Einfach und anders: Designer Jerszy Seymour
Von Ankica Nikolić
Veränderungen und Neuinterpretationen zählen zur Spezialität des Designers Jerszy Seymour. Der Deutsch-Kanadier lässt sich von sozialen, kulturellen und politischen Fragen inspirieren und versucht diese in der Produktwelt umzusetzen.
Die Avantgarde ist ein ständiger Begleiter seiner Arbeiten und die individuelle Formensprache fast schon sein Markenzeichen. Und eine weitere Gemeinsamkeit weisen seine Produkte auf: Fast alle sehen so aus, als könnte man diese selber bauen. Einfachheit steht im Vordergrund. Für führende Design-Unternehmen wie Magis, Alessi, Hermès, Evian, Vitra, Swatch oder Moulinex gestaltete er bereits einige Produkte. Einige davon schafften es sogar in die ständige Sammlung des Museum of Modern Art in New York.
IMMO traf den in Berlin lebenden Designer in Wien zum Interview, wo er kommende Woche im Zuge der Wohndesign Messe seinen neuesten Magis-Entwurf "Flux" präsentiert:
Häufig werden Ihre Arbeiten im experimentellen Kontext wahrgenommen. Wie wichtig ist Ihnen die Verschmelzung zwischen Kunst, Kultur und Design? Und wie würden Sie Ihre eigenen Objekte oder Installationen charakterisieren?
Jerszy Seymour: Ich glaube, man sollte sich nicht zu sehr auf derartige Diskussionen einlassen. Der Fokus liegt nicht darauf, diese Fragen beantworten zu können, sondern eher diese umzusetzen.
Sicherlich sind viele experimentelle Einflüsse dabei, aber nicht ausschließlich. Ich würde meine Position eher als intellektueller Arbeiter charakterisieren. Meiner Meinung nach ist es viel wichtiger, Prototypen zu entwerfen als zu experimentieren.
Design ist mittlerweile zum Modewort avanciert. Was macht gutes Design aus und muss dieses auch immer nützlich sein?
Man muss zuerst diskutieren, ab wann etwas beginnt, nützlich zu sein. Ich finde, dass Kunst etwa durchaus nützlich sein kann.
Prinzipiell gilt es zu sagen, dass jeder das Recht hat, für sich zu definieren was gutes Design ausmachen soll und muss. Man muss sich wohlfühlen mit dem Gegenstand. Der Markt bestimmt heute leider viel zu massiv das Bild, was Leute als gut oder schlecht empfinden sollen.
Meine These ist, dass Humor und Poesie die wichtigsten Schlüsselelemente für den Entwurf eines Prototypen sind. Das kommt dem nahe, was ich als eine einheitliche, allgemeine Theorie definieren würde, um Design zu beschreiben. Einfach gesagt: Man muss ein Objekt sofort verstehen.
Können Sie ehrlich zu sich selbst sein und uns verraten, welchen Ihrer Entwürfe Sie heute als schlechtesten bezeichnen?
Die Gießkanne "Pipe Dreams" habe ich für Magis zu Beginn meiner Karriere gestaltet. Mit diesem Entwurf bin ich heute am wenigsten zufrieden. Einerseits ist sie wundervoll und andererseits das genaue Gegenteil. Die poetische Idee der Dualität ist zwar noch vorhanden,
aber heute im Gesamten betrachtet nicht gut genug.
Generell glaube ich nicht an Perfektion. Ich folge einer Richtung, einem Gefühl, welches mir sagt, wohin die Reise geht und davon lasse ich mich leiten. Selbstkritik ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit.
Wohndesign Hofburg Wien
Vom 13. bis 16. Oktober findet heuer bereits zum 16. Mal die Lifestylemesse für Wohnen und Design in der Wiener Hofburg statt. Gezeigt werden Neuheiten zukünftigen Wohnens aus den unterschiedlichsten Bereichen. Marken wie Rolf Benz, Dornbracht, Villeroy & Boch, SieMatic, Vitra, Magis, Walter Knoll und Laufen werden heuer vor Ort vertreten sein. Auch Jerszy Seymour wird im Zuge der WohnDesign beim Design talk(s) Einblicke in seine Arbeit gewähren.