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Andere Rezepte. Andere Gesichter.

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Obwohl Thomas Hüttl aus der Kirche ausgetreten ist, spielt in seinem Kochatelier im fünften Bezirk im Hintergrund Radio Stephansdom. Hüttl ist diplomierter Koch und arbeitet als sogenannter Rent a Chef. Unter dem Motto "Die Wohnung wird zum Lokal", kommt er zu seinen Kunden nach Hause, um sie zu verwöhnen. Stundensatz: 40 Euro. "Darin ist alles inkludiert", erklärt Hüttl. "Die Planung des Essens, Anfahrtskosten, Einkauf, Lieferung, Kochen, Anrichten und Zusammenräumen." Dazu kommen die Preise für die Lebensmittel.

Was laut Hüttl in keiner Küche fehlen sollte: Sauteusen, Kasserollen, ein guter Stabmixer, eine Winkelpalette, eine Pinzette und viel Arbeitsfläche."Zu Beginn ist es manchen Gästen unangenehm, wenn sie die ganze Zeit bedient werden, aber nach den ersten zwei Gläsern Wein fühlen sie sich meist wunderbar", sagt Hüttl. Da ein Rent a Chef nicht ganz günstig ist, landet er immer wieder in exklusiven Situationen. So ließ ihn ein Millionär aus der Schweiz für zwei Jahre regelmäßig nach Barcelona zum Kochen einfliegen.

Für viele kochen

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In der Wiener Gruft geht es nicht um exklusives Essen, sondern darum, 200 Leute auf einmal zu verköstigen. Die privaten Kochgruppen der Gruft werden nicht bezahlt. Sie zahlen. Alle Lebensmittel, die sie verwenden, müssen sie kaufen: Fleisch, Gemüse, Salat, Joghurt, Nachspeise. Die Kochteams bestehen aus privaten Helfern, Studenten oder Schulklassen. Andrea Stimpfl-Abele hat die erste Kochgruppe mit ein paar Freundinnen gegründet. "Das war vor 14 Jahren", erinnert sie sich. "Die Obdachlosen und Sozialhilfeempfänger, die zum Essen herkommen, waren zu Beginn sehr skeptisch. Erst, als wir regelmäßig gekommen sind, haben sie uns vertraut." "Dann wurde für uns applaudiert", wirft eine Kochteilnehmerin ein.

Mittlerweile sind die Kochgruppen so beliebt, dass man vier Monate auf freie Termine wartet. Die Küche der Gruft besteht aus zwei Bereichen. Im hinteren Raum wird geschnitten, im vorderen gekocht. Dort stehen ein riesiger Bräter, ein Dampfgarer und eine Herdplatte, wo schon mal ein Topf mit zehn Kilo Nudeln aufgestellt wird. Gekocht wird frei. "Ich würze das Fleisch immer anders: mal mit Curry, mal mit Chili", erklärt Stimpfl-Abele. Durch ihr Engagement erhält sie ständig Feedback. "Man sieht mit den Jahren Menschen kommen und gehen. Einige sterben. Ich werde noch heute von Leuten auf der Straße gegrüßt. Das berührt."

Auf kleinstem Raum

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200 Meter neben der Gruft, ist der Kebabstand von Ibrahim Sengec angesiedelt. Seit einem Jahr arbeitet er hier. "Ich bin eher eine Auskunftsstelle, als ein Kebabstand", meint Ibrahim. Und tatsächlich. Bilanz nach einer Stunde Interview: "Entschuldigung, wo finde ich einen Bankomaten?", "Könnten Sie mir den Schein in Kleingeld wechseln?", "Wo kann man hier Zigaretten kaufen?", "Ist das der Weg zum Apollo-Kino?"

Nur ein Würstel wurde verkauft. Käsekrainer. Mit Ketchup. Ibrahim nimmt es mit Humor. Er mag den Kontakt mit Menschen. Wenn er Zeit hat, putzt er den Griller und die Arbeitsfläche. "Die Leute schauen, bevor sie etwas kaufen. Es muss alles sauber sein." Ibrahims Stand misst nur ein paar Quadratmeter. Untergebracht sind hier ein Grillgerät, eine Kebab- und eine Leberkäsmaschine, ein Backofen, ein Toaster und eine Fritteuse. Sein Kollege Mehmet erscheint zur Ablöse. Er hat die Nachtschicht. Da seien die Gäste manchmal anstrengend, wenn sie betrunken sind. "Was soll man machen? Aber wir sind nicht auf Streit aus. Unser voriger Mitarbeiter hat einen Gast mit einem Messer abgestochen. Nein, Spaß. Hat er nicht – haben Sie das geglaubt?"

In der Öffentlichkeit

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Ebenfalls zu zweit arbeiten die Fernsehköche Andreas Wojta und Alexander Fankhauser. "Der Pilot für unsere erste gemeinsame Kochsendung vor sechs Jahren war ein Desaster", gesteht Fankhauser. "Das ist erst besser geworden, als wir Rhetoriktraining bekommen haben." Wojta hat ein Lokal im ersten Bezirk und Fankhauser ein Hotel in Tirol. "Alle glauben, ich sitze daheim herum und zähle mein Geld. Die Menschen sind überrascht, wenn sie mich in der offenen Küche stehen sehen", sagt Wojta. Laut ihm hat der Gast immer Recht. "Schauen Sie, was soll ich denn jemandem sagen, der bei einem Wein mit Schraubverschluss drei Mal sagt, er korkt. Ich gebe ihm einfach die vierte Flasche. Und wenn wer nach dem veganen Gericht fragt und dann Parmesan drüber will. Bitte."

Ob Passanten auf der Straße nach Rezepten fragen? Fankhauser: "Na. Eher nach einem Foto und einem Bussi." Beide kochen gerne bodenständige, österreichische Küche. "Ich brauche zum Kochen immer Musik und ein Glaserl Rotwein", so Wojta. Über ihren bisherigen Erfolg meint Fankhauser: "Schmäh führen und deppat sein reicht nicht. Man muss demütig bleiben. Wir zwei, wir sind über all die Jahre hinweg immer die gleichen geblieben."