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Seehaus bei Graz: Eine Brise Ewigkeit

"Das Meer ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis der Ewigkeit", schrieb Thomas Mann. Ozean ist es zwar keiner, der in Hautzendorf im Bezirk Graz-Umgebung liegt. Aber ein Schotterteich mit einer durchaus anständigen Fläche. "800 Meter lang, 400 Meter breit – das erzeugt schon das Gefühl einer Naturlandschaft", erzählt Paul Michael Pilz. Der Architekt kennt das Erlebnis der Ewigkeit ebenfalls, kann "stundenlang draußen sitzen und nur aufs Wasser schauen". 2008 bezog er an einem benachbarten Teich sein eigenes Ferienhaus, acht Jahre später hat er das dritte Projekt an einem Ufer fertiggestellt.

Vom Wohnwagen ins Seehaus

Die Bauherren, eine Familie mit zwei erwachsenen Kindern, hielten einst mit ihrem Wohnwagen an der Stelle. Der Blick nach dem Aufwachen fällt nun nicht mehr durch kleine Luken, sondern vom Schlafzimmer aus durch großzügige Fenster direkt auf das Wasser. Im Obergeschoß befinden sich weiters die Sanitärräume, im Erdgeschoß der Wohn- und Essbereich mit einer kompakten Küche.

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"Die meisten Einfamilienhäuser haben das Doppelte an Fläche. Hier war die Herausforderung, die Funktionen auf engstem Raum und zwei Ebenen so zu platzieren, dass trotzdem ein großzügiger Aufenthalt und eine gute Nutzqualität erreicht wird. Wie auf einer Jacht haben wir jeden Zentimeter genutzt." Beispielsweise wird der Bereich unter der Treppe als Stau-, Haustechnikraum und Garderobe verwendet.

Bauen mit Bierdeckeln

73 Quadratmeter Wohnfläche umfasst der Innenbereich schließlich. Im Freien befindet sich ein Holzdeck mit fünf Meter Tiefe, das über den See auskragt. Dank der Freiflächen und der Loggia wird der Lebensbereich verlängert und die Natur ins Haus geholt. Dabei sah der Bebauungsplan ein kleineres Objekt vor – eine Ausnahmebewilligung vonseiten der Gemeinde machte das "Seehaus W" doch noch möglich. Die Anfertigung erfolgte in Massivholzbauweise. "Es handelt sich um ein Haus aus Kreuzlagenholz – vereinfacht gesagt ähnelt es einem Objekt, das aus Bierdeckeln gebaut wird." Dazu werden gestapelte Fichtenlamellen unter hohem Druck verleimt, vorgeschnitten und vor Ort montiert. "Mit dieser Bauweise ist man schnell und hat konstruktive Vorteile. Im Unterschied zu Holzriegelbauten handelt es sich um ein tragendes System, das fast so schalldicht wie Beton ist."

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Die zum See hin auskragende Geschoßdecke sorgt zusammen mit den Seitenwänden für das signifikante, moderne Design. Für die Fassade des oberen Stockwerkes nutzte Pilz hinterlüftete Lamellen aus vorvergrautem Lärchenholz, die nicht gestrichen werden müssen. Damit der Bereich seine schwebende Wirkung erhält, wurde das Erdgeschoß im Kontrast dazu mit Silikat verputzt.

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Moderne Formensprache

"Die Form soll sich natürlich von der Funktion ableiten", sagt der 55-jährige Grazer, "aber die Handschrift des Architekten soll schon erkennbar bleiben." Details wie Regenrinnen, die aus optischen Gründen versteckt werden, führen zu einem stimmigen Gesamtbild. Zudem machte sich Pilz die passive Solarenergie zunutze: Die Stellung des Baukörpers wird dabei so angeordnet, dass die Sonne im Winter das Glas erwärmt, im Sommer, wo sie höher steht, allerdings Hitze vermieden wird. Dafür sorgt auch die Dämmung am folierten Pultdach.

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Es ist ihm wichtig, eine moderne Formensprache und energiesparende Möglichkeiten zu nutzen, meint der Architekt. "Natürlich spielen die Ambitionen der Bauherren eine entscheidende Rolle. Wenn jemand ein Raumschiff will, jubeln wir. Oft ist es aber so, dass das Objekt alles können muss, nichts kosten darf und ein Satteldach haben soll." Ein Raumschiff ist es noch nicht geworden. Aber zumindest ein Haus, das wie eine Jacht gebaut ist. An einem Teich, mit einer Brise Ewigkeit.

Im Jahr 1998 gründete Paul Michael Pilz sein eigenes Atelier mit Sitz in der steirischen Hauptstadt. Mit drei Mitarbeitern realisiert der 55-Jährige Projekte in den Bereichen Wohnbau, Gewerbe, Sanierung, Innenraumgestaltung sowie Einfamilienhäuser. Für den Bau der E&S Europazentrale in Graz erhielt der Architekt den ZT-Award 2007.
www.pilzarchitektur.at