Sein Satz "Alles ist Architektur" verfolgt ihn bis heute
Architektur hat ihn ursprünglich interessiert, "weil es eine sehr öffentliche Sache war". Zu seinen bekanntesten und zugleich umstrittensten Bauten zählt sicher das als Konsumtempel der Postmoderne ausgeführte Haas-Haus (1985–1990) schräg gegenüber vom Wiener Stephansdom.
Aber gebaut hat Hans Hollein in aller Welt, u. a. die österreichischen Botschaften in Brasilia und Berlin, ein Theater in St. Louis, eine Bank in Lima, das Museum "Vulcania" in Frankreich, die Shed-Halle in St. Pölten, den Media Tower (Generali Tower) am Donaukanal, Entrée und Café der Albertina und das Museumszentrum in Mönchengladbach, entworfen als kühle, romantische Hommage auf Raum in der Natur und Natur im Raum.
Hollein: "Da hat sich eine Provinzstadt etwas getraut. Der Mut der Entscheidungsträger gehört schon dazu."
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Holleins Bauwerke
Hollein-Schau im MAK
1985 erhielt Hollein den renommierten Pritzker-Preis. "Alles ist Architektur", verkündete der Clemens-Holzmeister-Schüler, der nach der Wiener Akademie der bildenden Künste in den USA studierte, schon Anfang der 60er-Jahre. Und seine Profession sieht er seit jeher als "Verlängerung der Sinne".
Im Grunde hält er es mit Josef Hoffmann: "Was soll man über Kunst reden? Machen oder bleiben lassen."
Am 30. 3. feiert der Architekt, Designer und Planer seinen 80. Geburtstag. Und das Museum für angewandte Kunst (MAK) feiert ihn mit der Schau "Hollein" (25. 6.–5. 10.) und neuem Blick auf sein vielfältiges Werk. Wäre ihm vor fast 50 Jahren nicht der Gestaltungsauftrag für das Kerzengeschäft Retti am Kohlmarkt – "16 groß, quasi ein gebautes Manifest, aber gleichzeitig ein präzise funktionierender Laden" – dazwischengekommen, wäre es vielleicht zu mehr Projekten in Amerika gekommen, sagte der notorisch Unruhige und Unzufriedene einmal. Jenseits des Atlantiks gäbe es eben mehr Möglichkeiten und mehr Resonanz.
Hollein: "Wo in Europa ist ein Projekt wie das Getty-Center möglich? In Amerika gibt es eine aufgeschlossene Atmosphäre. Dagegen ist in Österreich ein Architekt schon froh, wenn er ein Einfamilienhaus machen kann."
Dass sein Guggenheim-Projekt für Salzburg an den Politikern gescheitert ist, war ihm lange ein Ärgernis. "Eine Studie hatte es als machbar und finanzierbar erkannt, aber die damalige österreichische Politik wollte es nicht. Wolfgang Schüssel hat es letztlich verhindert", so Hollein: "Die Basken waren eben intelligenter als die Salzburger. An Bilbao sieht man, was wir hier hätten haben können. Und was in Salzburg an einem Museum im Berg beim Café Winkler herumgebastelt wurde, war absurd und ärmlich."
Die späte Reue des Architekten kennt Hollein nicht: "Ich überlege mir die Dinge sehr genau und selbstkritisch. Und was gebaut wird, hält bei mir zu fast 100 Prozent." Es gäbe Kollegen, die könnten das, was sie vor 20 Jahren gemacht haben, nicht mehr anschauen. Hollein: "Ich habe da keine Probleme."