Zu Weihnachten setzen internationale Luxuskaufhäuser auf opulente Schaufensterdekorationen. Die Konzepte dazu liefern berühmte Modedesigner. IMMO präsentiert die diesjährigen Highlights.
In Gedanken ist Frank Benchet bereits im Februar angekommen. Der französische Artistic-Direktor des Pariser Luxuskaufhauses Printemps plant schon die nächste extravagante Auslagendekoration, die im übrigen dem Modelabel Chloé gewidmet sein wird.
Weltweit genießt die Tradition von außergewöhnlichen Schaufenstern einen hohen Stellenwert. Egal, ob in London, Paris oder New York – vor allem zu Weihnachten werden kaum Kosten und Mühen gescheut. „Die weihnachtliche Dekoration der Auslagen hat bei Printemps eine sehr lange Tradition. Bereits seit 1912 erschaffen und kreieren wir bewegte, animierte Fenster. Vor allem rund um Weihnachten spazieren geschätzte zehn Millionen Menschen an unseren Auslagen am Boulevard Haussmann vorbei. Die Inszenierung ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene konzipiert, zu Weihnachten gibt es keine Altersunterschiede. Es ist uns wichtig, diese französische Tradition auch weiterhin aufrechtzuerhalten und immer wieder neu zu beleben“, erklärt Benchet. Die Präsentation der Auslagen selbst ist milde gesagt ein Großevent. Selbst Hollywoodstars werden dafür engagiert. Heuer eröffnete Marion Cotillard, französischer Schauspielstar, die Schaufenster.
Das Modehaus Christian Diorlieferte die diesjährige Gestaltung der „Les Vitrines de Noël“ (Weihnachtsauslagen). Entstanden ist eine Geschichte in vier Akten aus der Welt der Haute Couture. Für die Themen „Skating Rink at the Eiffel Tower“, „Roof tops and Balloons“, „Fair“ und „Ball“ wurden 74 Puppen (64 weibliche und 10 männliche) in Handarbeit gefertigt. Zwölf verschiedene, originalgetreue Kopien der berühmtesten Designs des Modehauses Dior werden in elf Schaufenstern präsentiert. Angefangen vom berühmten „Bar“-Anzug, der in der ersten Modenschau im Jahr 1947 vorgestellt wurde bis hin zu Kreationen aus der diesjährigen Herbst-/Winter-Kollektion von Raf Simons. „Jedes Modell wurde im Haute-Couture-Atelier von Dior in der Avenue Montaigne maßgefertigt. Die Originale wurden bis ins kleinste Teil miniaturisiert, angefangen von der Anzahl der Unterröcke bis hin zu den hochwertigen Materialien – es sind exakte Kopien“, erklärt Frank Benchet.Die gesichter der Puppenwurden aufgestickt. Selbst für die Mini-Lady-Dior-Handtaschen wurden dieselben Lederwaren verwendet wie für die „echten großen“, um eine möglichst identische Miniatur des Originals, inklusive dem berühmten „Cannage“-Muster zu erstellen. Auch auf die vier baumelnden Metallbuchstaben (das Firmenlogo) an den Doppelhenkeln, die einst von Christian Dior, der bekanntlich einen Faible für Glücksbringer-Anhänger hatte, wurde nicht vergessen. Die Schuhe sowie die Mini-Eislaufschuhe aus Lammfell, Perücken und die Hüte – alles wurde maßstabgetreu an die Miniatur-Models angepasst. Rund achtzehn Monate lang arbeitet ein vierköpfiges Team unter der Leitung von Frank Benchet an so einem riesengroßen Projekt: „Die Dekoration von Auslagen ist für uns ein wichtiges Instrument und hat auch dementsprechend viel Einfluss. Unsere Konzepte werden weltweit thematisiert und sind mittlerweile weltberühmt. Diese Wertschöpfung darf man nicht unterschätzen.“
Die Auslagender Pariser Galeries Lafayette sind mindestens genauso extravagant wie die der benachbarten Konkurrenz. Das diesjährige Konzept stammt vom französischen Luxusunternehmen Louis Vuitton. Mehr als 40.000 Menschen haben sich, seit der offiziellen Eröffnung der Schaufenster im November, auf YouTube das „Making of“-Video dazu angesehen. Der Bekanntheitsgrad einer auf den ersten Blick scheinbaren „Nebensache“, ist verwunderlich groß. Bei der Präsentation setzte man dieses Mal nicht nur auf prominente, sondern auch auf tierische Unterstützung. Das französische Model Loulou Robert, neue Muse und Ikone des niederländischen Fotografen-Duo Inez und Vinoodh, eröffnete die Schaufenster auf dem Rücken eines Elefanten – Dumba, der mithilfe seines Rüssels, die Fassaden-Beleuchtung enthüllte.
Unter dem Motto „Noël du Siècle“ (Weihnachten des Jahrhunderts) feiert das luxuriöse Kaufhaus auch das 100-jährige Bestehen der Jugendstil-Glaskuppel im Inneren. Das diesjährige Konzept: Ein Ballett aus exotischen Tieren. Pandas, Bären, Flamingos und Marionetten – sie alle tragen Louis Vuitton. Die Tierwelt symbolisiert die Beziehung des Unternehmens zum Thema Reisen. Zusätzlich stehen ein paar Schaufenster ganz im Zeichen bekannter Disney-Prinzessinnen wie Schneewittchen oder Aschenputtel. Im Londoner KaufhausHarrods setzte man auf Prinzessinnen. Inszeniert wurden die Fantasie-Figuren von namhafte Designern, die eigene Ballroben für die Puppen anfertigten. Schneewittchen trägt ein Kleid von Oscar de la Renta, Belle verzaubert in einem Valentino-Entwurf und Cinderella wurde in Versace gehüllt. Für Arielle entwarf Marchesa eine Robe, Dornröschen wurde von Elie Saab ausgestattet und das Styling von Rapunzel stammt von Jenny Packham.
Ein ähnliches Konzept verfolgte heuer auch das New Yorker Nobelkaufhaus Barneys. Unter dem Motto „Electric Holiday“ präsentieren Disney-Charaktere wie Minnie, Daisy Duck oder Cruella de Vil in atemberaubender Couture die festlich geschmückten Auslagen. Und natürlich wurde die Eröffnung auch im Big Apple durch einen Hollywoodstar unterstützt: „Sex and the City“-Star Sarah Jessica Parker enthüllte die Vitrinen.
In Wien ist das Engagement hingegen etwas verhalten. Wagt man einen Spaziergang auf die hiesigen Einkaufsstraßen, wird man etwas enttäuscht. Das einzige Highlight ist die prachtvolle Weihnachtsbeleuchtung auf den Straßen. „Wien ist im Gegensatz zu Großstädten wie New York oder Paris einfach zu klein. Auslagen sind unumstritten das wichtigste Marketinginstrument eines Geschäftes. Bei uns gilt das Motto: Weniger ist mehr“, erklärt Florian Jonak, Betreiber der Boutiquen Hermes, Armani und Versace in Wien.
Natürlich kann man behaupten, dass der internationale Aufwand übertrieben ist und dass Weihnachten bereits ausreichend vermarktet wird. Doch es ist schön stehen zu bleiben, die Hektik zu vergessen und einfach für ein paar Minuten in eine Miniaturwelt aus Puppen, Träumen und Fantasien einzutauchen. Das gilt auch für bekennende Feiertagsgegner – probieren Sie es einfach aus.