einfache, robuste und modulare Konstruktionsdetails. Daher war es dem Vorarlberger ein besonderes Anliegen, die bestehende Substanz zu erhalten. Ein Anspruch, der eine intensive Beschäftigung mit dem Vorhandenen und Kreativität verlangt. "Bauen im Bestand ist wie ein gutes Tischtennismatch: Agieren, reagieren und am Schluss sollte eine ausgewogene, spannende Partie herauskommen."

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Beim "Stall B", der einerseits auf den Namen des Architekten, andererseits auf den "Plan B", die Nutzung nach der Landwirtschaft verweist, verwertete Breuer den Matchball. Die Außenkonstruktion wurde zur Gänze von innen errichtet, um die charakteristische Bretterschalung zu belassen, und nur durch einige Öffnungen ergänzt. Zu großem Teil verließ sich der Bauherr auf altes Handwerkswissen. "Die Decke über dem Erdgeschoß ist aus massiven Weißtannendielen mit einer Stärke von sieben Zentimetern. Es ist Untersicht, tragende Decke und Fußboden in einem. Kein anderes Material kann das leisten und ist zudem lediglich verschraubt."

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Auch für die obere Ebene wurden Strickwände aus massiver Tanne gefertigt. "Wir haben viel in Eigenregie gemacht, anders wäre es nicht finanzierbar gewesen." Mit Fachkompetenz stand der Leiter der Zimmerei Kaufmann, Hansjörg Felder, zur Seite. "Er hat uns eingeschult, Geräte vermittelt und Material hergestellt." Nach drei Jahren Bauzeit war das Domizil fertig. "Wenn man Bauherr und Architekt in einer Person ist, ringt man mit sich selbst. Trotz des Budgets sollte ein Standard erreicht werden, der dem Bestand entspricht."

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Hell und luftig präsentiert sich das Objekt nun, das nicht die schlechtesten Voraussetzungen mitgebracht hat. "Von der räumlichen Struktur haben Stallgebäude viel mit zeitgenössischer Architektur zu tun. Es gibt hohe Räume, einen schwellenfreien Ausgang in den Garten, die Grundrisse sind fließend", sagt Breuer. Der zweigeschoßige, offene Wohnbereich wurde durch kompakte Zimmer ergänzt, die Rückzugsmöglichkeiten bieten. Ein nachhaltiges Energiekonzept sorgt für Strom und Heizung.

"Ich versuche, den Dingen auf den Grund zu gehen und das Wesen eines Themas zu erfassen." Das ist gelungen: Es ist endlich wieder Leben im Stall.

www.bernhardbreuer.com/wordpress

„Spielerisch, aber dennoch pragmatisch“ geht Bernhard Breuer an seine Aufgaben heran. „Ich suche nach einfachen Lösungen, die eine hohe gestalterische Qualität haben, aber auch erschwinglich und nachhaltig sind.“ Bereits während des Studiums an der Universität für angewandte Kunst in Wien machte er sich selbstständig.

Als freier Mitarbeiter arbeitete er u. a. an Projekten vom „Dietrich | Untertrifaller Architekten“ mit. Neben Architektur beschäftigt sich der 42-Jährige mit seinem Ein-Mann-Büro in Schruns (V) außerdem mit den Bereichen Städteplanung und Produktentwicklung.