So bringen Sie Ihren Garten zum Duften
Von Mario Kopf
Wenn man Karl Ploberger nach einer Empfehlung für die Gartengestaltung fragt, antwortet er blitzschnell: "Der Duft ist das Wichtigste überhaupt." Warum, lässt sich leicht erklären. "Das olfaktorische Gedächtnis ist beim Menschen am stärksten ausgeprägt. Bei einem Geruch aus der Kindheit weiß man sofort, wo man damals war", sagt der Biogärnter. Zahlreiche Sträucher, Blumen und Bäume erfüllen einen aber auch in der Gegenwart mit Glücksgefühlen. Wenn nach einem langen Winter die ersten duftenden Boten den Frühling ankündigen, ist für viele wieder die Welt in Ordnung.
"Es ist jedoch essenziell, dass der Duft im Garten nicht nur ein paar Monate, sondern vom Frühjahr bis zum Herbst andauert", sagt der Biogärntner und Journalist. Deshalb sei auf eine gute Mischung zu achten – von frühen "Aromaten" wie der Duftheckenkirsche bis zu herbstlichen Vertretern wie dem Judasblattbaum, der aufgrund des wohlriechenden Laubs auch Lebkuchenbaum genannt wird. Ebenso existieren Blumen, die vor allem abends ihr Odeur verbreiten, etwa Levkojen oder Duftwicken.
Die unangefochtene Königin im Reich der Gartendürfte ist die Rose", schreibt Ursula Barth. In ihrem Band "Duftrosen" geht sie dem Geheimnis der beliebten Gewächse auf die Spur und erkundet die enorme Vielfalt an Sorten. Dabei zeigt die Autorin auf, dass die Gestaltung der Grünanlage einen Einfluss auf die Intensität hat: "Aromen kommen in warmer Umgebung am besten zur Geltung", erklärt sie, Zugluft wird als Feind ausgemacht. Senkgärten, Hecken oder Mauern seien mögliche Hilfsmittel.
Muss man beim Arrangieren der Pflanzen aufpassen, dass sich Gerüche nicht überdecken? Ploberger sieht das locker: "Das ist eine Geschmacksfrage: Was für den einen zu intensiv ist, empfindet der andere als mild. Ich mag jedenfalls das Üppige." Eine gute Mischung ist sicherlich nie verkehrt.
Hier sehen Sie ausgewählte Exemplare zur Anregung:
Akebie
Aufgrund ihres leicht würzigen Geruchs wird die Kletterpflanze (mit botanischem Namen Akebia quinata) auch „Schokoladewein“ genannt. Sie blüht ab April, gilt als pflegeleicht und erreicht Wuchshöhen von sechs Meter oder mehr: „Die Akebie wird viel zu selten verwendet. Dabei ist sie winterhart weist einen wunderbaren Duft auf, der mich an Mandeln erinnert“, sagt Experte Karl Ploberger. In China und Japan gilt die getrocknete Rinde sogar als Heilpflanze.
Flieder
Wenn es Frühling wird, steigt einem das charakteristische Fliederaroma verlässlich in die Nase. Von dem meist im Mai und Juni blühenden Ölbaumgewächs (es gibt auch Sommerflieder) existieren zahlreiche Varianten, die Blüten beeindrucken in den verschiedensten Farben. Duft-Flieder erreichen eine Höhe von bis zu sechs Meter und gedeihen am besten an einem sonnigen Standort. Was die Unterlage betrifft, sind Staunässe und Bodenverdichtungen dringlich zu vermeiden.
Pfeifenstrauch
Nicht umsonst wird das Hortensiengewächs auch „Falscher Jasmin“ genannt: Es erinnert olfaktorisch nämlich weniger an Tabak als an den „richtigen“ Jasmin. Besonders abends entfaltet er eine intensive Brise. Allerdings gibt es viele Kreuzungen, die nicht alle dieses Versprechen halten – daher bei blühenden Exemplaren den Geruchstest machen, bei Stecklingen besser nachfragen. Die Blütezeit ist von Juni bis Juli, die Pflege gestaltet sich unkompliziert.
Rose
Die wohl bekannteste Duftblume mag vielen in der roten Strauchvariante bekannt sein, die Bandbreite ist jedoch um einiges größer. Neben Alten Rosen (im Bild: „Variegata di Bologna“), Englischen Rosen oder Wildrosen existieren auch hoch wachsende Kletterrosen. Gemein ist den „Sommerduftern“ (Ursula Barth) ein unvergleichliches Aroma. Sie bevorzugen in der Regel einen warmen, sonnigen Platz und freuen sich über einen durchlüfteten, tiefgründigen Boden.
Heckenkirsche
Eine der ersten aromatischen Boten im Gartenjahr ist die Duftheckenkirsche (Lonicera purpusii), ein seltenes Geißblatt, das je nach Witterung und Standort bereits im Dezember mit seinen kleinen, weißen Blüten aufwartet. „Diese duften intensiv und einzigartig“, meint Ploberger. Der Biogärtner hat den Strauch „erst auf den zweiten Blick“ entdeckt, dafür besonders schätzen gelernt. Weiterer Vorteil: Der Winterblüher ist angenehm anspruchslos.
Duftwicke
Wärme und feuchter Boden ja, Zugluft und Staunässe nein: Sie hat schon ihre Ansprüche, die „Duftende Platterbse“ (Lathyrus odoratus). Dafür revanchiert sie sich mit einer grazilen Optik und einem betörenden Geruch, der manche an Vanille erinnert. „Das ist eine Spezies, die in keinem Englischen Garten fehlen darf“, sagt Ploberger. Die einjährige Kletterpflanze intensiviert ihre Ausdünstungen vor allem gegen Abend und wird auch gerne als Schnittblume verwendet.
Maiglöckchen
Oft werden sie beim Pflücken mit Bärlauch verwechselt, was hehre Auswirkungen hat: Alle Pflanzenteile der Convallaria majalis sind giftig. Das soll jedoch nicht über das pittoreske Aussehen der Blüten und den beglückenden Duft hinwegtäuschen. Der Frühlingsblüher, der zur Familie der Spargelgewächse zählt, gedeiht oftmals an Standorten, an denen sonst nicht viel anderes glücklich wird: Am besten schattig bis halbschattig, ideal eignet sich humusreiche Lauberde.
Lavendel
Ein Hauch Provence für den eigenen Garten: Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) verbreitet unvergleichliche Düfte und gilt als idealer Partner von Rosen. Dem Lippenblütengewächs, das in zahlreichen Varianten erhätllich ist, wird eine beruhigende Wirkung zugeschrieben und auch zur Gewinnung von Duftstoffen genutzt. Die Pflanze schätzt einen trockenen, sonnigen und windgeschützten Standort und eignet sich auch bestens für den Anbau im Topf.
Hyazinthen
Sie sind aufgrund ihres starken Geruchs ähnlich wie Lilien als „Kopfwehblumen“ verschrien, erzählt Karl Ploberger – zumindest in Topfform im Wohnbereich stehend. „Wenn im Garten jedoch der Duft langsam ums Haus streicht, ist das wunderbar.“ Hyazinthen sind aufrecht wachsende Frühlingsblüher, die nahezu allen Farben vertreten sind. Sie werden am besten im Herbst gepflanzt oder im Frühling als bereits vorgetriebene Pflanzen eingesetzt.
Wie lässt sich ein blühendes Paradies ohne viel Aufwand bewerkstelligen? In „Best of – Der Garten für intelligente Faule“ gibt Karl Ploberger anregende Tipps. avBuch im Cadmos Verlag, € 24,95
Ganz der „Königin der Blumen“ widmen sich Ursula Barth und Gary Rogers (Fotos) in „Duftrosen“: Der Band präsentiert zahlreiche Sorten, Pflegehinweise und präsentiert Vorzeigegärten. DVA, € 25,70