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Design aus Schweden

Vor zehn Jahren packten die Studentinnen Sofia Lagerkvist, Anna Lindgren, Katja Sävström und Charlotte von der Lancken ihre Koffer. Sie formierten sich zum Design-Gespann namens Front und flogen zur internationalen Möbelmesse iSaloni nach Mailand. Mit im Gepäck drei Entwürfe, die sie damals auf dem Salone Satellite, einer Plattform für angehende Jungdesigner, zum ersten Mal dem Fachpublikum präsentierten. Ein Tisch (bestehend aus gepresstem Astwerk), eine Standleuchte (die ihre Beine komplett einknicken kann) und eine Vase (die einerseits auf einem Regalbrett steht, andererseits gleichzeitig herunterstürzen zu droht) – die für die Gestalterinnen zum Sprungbrett wurden und für einen kometenhaften Aufstieg innerhalb der Designbranche sorgten. Heute, ein Jahrzehnt später, ist aus dem Quartett zwar ein Trio geworden, doch dem Ideenreichtum hat dies nicht geschadet.

Seit zehn Jahren ist Front ein fixer Bestandteil der internationalen Einrichtungsbranche. Wird die Arbeit nach so einer langen Zeit zur Routine?

Keine Chance. Jedes neue Projekt beinhaltet für uns auch gleichzeitig neue Herausforderungen. Wir verfolgen keinen bestimmten Stil, wir wollen auch nicht ablesbar sein. Unsere Entwürfe sollen vor allem die Ideen dahinter und einen gewissen neuen Dreh verkörpern. Neue Technologien sind dabei ein wichtiger Punkt.

Wie viele Skizzen landen im Durchschnitt im Papierkorb?

Sehr viele. Man könnte damit sicherlich einige Räume füllen. Jede von uns hat eine individuelle Herangehensweise und es beginnt mit der eigenen Idee. Wir arbeiten parallel immer an verschiedenen Dingen. Dadurch entsteht eine eigenständige Dynamik. Der Entstehungsprozess ist für uns ein Experiment – am Anfang weiß man nie, wohin es führt. Das, was wir tatsächlich produzieren oder veröffentlichen, sind in etwa zehn Prozent unserer Arbeit.

Im letzten Jahr haben Sie unter anderem für Porro den Schrank Mikado entwickelt. Wie würden Sie den Entwurf beschreiben?

Es ist eine Mischung aus Vitrine und Schrank. Fantasievoll und rustikal. Ein Spiel mit der Transparenz und der Tatsache, dass man auf den ersten Blick nicht sofort erkennt, dass es sich dabei um einen Aufbewahrungsschrank handelt. Dadurch, dass der Entwurf keine klassische Rückwand hat, kann er zentral positioniert werden – alle Seiten wurden gleich gestaltet.

Wenn Sie Mikado einem Musikgenre zuordnen müssten, welches wäre es?

Eine klassische Oper. Der Entwurf verkörpert eine gewisse Dramatik.

Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen haben Sie für IKEA Produkte entworfen. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Wir sind von dem Unternehmen überzeugt. Als Schweden sind wir mit der Marke, den Kaufhäusern und den tollen Katalogen aufgewachsen. IKEA ist ein Teil unserer schwedischen Geschichte. Wir haben uns viel mit der Firmenphilosophie auseinandergesetzt und uns alle Produktionen vor Ort angesehen. Es war eine gute Zusammenarbeit und wir finden es vor allem als Schweden richtig cool, dass wir ein paar Produkte realisieren konnten. Es war ein schöner Ausflug in eine ganz andere Welt. Wir wollen für viele Bereiche tätig sein. Für uns spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um exklusive, renommierte, kleine oder eben auch populäre Marken handelt. Die Chemie muss passen. Wir sehen für uns darin keinen Widerspruch.

Sie haben bereits viele Auszeichnungen erhalten und für einige Hersteller gearbeitet. Wie sehen Ihre Ziele aus?

Wir haben uns noch nie welche gesetzt. Die Dinge, die wir machen, sollen uns einfach immer wieder herausfordern können. Viel mehr wollen wir auf uns als Gruppe bauen, uns gemeinsam weiterentwickeln. Wir sind ein kleines Team und wir sind in der glücklichen Lage, uns unsere Projekte aussuchen zu können. Das sind Dinge, die uns wirklich wichtig sind.

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Sofia Lagerkvist, Anna Lindgren und Charlotte von der Lancken haben sich während ihres Industriedesign-Studiums an der Stockholmer Schule Konstfack kennengelernt.

Sie gründeten gemeinsam mit Katja Sävström, die Ende 2009 ausgestiegen ist, die Gruppe Front. 2006 entstand die Serie „Sketch Furniture“.

2007 wurden sie auf der Design Miami Basel ausgezeichnet als „Designer of the Future“.

2009 präsentierten sie in Mailand zeitgleich Entwürfe für international renommierte Hersteller wie Moroso, Porro, Skitsch, Moooi und Established & Sons.
www.frontdesign.se