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Ein Preis für Innovationen in der Holzbranche

In den heimischen Wäldern gibt es 25 Millionen Kubikmeter erntereifes Holz – ziemlich viel für ein so kleines Land. Außerdem ist Österreich in einigen Bereichen der Verarbeitung Technologieführer in Europa. Damit das so bleibt, muss es ständig neue Entwicklungen geben. Die österreichische Holzindustriellenfamilie Schweighofer hat daher 2003 einen mit 300.000 Euro dotierten Preis ins Leben gerufen. Seither wird alle zwei Jahre der "Schweighofer Prize", eine Auszeichnung für innovative Produkte, Projekte und Technologien in Europa vergeben.

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Alfred Teischinger, Professor am Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe an der Universität für Bodenkultur in Wien ist seit Beginn Vorsitzender der Jury: "Die Einreichungen der vergangenen Jahre unterstreichen die Trends in der Branche." Eine Entwicklung ist etwa der verstärkte Einsatz im Bauwesen, vor allem in den tragenden Strukturen. "Das Holz erhebt sich. Früher gab es Hallen oder Brücken mit 100 Meter Spannweite, jetzt wird in die Höhe gebaut – im Industriebau, aber auch im mehrgeschoßigen Wohn- und Bürobau", sagt Teischinger. Ein aktuelles Projekt ist etwa das "HoHo Wien", ein 84 Meter hohes Hochhaus ganz aus Holz, das bis 2018 in der Seestadt Aspern errichtet wird. Das deutsche Unternehmen Timbertower, einer der Schweighofer-Preisträger im Jahr 2011, hat Holztürme für Windkraftanlagen entwickelt und mittlerweile auch den ersten errichtet.

Holz erobert den Hochbau

Möglich ist der Hochbau mit Holz dank neuer Produkte und Bauweisen schon länger, aber erst in den vergangenen Jahren wurde den Verantwortlichen klar, dass der Werkstoff im Brandfall nicht so schlecht ist, wie man früher gedacht hat. "Die Legislative musste erst nachziehen. Inzwischen wurden die Bauordnungen und Brandschutzbestimmungen entsprechend adaptiert", erklärt der Technologe. "Die Holzindustrie konnte durch viele Forschungsprojekte überzeugen. Hier sieht man wieder, dass Forschung die Basis für Innovation ist."

Lange Zeit vernachlässigt, besinnt man sich wieder stärker auf die Bereiche Innenausbau und Möbelherstellung. Es wurden ressourceneffiziente und damit billigere Werkstoffe entwickelt. Ein Beispiel wäre der Übergang vom Stab- zum Fertigparkett. Dieses Mehrschicht-Produkt wird im Werk vorgefertigt, das macht den Boden billiger. Für die Produktion ist eine hochpräzise Fertigungstechnik notwendig, deren Entwicklung viele Jahre gedauert hat.Während vor 100 Jahren noch jeder Sessel aus Holz war, werden heute verschiedene Materialien verwendet. Viele Exemplare haben Sitzschalen aus Kunststoff und Beine aus Stahlrohr. "Soll stattdessen Holz zum Einsatz kommen, braucht man die richtige Biege-Technik – wie beim berühmten Thonet-Stuhl. Ist aber eine Technologie teuer, ist natürlich auch das Produkt kostspielig", sagt Alfred Teischinger.

Die Bedeutung des Rohstoffs

Um die Wichtigkeit der Holzproduktion in und für Österreich zu unterstreichen, bringt er Vergleichszahlen: "Wir verarbeiten inklusive Import 30 Millionen Kubikmeter pro Jahr, das sind etwa 15 Millionen Tonnen. Die Stahlproduktion liegt bei sieben bis acht Millionen, die Zementproduktion bei 3,5 Millionen Tonnen. Allein daran erkennt man die Bedeutung dieses Rohstoffs."

Hauptpreis:

Erich Wiesner,
Eigentümer und Geschäftsführer der Firma Wiehag, wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet.


Innovationspreise:

Produkt: Stumpfgestoßene Blockverleimung – ein neues Herstellungsverfahren.
Unternehmen: Weinig AG

Produkt: p-System – ein innovatives Werkzeugkonzept.
Unternehmen: Leuco AG

Produkt: Lindura by Wood Powder Technology – ein strapazierfähiger Holzfußboden.
Unternehmen: MeisterWerke Schulte GmbH und Välinge Innovation AB

Produkt: X-RAD – eine neue Verbindungstechnik.
Unternehmen: Rotho Blaas
und CNR-Ivalsa

Produkt: ETH House of Natural Resources – ein Gebäude mit Bauteilen aus Laubholz.
Unternehmen: ETH Zürich

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