Schale mit Schwung
Von Isabella Radich
Mit seiner weichen Form mag der Sessel "369" vielleicht simpel wirken – in der Designwelt hat er jedoch keineswegs einen unbedeutenden Platz. Der schalenförmige Sitz stellte zu seiner Entstehungszeit im Jahr 1956 ein Novum auf dem Möbelmarkt dar und sorgte mit seinen sanften Rundungen für Furore.
Erste Modelle mit bauchiger Form tauchten Ende der 1940er-Jahre in Skandinavien auf. Der finnische Gestalter Eero Saarinen machte mit dem Modell "Womb" (deutsch: "Mutterleib") den ersten Schritt in Richtung fließender Linien und entfernte sich von der eckigen Formensprache. Der "369" folgte kurz danach und sollte trotz des anonymen Entwerfers bald zu einem Trendsetter unter den Sitzmöbeln werden.
Markante Merkmale des "369" sind das Verschmelzen der Einzelteile und die einladende, kreisförmige Öffnung. Dank der ergonomischen Formgebung rutscht man beim Hinsetzen sofort in den Stuhl zurück. Das Aufstehen fällt dank der kurzen Sitzfläche aber keinesfalls schwer. Die Messing- oder Stahlrohrbeine an den Seiten runden das Schalendesign mit einfachen Linien ab. Für den Hersteller
Walter Knoll steht das Möbelstück für Avantgarde und bestehende Gültigkeit. Aus diesem Grund hat er den Kultsessel zu Beginn des 21. Jahrhunderts neu aufgelegt.
www.walterknoll.de