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Mailand: Eine Stadt spricht Design

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Ein bisschen was, geht immer noch – vor allem in Italien. Menschenmassen schieben sich in den Zug und die mehr als 30-minütige Fahrt mit der U-Bahn-Linie M1 in Richtung Messegelände Fiera RHO in Mailand kann losgehen. Jeder Waggon ist bis auf den letzten Zentimeter aufgefüllt. Typisch. Mitte April ist Messezeit und alles dreht sich rund um Design und Möbel. Da darf man sich auch nicht wundern, wenn man plötzlich im derzeit angesagtesten Szeneviertel der Stadt, der "Zona Ventura Lambrate", auf dem Gehsteig über knallrote, Lack-Stilettos stolpert. Kein Witz. Die bestimmt tiefgründige Motivation dahinter ist wohl eher Interpretationssache. Vor allem weil man die High Heels mit Pelargonien bepflanzt und zum Blumenkistel umfunktioniert hat. Das ist im übrigen auch kein Witz.

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Szene-Viertel gibt es viele – eigentlich weiß man nie so genau, was nun die hippste Gegend ist. Während der "iSaloni" zeigen sich Stadtteile wie die Zona Tortona, Zona Ventura Lambrate oder Brera kreativ und selbstbewusst. In den Straßen finden sich überall Papp-Aufsteller, die vor den Hauseingängen postiert sind und auf neue Designs, Ausstellungen oder Installationen aufmerksam machen. Die Stadt ist ein guter Gastgeber.

Die Locations in der Stadt reichen von leer stehenden Gebäuden bis hin zu Lagerhallen. Nicht zu vergessen die 209.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche am Messegelände. Als Journalistin läuft man in diesen Tagen – ohne viel zu verharmlosen – ganze Marathon-Strecken ab. Kein Wunder also, dass so manche Dame die High Heels in der Tasche eingepackt hat. Lange Distanzen bestreitet man lieber in Ballerinas oder Sneakers. Zwischen den Interviews pendelt man nur noch zwischen dem Zentrum und dem Messegelände außerhalb der Stadt. Die U-Bahn-Karte beherrscht man aus dem Effeff. Die Orientierung beschränkt sich somit auf Stationsnamen wie Duomo, Porta Genova, Moscova, Lanza Brera, Porta Garibaldi oder Lodi. Sehenswürdigkeiten wie den "Castello Sforzesco" entdeckt man eher zufällig, während einer Taxifahrt etwa, wenn sich Interviews verspätet haben.

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Verspätungen gehören in Mailand zum normalen Tagesablauf. Minutiös geplante Termine sind von vornherein zum Scheitern verurteilt. Beim dritten Mailand-Besuch hat man auch das verinnerlicht und plant großzügiger. Trotz Gedränge bleibt die U-Bahn das beste Fortbewegungsmittel. So kann es passieren, dass man zwischen der Station Lima und Duomo mit Design-Star Piero Lissoni ins Gespräch kommt oder mit Erwan Bouroullec auf den nächsten Zug wartet. Das beliebteste Gesprächsthema bei Cocktail-Einladungen während der Messe: die anstrengenden Tagesabläufe. Spätestens auf dem Rückflug kommt man zum Schluss: Der Wahnsinn ist trotz allem großartig. Man freut sich schon aufs nächste Jahr.

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