Säen und setzen: In die Beete – fertig, los!
Von Martin Burger
Bernard Rödls Unterarm ist das ideale Demonstrationsobjekt für angehende Obstbaumschneider. „Schnittflächen, die stärker sind als ein durchschnittlich muskulöser Männer-Unterarm verheilen nicht mehr“, erläutert der Gartenleiter von Schloss Hof in Niederösterreich. Ein alter Kirschbaum mit Spechtloch muss herhalten. „Wenn ein Baum ein Spechtloch hat, ist er nicht mehr vital.“ Dennoch wäre es schade, ihn umzuschneiden – alte Bäume mit grobrissiger Borke sind ein wichtiger Lebensraum für Vögel und Insekten.
Ein morscher Baum in einer Parkanlage stellt allerdings ein Risiko dar. Zur Sicherheit nehmen die Gärtner die stärkeren Äste um ein Drittel zurück. Ein radikaler Rückschnitt, der sich auf den Fruchtertrag auswirkt. Im Privatgarten genügt es, abgestorbene Äste und Zweige wegzuschneiden, um eine schöne Krone zu bekommen. „Beim Hausbaum geht es selten um den Ertrag, sondern mehr um die Schatten- und Schaufunktion“, sagt Rödl. Ein Tipp des Profis: Nach einem kräftigen Rückschnitt treiben die schlafenden Knospen aus. Daher werden die folgenden Wassertriebe nicht zurückgeschnitten – das würde nur weitere schlafende Knospen anregen –, sondern weggerissen.
Furcht vor Frost
Gärtner kennen noch ein anderes Problem: Ihr Kirschbaum trägt keine oder wenige Früchte. Nachtfröste während der Blütezeit sind dafür der Hauptgrund. Welche Möglichkeiten gibt es sonst? Wenn sie am Boden Fruchtkörper des Hallimasch finden, ist Feuer am Dach. Der Hallimasch-Pilz ist ein gefährlicher Krankheitserreger in Obstkulturen. Rödl, radikal: „Da gibt es nur noch eine Maßnahme, die hilft – Umschneiden und alles verbrennen.“ Eine dritte Möglichkeit: In der Blütezeit der Kirsche ist es generell zu kalt, die Tagestemperaturen bleiben unter 10C, dann fliegen zu wenige Insekten. Die Blüten erfrieren nicht, es werden aber zu wenige Blüten bestäubt.
Auf der Südseite des Schlosses gräbt Ulrich Harald derweil sein Gemüsebeet um. Die Bodenscholle wird tiefgründig gelockert, um das Bodenleben nicht zu zerstören. „Sehr tiefes Umgraben kann man sich sparen. Man erreicht eigentlich das Gegenteil.“ Dann zieht er mit einem Stock eine Furche ins Beet, sät die Karotten langsam in die Furche ein. Er formt die Hand zu einer halb geöffneten Faust, setzt sie am Rand der Furche an und fährt die Samenreihe entlang. Die lockere Erde fällt in die Eintiefung und bedeckt die Samen, beim Zurückgehen drückt er die Erde an, der Samen verbindet sich mit der feuchten Erde und kann besser quellen und keimen. Im Gartensprech heißt das: „Gleichmäßig zuräumen und dann rückverfestigen, dann hab’ ich schon gewonnen.“
Die Radieschen sind die Vorfrucht für die Stangenbohnen, die Mitte Mai gesetzt werden. Die werden in einen Kreis gesetzt um ein Dreibeingerüst aus Haselstangen. Der Vorteil für den Boden: Bohnen sind Leguminosen und reichern den Boden mit Stickstoff an. Im Folgejahr kann dann ein sogenannter „Starkzehrer“ gedeihen, der dem Boden Nährstoffe entzieht. „Der Fruchtwechsel erspart mir praktisch das Düngen“, sagt Herr Ulrich, der sich in seinem Gemüse-Reich aus Erbsen, Karotten, Petersilie und Schnittsalat sichtlich wohlfühlt. Im Sommer peppt Harald seine Beete mit Bauernblumen auf: Cosmeen, Coreopsis, Ringelblume, Nachtkerzen und „Weinviertler Edelweiß“ – ein Wolfsmilchgewächs. „Mein Ökosystem.“