Den Koffer voller Ideen, Teil 2
Von Ankica Nikolić
Raffiniert einfach
Eine Arbeitsleuchte nicht für einen, sondern für zwei
Für die Designerinnen Maya Pindeus und Johanna Pichlbauer war es ein aufregender Auftritt. Mit „A Play of Dependencies“ (deut.: Spiel der Abhängigkeiten) gestalteten die beiden eine Lampe, die eigens für den Salone angefertigt wurde: „Mit unserem Entwurf versuchen wir, ein Stück menschliche Interaktion zurück an den Arbeitsplatz zu bringen: Zwei Menschen teilen sich eine Tischleuchte und müssen diese gemeinsam bedienen. Je nach Modell sind dazu entweder Kooperation, Einvernehmen oder Durchsetzungsvermögen notwendig – so erzählen die Entwürfe das Spiel der Abhängigkeiten in drei Akten.“
Dezidierte Vorbilder haben beide keine. Inspiration liefern ihnen Arbeiten von anderen Designkollegen und Ideen schöpfen sie aber auch aus ganz unerwarteten Ecken: „Etwa aus einem Museumsbesuch, einer flüchtigen U-Bahn-Bekanntschaft oder einem Spaziergang durch Wien.“ www.aplayofdependencies.tumblr.com
Bewährt
Ein Regal mit strukturierter Vorgabe
Seit über dreißig Jahren beschäftigt sich Franz Polzhofer mit Einrichtung. Als selbstständiger Innenarchitekt entwickelt er Raumplanungen sowie Möbel. Für den Schrank „New Tramp“, den er für den deutschen Hersteller Moormann entwickelte, erhielt er den „Red Dot Design Award.“ Sein diesjähriger Beitrag für Mailand ist „Consect“, ein Regal, welches er mit der Tischlerei Josef Prödl umgesetzt hat.
„Der Entwurf ist sehr konsequent und präzise gedacht und in seiner Form sehr schlicht und reduziert. Die Konstruktion ermöglicht den Vorteil einer völlig individuellen Planung für den Nutzer und einer effizienten Serienfertigung für den Erzeuger. Zudem kann das Modell als Regal oder aber auch als eigene Struktur einen Raum bilden“, erklärt Polzhofer. Den besten beruflichen Ratschlag erhielt er von seinem Freund, dem deutschen Designer Nils Holger Moormann, „Bist ein verrückter Typ, bleib ein verrückter Typ.“ Und immer im Gepäck dabei? „Eine große Portion Hunger.“ www.polzhofer.com
Unkonventionell
Ein System, mit dem sich Gemüse und Kräuter
ganzjährig anbauen lassen Jürgen Steineder studiert an der Universität für angewandte Kunst Wien Industriedesign und beschäftigt sich mit den Einflüssen technischer Geräte und Kunstprodukten des täglichen Lebens. In Mailand stellte er das Produkt „Habitat“ vor, welches auf dem „Aquaponik“-System basiert. Dabei handelt es sich um eine Symbiose von Pflanzen und Fischen in einem geschlossenen Wasserkreislauf.
Das Konzept ermöglicht den unkomplizierten Anbau von Kräutern, Salat und Gemüse – 365 Tage lang. „Die Pflanzen nützen die Ausscheidungen der Fische als Dünger und Nährstoff. Das Wasser wird durch die Nährstoffaufnahme der Pflanzen gereinigt und mit Sauerstoff angereichert. Es entsteht ein geschlossener Kreislauf, der kaum zusätzliche Energie benötigt und sich selbst reinigt“, beschreibt Steineder das Prinzip.
Modell „Habitat“ wird aus Keramik, Glas und Kork hergestellt. Gutes Design ist für den gebürtigen Niederösterreicher „kompromisslose Kompromisse“ und Vorbilder „Menschen, die mich inspirieren, weil sie gute Ideen haben oder als Gestalter eine einzigartige Formensprache entwickelt haben.“
Minimalistisch
Klar und komplett schnörkelfrei: Gretl Design
Kai Merkert ist kein unerfahrener. Als Architekt hat er unter anderem für das renommierte Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron bei der Realisierung der Allianz Arena gearbeitet. Zuletzt war er als Head of Design für das heimische Büro BEHF tätig und heuer gründete er nun sein eigenes Studio: GRETL, wo er sich verstärkt den Themen Interiordesign, Produktdesign und Architektur widmen möchte.
In Mailand präsentierte er heuer gleich zwei Objekte. „‚Sunday Morning‘ ist ein den Händen schmeichelndes Tablett aus einem Stück Massivholz. Der ‚Steckn‘ ist ein minimalistischer Garderobenstab aus Holz mit großem Fassungsvermögen, der zwischen Boden und Decke spannt“, sagt Merkert. Beide Modelle zeichnen sich durch eine reduzierte Formensprache aus.
„Gutes Design ist für mich, Einfaches und Notwendiges, das funktioniert und dem Material gerecht wird. Im Idealfall schafft Design auf kleinster Fläche Freiraum, stiftet Identität durch persönlichen Bezug und trägt zur Wohnzufriedenheit, Gemeinschaft und Stadt bei.“ Und neben seinen Produkten fanden Handy, Skizzenbuch mit Bleistift, Visitenkarten, Produktflyer und für das italienische Lebensgefühl ein lässiges Sakko sowie Sonnenbrille ebenfalls einen Platz im Koffer. www.gretl.co
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