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Kochen unter erschwerten Bedingungen

Studenten-WG in der Raumstation

Alles, was bröselt, ist verboten. Hunderte Kilometer über dem Erdboden wird beim Essen nichts dem Zufall überlassen.

„Die Küche auf einer Raumstation kann man mit der Hightech-Version einer Mini-Studenten-WG-Küche vergleichen“, meint Gernot Grömer. „Wenig zum selber Kochen, viel vorgefertigte Nahrung.“ Grömer ist Obmann des Österreichischen Weltraumforums. Er hat Astrobiologie an der Universität Innsbruck studiert und bereits mehrere Mars-Simulationen organisiert, die zur Grundlagenforschung für künftige, bemannte Missionen dienen. „Alle Mahlzeiten der Astronauten sind vorgefertigt und namentlich beschriftet“, erzählt Grömer. „Wenn ein Raumfahrer im letzten Moment ausgetauscht wird, muss sich sein neuer Kollege mit den Wahlgerichten zufrieden geben.“ Die Aufgaben der Astronauten können zu unterschiedlichen Essensroutinen führen. Grömer: „So wird das gemeinsame Abendessen zum sozialen Highlight des Tages.“ Ausgestattet ist die Küche mit Ofen, Kühlschrank, Besteck und Anschlüssen für heißes sowie kaltes Wasser. Damit die Astronauten während des Essens nicht davonschweben, gibt es anschnallbare Fußanker. An einem kleinen Klapptisch kann man mithilfe von Klettverschlüssen Utensilien lagern, die man gerade nicht benutzt. Bröseliges Essen ist tabu, da die Astronauten die kleinen Teilchen in der Schwerelosigkeit einatmen könnten. Flüssigkeiten müssen in Spezialbehältern aufbewahrt werden. „Auf der ISS gibt es immerhin schon eine experimentelle Espresso-Maschine“, bemerkt Grömer. Dann erzählt er von der Food Tasting Ceremony: „Dabei isst die ganze Crew lange vor dem Flug von einem riesigen Buffet und kostet sich durch verschiedene Miniportionen.“ Aus den Vorlieben erstellen Ernährungswissenschafter einen ausgewogenen Diätplan. „Raumfahrt ist Technik am Rande des Möglichen. Sie fordert uns, außerhalb des Bekannten zu denken, um die Entdeckung von neuen Welten zu ermöglichen“, meint Grömer. „Da mitzuarbeiten ist ebenso fordernd wie spannend.“

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Schiffsküche der Superlative

Die „Allure Of The Seas“ ist das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Täglich wird für 7500 Menschen gekocht: 5500 Passagiere, 2000 Crewmitglieder.

An dem „Kreuzer“ ist alles superlativ: 60,5 Meter breit, 362 Meter lang, Geschwindigkeit 22 Knoten, 16 Decks. Mit diesen Traummaßen ist „Die Allure Of The Seas“ von Reederei Royal Caribbean das größte Kreuzfahrtschiff der Welt, eine „schwimmende Stadt“ mit einer Logistik, die ihresgleichen sucht. Seit das Schiff 2014 generalüberholt wurde, verfügt es über noch mehr Möglichkeiten, sich kulinarisch verwöhnen zu lassen. Neben dem Hauptrestaurant gibt es 25 weitere, darunter etliche Spezialitäten- und À-la-Carte-Restaurants wie das asiatische „Izumi Habachi & Sushi“ oder das „Sabor Taqueria“ mit modern interpretierter mexikanische Küche. Zur Cocktailstunde trifft man sich in einer der 37 Bars.

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Hinter den 26 Restaurants verbergen sich ebenso viele kleinere Küchen und eine Hauptküche. Status: 24 Stunden Betrieb, 240 Köche am Werk. Sie gestalten täglich spektakuläre Buffets, kreieren auch Abertausende individuelle Gerichte. Auch da sind Mengen im Spiel, die staunend machen. Wöchentlich werden 20 Tonnen Fleisch, acht Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, 23 Tonnen Früchte verkocht. Hinzu kommt ein „Ozean an Getränken“ für 5500 Passagiere und 2000 Crew-Mitglieder. Der Durst auf hoher See ist groß. Pro Woche werden 20.000 Flaschen Bier, 2000 Flaschen Wein, 3500 Flaschen Wasser, 12.000 Dosen Softdrinks getrunken. Dazu werden an Bord, das ist wohl die lustigste Superlative, 50 Tonnen Eiswürfel produziert. Kurz: Dieses Kreuzfahrtschiff ist enorm, aber schon bald nicht mehr das größte. Im Mai 2016 läuft die „Harmony Of The Seas“ vom Stapel. Mit einer Tonnage von 227.000 Bruttoregistertonnen und 2747 Kabinen sticht damit der größte Ozeanriese der Welt in See. Und wird wohl von Entertainmentseite als auch von kulinarischer Seite noch einmal eine Nummer spektakulärer.

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Kochen in der Bootskombüse

Schiff ahoi! Sieben Monate mit Brot aus dem Dampfkochtopf, Fertiggerichten und ohne Kühlschrank.

Mit ausgesprochen spärlichem Equipment kochte die 16-jährige Australierin Jessica Watson während ihrer Solo-Weltumsegelung. Die Kombüse in ihrem kleinen Boot – „Ellas Pink Lady“ – war nur mit einem Waschbecken und einem kleinen Herd ausgestattet. Einen Kühlschrank gab es nicht, der hätte zu viel Strom gebraucht. Doch Watson war überrascht, wie viele Dinge sich mit so wenig Ausrüstung zubereiten lassen: „Zum Beispiel habe ich regelmäßig Cupcakes und Brot im Dampfkochtopf gebacken – das Brot war zwar nicht ganz so gut wie aus dem Ofen, aber auf jeden Fall essbar.“ Es war auch nicht die exklusive Küchenausstattung, die ihr an den Tagen an Bord abging. „Ich habe gemerkt, dass ich gut mit sehr wenig Equipment auskomme, aber die frischen Zutaten beim Kochen haben mir schon gefehlt“, sagt Jessica Watson.

Weil die Reise der jungen Australierin insgesamt 210 Tage dauerte und ein reiner Segeltörn ohne Landgänge war, musste sie alle Lebensmittel, die sie benötigen würde, gleich von Anfang an mitnehmen. Vor allem waren es Fertiggerichte, Dosenobst und Haferflocken, aber auch Kekse und jede Menge Schokoriegel, die mit an Bord kamen. Eingeteilt wurde die Verpflegung in Taschen, von denen eine für jeweils zwei Wochen reichte. Wichtig war Jessica, dass ihre Ernährung so nahe wie möglich an „normalem Essen“ dran sein sollte wie möglich. Um sicherzustellen, dass sie ausreichend mit Vitaminen versorgt sein würde, holte sie sich aber auch Tipps von Ernährungswissenschaftern. Und wie oft hat die 16-Jährige an Bord tatsächlich zum Kochlöffel gegriffen? „Das war total stimmungs- und wetterabhängig: An manchen Tage habe ich richtig viel Aufwand in die Vorbereitung meines Essens gesteckt und an anderen habe ich nur von ein paar Keksen und einem Schokoriegel gelebt“, sagt Jessica.

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Kulinarischer Höhenflug am Matterhorn

Europas höchstgelegene Küche kredenzt Speisen aus aller Welt auf fast 4000 Meter.

Was auf den ersten Blick wie ein normales Buffetrestaurant aussehen mag, ist in Wirklichkeit ein sehr ungewöhnlicher Ort. Das „Glaciers Paradise“-Restaurant liegt direkt neben dem Gipfel des Schweizer Matterhorns, umgeben von ganzjährigem Schnee.

Nach einer 45-minütigen Seilbahnfahrt von der Talstation Zermatt auf etwa 3800 Meter erreicht man zu Fuß oder per Ski das Restaurant. In dieser Küche funktioniert alles anders: der Körper, das Kochen und die Lebensmittel. Durch die hohe Lage ist die Luft dünn, was dazu führt, dass das Herz schneller schlägt und man häufiger atmen muss. Für die Köche und Mitarbeiter des Restaurants ist die tägliche Arbeit auf 4000 Meter vor allem Gewohnheitssache.

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Von dem geringen Luftdruck sind auch Lebensmittel betroffen. Behälter dehnen sich aus und Backwaren können nicht richtig aufgehen. Auch der Siedepunkt von Wasser liegt hier bei 80 Grad Celsius – Nudeln, Eier und Co. brauchen doppelt so lange, bis sie gar sind. Koch Eric Du Pavillon freut sich über die hochwertige Küchenausstattung, denn diese erleichtert den Arbeitsaufwand enorm. „Mit Gas wäre es hier sehr schwierig, da wenig Sauerstoff in der Luft vorhanden ist“, so Du Pavillon. Aus diesem Grund wird auch hauptsächlich auf Induktionsplatten gekocht. Die Logistik des Lebensmitteltransports ist eine andere Herausforderung, denn diese werden über die Seilbahn transportiert und sind den Witterungsbedingungen der Berge ausgesetzt. Nichtsdestotrotz zaubern Pavillon und seine Kollegen fast täglich Speisen für ihre internationalen Gäste auf den Tisch.