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So fühlen sich Wildtiere in der Stadt und im Garten wohl

Die meisten finden Igel putzig und Kellerasseln ekelig. Wespen und Spinnen würden viele gerne loswerden, doch diese Insekten stehen auf dem Speiseplan vieler beliebter Vogelarten. „Tiere können Hausfreunde oder Störenfriede sein. Das kommt immer auf die Situation an. Es gibt per se keine guten oder bösen Arten“, sagt Landschaftsarchitekt und Zoologe Michael Stocker. „Wenn ein Marder im ausgebauten Dachboden einzieht und das Isoliermaterial frisst, ist das natürlich ein Problem. Dann muss man schauen wo er ein- und ausgeht und diesen Eingang verschließen. Wenn er im Geräteschuppen im Garten wohnt, entsteht kein Schaden. Dann gibt es auch keinen Handlungsbedarf.“

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In der Stadt leben mehr Tiere als man denkt. „Viele Häuser werden zum Lebensraum für Tiere, die ursprünglich an Felsen oder in Höhlen gewohnt haben – zum Beispiel Steinmarder, Turmfalken oder Mehlschwalben“, erklärt Stocker.

In Wien findet man unter vielen Vordächern, Fassadenvorsprüngen oder Loggien Nester von Mehlschwalben. „Die Vögel haben ein gutes Image, sie zwitschern schön und gelten als Frühlingsboten. Daher sind sie meistens willkommen“, erzählt Stocker. Wer Probleme mit den Exkrementen der Tiere hat, kann ein Kotbrettchen unter dem Nest montieren. „In Wien sind brütende Vögel geschützt. Gibt es Junge, darf man ein Nest nicht entfernen“, betont Stocker. Der Zoologe unterstützt die Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22), wenn Mensch und Tier einander in die Quere kommen. Er sucht nach Lösungen, wenn zum Beispiel ein Haus saniert werden soll, es aber Nester von Mauerseglern oder Mehlschwalben unter dem Dach gibt und rät daher: „Wer Baumaßnahmen setzen will und weiß, dass Vögel am Haus nisten, sollte schon vorher mit der MA 22 Kontakt aufnehmen.“

Tierfreunde, die im zweiten Stock oder höher wohnen, können den Vögeln mit Nistkästen einen großen Gefallen tun. Für Mauersegler-Nistkästen aus Holz gibt es Bauanleitungen im Internet, Kästen aus Holzbeton sind im Fachhandel erhältlich.

Nistkästen gibt es übrigens auch für Fledermäuse. Am liebsten leben diese Tiere aber in alten, nicht ausgebauten Dachböden, hinter Holzverschalungen oder in Baumhöhlen. Alle Fledermäuse stehen unter Artenschutz, die Tiere zu töten oder ihre Quartiere zu zerstören ist streng verboten. „Gibt es ein Problem, wendet man sich am besten an Fachleute, zum Beispiel an die Experten bei der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung“, sagt Stocker. Meist hört und sieht man von diesen Mitbewohnern nichts. „Das einzig Störende können die Kotspuren sein. Um den Boden zu schonen, legt man eine dicke Plastikplane aus. Den Fledermauskot wischt man einmal im Jahr weg und nutzt ihn als guten Gartendünger“, rät Stocker.

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In jedem Garten leben Tiere – egal ob man diesen tierfreundlich gestaltet oder nicht. Mit den richtigen Maßnahmen kann man aber den Besuch vieler Arten fördern und ihren Aufenthalt verlängern. Wer genug Platz hat, kann mit Bäumen und Sträuchern, einer wenig beschnittenen Hecke, einem Stück Wiese (das im Gegensatz zum Rasen nur zwei Mal pro Jahr gemäht wird) und einem Gartenteich viele verschiedene Lebensräume schaffen.

Ein tierfreundlicher Garten muss nicht verwildert oder ungepflegt sein. Doch man muss der Natur zumindest ein wenig ihren Lauf lassen: Rasenschnitt, verblühte Blumen, Laub und Äste sollten liegen bleiben. Auch Baumstümpfe und totes Holz sollte man im Garten lassen. Denn hier fühlen sich Schnecken, Käfer und andere Insekten richtig wohl. Und sie sind eine Delikatesse für Igel, Vögel und Kröten. Steinhaufen in der Sonne bieten Eidechsen, Spitzmäusen, Hummeln, Kröten und vielen Käferarten Unterschlupf. Wenn die Hohlräume groß genug sind, finden auch Igel hier ein Versteck. Die ideale Wohnung für den stacheligen Gast ist ein Haufen Laub mit Zweigen und Reisig. „Achten Sie auch auf Gefahrenquellen: Decken Sie den Pool im Winter ab und sorgen Sie für eine Ausstiegshilfe, falls doch ein Tier hineinfällt. Einfache Rampen gibt es im Handel“, rät Stocker. Auch Kellerschächte und Gruben sollte man zudecken. Für Igel stellen auch Drahtgitterzäune, die wenige Zentimeter über dem Boden enden, eine Gefahr dar. Wer Vögeln und Insekten in seinem Garten ein modernes Zuhause bieten will, kann Nistkästen, Insektenhotels und Schmetterlingshäuser kaufen oder selbst bauen.

Natürlich gibt es auch ungebetene Gäste. Wenn man zum Beispiel im Keller Öffnungen für Fledermäuse oder Erdkröten schafft, können auch Ratten eindringen. Um diese Tiere gar nicht erst anzulocken, sollte man Lebensmittel in geeigneten Gefäßen lagern, Müllsäcke immer im Container entsorgen und keine Fleischabfälle auf den Kompost geben.

Gib es tatsächlich einen Rattenbefall, sollte man lieber nicht selbst herumexperimentieren, sondern sich gleich an einen Experten wenden. In Wien regelt eine eigene Verordnung die Rattenbekämpfung: Jeder Eigentümer (bzw. Verwalter) einer Liegenschaft ist verpflichtet, die Anlage regelmäßig zu überprüfen. Maßnahmen zur Beseitigung müssen von professionellen Schädlingsbekämpfern durchgeführt werden.