Von Zeiten des Säens und Zeiten des Erntens
Von Ursula Horvath
Auch wenn der grüne Daumen juckt, ein paar Wochen müssen sich Gartenliebhaber noch gedulden. Die eisige Zeit können sie zum Beispiel zum Schmökern nützen.
„Querbeet“ gibt es nicht nur jeden zweiten Montag um 19 Uhr im Bayerischen Fernsehen, sondern auch Jahr für Jahr als Buch zur Sendung. Im Gartenjahrbuch 2013 verraten Floristen, Gartenbauingenieure und Landschaftsgärtner, was im Frühling, Sommer, Herbst und Winter zu tun ist. Auch Heike Boomgaarden kennen Gartenfreunde aus Funk und Fernsehen. Mit „Natürlich Heike. So lebe ich mein Gartenjahr“ hat die Gartenbauingenieurin nun einen sehr persönlichen Ratgeber geschrieben. Wir haben nachgelesen und die To-do-Liste für das Gartenjahr zusammengefasst:
Jänner – Februar – März
Drinnen und draußen ist jetzt wenig zu tun: Zimmerpflanzen werden nicht gedüngt und müssen nur alle ein bis zwei Wochen sparsam gegossen werden. Auch die eingewinterten Kübelpflanzen brauchen Wasser und sollten regelmäßig auf Schädlingsbefall kontrolliert werden. Immergrüne Stauden und Gehölze im Garten sollte man an frostfreien Tagen ebenfalls gießen.
Im Februar ist es mit der Winterruhe schon wieder vorbei. Während am Fenster noch die Eisblumen blühen, werden drinnen schon die Gartenscheren nachgeschliffen. Am ersten sonnigen und frostfreien Tag bekommen die Obstbäume ihren Verjüngungsschnitt. „Es mag brutal klingen, aber bis zu zwei Drittel des Kronenvolumens sollten Sie mit sauberen Schnitten entfernen“, so Boomgaarden. Denn aus den Stümpfen wachsen neue Triebe. Wer sich den Baumschnitt nicht zutraut, kann einen Gärtner damit beauftragen.
April – Mai – Juni
„Jetzt haben die großen Komponisten der Natur ihren Auftritt. In den Monaten April, Mai und Juni bricht alles hervor, was der Garten in sich trägt“, so Boomgaarden.
Sie empfiehlt Sträucher, um mehr Struktur in den Garten zu bringen. Gehölze, die am diesjährigen Holz blühen (etwa Sommerflieder oder Hibiskus) vertragen einen starken Rückschnitt nach dem ersten Frost. Bei Frühjahrsblühern wie der Forsythie wartet man mit dem Schnitt bis die Blüte vorbei ist.
Ein Garten hat mehr zu bieten als einen gepflegten Rasen und bunte Blumenbeete: Immer mehr Menschen setzen auf Vitamine aus eigenem Anbau. Für sie ist es nun Zeit zum Säen – zum Beispiel von Schwarzwurzel, Brokkoli, Mangold und Gurken. Gemüse gedeiht am besten in Mischkultur. Melanzani und Paprika, Karfiol und Kartoffel, Erbse und Fenchel haben sich zum Beispiel als gute Teams bewährt. „Ich versuche das Wesen der Pflanzen zu erspüren, achte aber dennoch auf eine strikte Fruchtfolge, denn sonst macht der Boden schlapp und die mageren Ernten sind des Säens nicht wert“, so Boomgaarden.
Nach dem ersten Jahr mit Gründünger und Kompost dürfen im zweiten Jahr starkzehrende Pflanzen wie Gurke, Kartoffel, Kürbis, Tomate oder Zucchini ins Gemüsebeet. Im dritten Jahr sind mittelzehrende Pflanzen wie Fenchel, Knoblauch, Karotten, Paprika, Radieschen oder Spinat an der Reihe. Mit den schwachzehrenden Arten wie Bohnen oder Erbsen geht der Vier-Jahres-Rhythmus zu Ende und der Boden darf sich wieder ein Jahr lang mit Dünger und Kompost erholen. Die ersten Kräuter, Salate, Erdbeeren und Spargel können im Frühling bereits geerntet werden.
Juli – August – September
Manche Obstbäume und immergrüne Hecken bekommen ihren Sommerschnitt. Im August und September kann man neue Stauden pflanzen.
Gute Gärtner denken vorausschauend: Der Juni ist perfekt, um zweijährige Blumen wie Tausendschön, Veilchen, Goldlack oder Königskerzen zu säen. Zweijährige werden in ihrem ersten Jahr nicht viel höher als zehn Zentimeter, im Herbst legen sie ihre Blüten an, im nächsten Frühjahr treiben die Pflanzen dann kräftig aus und blühen.
Die jungen Keimlinge sollte man ständig feucht halten, regelmäßiges Gießen ist bis zum Einsetzen der Blüte unverzichtbar. Danach hat man mit den Zweijährigen kaum Arbeit. Unkraut entfernen und beschädigte Blätter auszupfen – das ist alles.
Auch im September wird fürs nächste Jahr vorgesorgt: Jetzt ist die beste Zeit, um frühjahrsblühende Zwiebel und Knollen wie Narzissen, Krokusse, Tulpen, Märzenbecher oder Schneeglöckchen in die Erde zu stecken – und zwar immer doppelt so tief, wie die Zwiebel oder Knolle groß ist.
Blühen darf es übrigens nicht nur im Beet: Im Rasen wirken die Farbtupfer besonders natürlich, wenn man eine Handvoll Knollen auf den Boden wirft und sie dort einpflanzt, wo sie liegen bleiben.
Heike Boomgarden schützt die Zwiebeln mit kleinen Pflanzkörben vor der hungrigen Wühlmaus: „Man muss diese nicht immer kaufen. Kleine Schälchen, in denen zum Beispiel Physalis im Supermarkt angeboten werden sind eine gute Sicherung.“
Der September ist auch die ideale Jahreszeit, um kahle Flecken im Gras auszubessern. Zum Reparieren verwendet man am besten eine spezielle Regenerationsmischung oder Nachsaatrasen. Kleinere Stellen kann man auch mit Rasenplatten aus dem eigenen Garten ausbessern. Die schadhafte Stelle wird ausgestochen und die Überreste der Wurzeln werden entfernt. Dann wird an einer weniger sichtbaren Stelle ein Stück Rasen ausgestochen und in die vorbereitete Stelle eingefügt.
Oktober – November – Dezember
Im Herbst ist die ideale Zeit, um Laubgehölze und die meisten Obstgehölze zu pflanzen. Im Obstgarten werden jetzt die späten Apfelsorten geerntet. Der Rasen wird zum letzten Mal in diesem Jahr gemäht und von Laub befreit, Kübelpflanzen übersiedeln in ihr Winterquartier. Die Gartengeräte werden repariert, geölt und eingewintert. Der Gartenteich wird winterfest gemacht.
Wer auch im Winter nicht auf frisches Grün verzichten will, kann einen Zimmer-Kräutergarten anlegen. „Ideal sind Fensterfronten und Wintergärten, um schnell wachsende Kräuter-Arten wie Kresse, Senf, Rucola, Dill oder Kerbel auszusäen“, so Boomgaarden. Am einfachsten geht das mit Saatscheiben,die es abgestimmt auf verschiedene Topfgrößen zu kaufen gibt. In den Scheiben liegen die Samen im richtigen Abstand, so fließen sie beim Gießen nicht zusammen.
Misteln kann man übrigens ganz leicht im eigenen Garten züchten: Einfach die Früchte zerdrücken und den zähen Schleim mit dem Samen darin an die eingeritzte Rinde von einem Wirtsbaum (zum Beispiel Obstbaum, Linde oder Ahorn) kleben.