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Gemüseanbau: Die neuen Helden im Garten

Blumen sind schön, ja, aber der Trend im Garten heißt eindeutig Gemüse. Längst gilt es als schick, seine eigenen Tomaten zu kultivieren.

"Wenn Sie für Ihre Gartenarbeit einen üblichen Stundenlohn ansetzen, kaufen Sie Ihr Gemüse besser im Laden. Wenn es Ihnen aber Freude bereitet, die Jahreszeiten unmittelbar zu erleben, den Geruch feuchter Erde einzuatmen und Ihrem Salat beim Wachsen und Werden zuzusehen – dann lohnt es sich absolut, eigenes Gemüse zu ziehen", schreibt Karen Meyer-Rebentisch in ihrem neuen Ratgeber "Das Gemüsebuch".

Um den Gemüsebedarf einer Person für den ganzen Sommer und Herbst zu decken, empfiehlt sie eine Anbaufläche von 20 Quadratmetern. Auch Stadtmenschen müssen nicht auf selbst gezüchtete Vitamine verzichten: Tomaten, Paprika, Chili, Radieschen und Melanzani gedeihen auch in Kübeln und Kästen auf einem sonnigen Balkon oder einer Terrasse.

Wer einen neuen Gemüsegarten anlegt, sollte möglichst ideale Verhältnisse schaffen: Die Beete sollten nicht in einer Windschneise liegen und genügend Sonne abbekommen.

Der Boden ist die Basis aller Pflanzen. Sowohl ein Mangel an Nährstoffen, als auch eine Überdüngung können die Gewächse schädigen. Wer genau wissen will, wie der Nährstoffgehalt im Garten aussieht, kann eine Probe ins Labor schicken und analysieren lassen. Analyse-Sets gibt es im Gartencenter zu kaufen.

Das Gemüsebeet sollte von allen Seiten gut erreichbar sein. Die Wege dazwischen kann man einfach festtreten. Man kann aber auch Platten verlegen oder Rindenmulch und Kies verwenden. Ein Beet sollte zwischen 90 und 120 Zentimeter breit sein. "Gehen Sie in die Hocke, probieren Sie wie weit Sie greifen können und richten Sie Ihre Beetbreite danach aus", rät Meyer-Rebentisch. Sie empfiehlt auch, jedes Jahr eine Gartenskizze anzufertigen und festzuhalten, was wo gewachsen ist. Würde man immer das Gleiche an derselben Stelle anbauen, würde das den Boden zu sehr auslaugen. Weil verschiedene Pflanzen unterschiedliche Nährstoff-Bedürfnisse haben, ist Fruchtwechsel angesagt.

Alte Sorten sind gefragt

Gefragt sind heute nicht nur die klassischen Vitaminbomben, sondern immer häufiger auch alte Arten. Gerade regionaltypische Sorten sind für den heimischen Boden und das Klima besser geeignet und weniger anfällig für Krankheiten als importierte Gemüse. Außerdem sind die oft ungewöhnlichen Farben und Formen ein Hingucker auf jedem Teller.

Fast vergessene Kartoffelsorten stehen daher in vielen guten Lokalen wieder auf dem Speiseplan. Alte Arten wie "Blauer Schwede" und "Bamberger Hörnchen" gedeihen auch im eigenen Garten. Gerade alte Sorten, die häufig nicht so ertragreich sind, kann man in speziellen Kartoffelsäcken, im Kasten oder Kübel auch gut auf dem Balkon anbauen.

Die Kartoffel hat übrigens nach ihrer Glanzzeit in der Renaissance und im Barock den Kürbis als beliebtes Gemüse abgelöst. Arm an Kalorien und reich an Nährstoffen sind die Kürbisse längst in unsere Gärten und auf unsere Teller zurückgekehrt. Die Sorten haben klingende Namen wie "Gelber Zentner" oder "Uchiki Kuri".

Der klassische Spinat bekommt Konkurrenz von der Sorte "Guter Heinrich", in manchen Regionen auch "Wilder Spinat" genannt. Die jungen Blätter kann man wie Spinat zubereiten, die Blütenstände wie Brokkoli dünsten oder in Bierteig backen. Bekommt er ausreichend Wasser und hin und wieder ein wenig Dünger, ist der "Gute Heinrich" schon zufrieden.

Auch die bekannte Zuckererbse hat viele weniger bekannte Verwandte. Die Spargelerbse zum Beispiel. "Wegen der roten Schmetterlingsblüten, die den ganzen Sommer über neu erscheinen, konnte sie sich als Zierpflanze in den Gärten halten. Jetzt kommt die Spargelerbse vielleicht als Feinschmeckergemüse zu neuen Ehren", hoffen die Autorinnen des Ratgebers "Alte Gemüse – neuer Geschmack", Bärbel Steinberger und Katrin Schumann.

Seit über 20 Jahren macht sich auch der Verein Arche Noah für alte Kulturpflanzen stark. Im Schaugarten in Schiltern bei Langenlois kann man nicht nur Raritäten kennenlernen, sondern auch Pflanzen und Samen kaufen. Für den Salat "Roter Butterhäuptel", die Tomate "Naama" oder den Paprika "Ochsenhorn" muss man ab sofort nicht mehr nach Niederösterreich fahren. Das Bio-Saatgut von zehn seltenen Lokalsorten gibt es dank einer Kooperation von Arche Noah und Spar jetzt auch im Supermarkt.

www.arche-noah.at

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seltene Sorten im eigenen Garten anbaut und pflegt. „Raritäten im eigenen Garten“, Cadmos-Verlag, € 19,90

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