Das Dach: Schutz vor Wind und Wetter
Von Ursula Horvath
Wenn ein Kind ein Haus malt, zeichnet es auch ein Dach – meist in Rot und in Form eines Dreiecks. "Dieses Bild ist tief in uns verwurzelt", sagt Architekt Georg Reinberg. Dabei gibt es mittlerweile viele verschiedene Formen und Materialien. Die Auswahl ist natürlich Geschmackssache. Doch das Aussehen des Daches schafft auch regionale Identität: Während ein Zinshaus in der Stadt oft ein Satteldach hat, ist beim Einfamilienhaus im ländlichen Raum das Walmdach sehr häufig. In Wien schützen meistens Ziegel das Gebäude, in Salzburg sieht man mehr Blechdächer. Im Burgenland werden manche Häuser mit Schilf (Reet) aus dem Nationalpark Neusiedler See gedeckt, in Vorarlberg verwendet man nach wie vor Holzschindeln aus Lärche oder Fichte.
"Im Moment sind würfelförmige Häuser mit flachen Dächern modern. Aber eine gewisse Neigung wäre wichtig", sagt Alexander Eppler, Wiener Landesinnungsmeister der Dachdecker, Glaser und Spengler. "Je flacher, desto weniger schnell kann Wasser abfließen. In schneereichen Gebieten findet man daher steilere Dächer. Ein Flachdach müsste man im Winter abschaufeln, denn es kann unter großer Last einbrechen." Auch Architekt Reinberg empfiehlt eine gewisse Neigung: "Ein Dach ganz ohne Gefälle ist schlecht, denn dann weiß das Wasser nicht, wo es hinlaufen soll. Und es ist immer besser, wenn das Wasser das weiß."
Ziegel, Bleche, Kollektoren
"Mit der Zeit wird sich auch ein anderer Ästhetikbegriff durchsetzen. Heute gilt ein rotes Dach als schön, das wird sich ändern. Wenn eine schwarze Fläche Strom oder Wärme liefert, ist das etwas Positives und wird auch als schön empfunden“, erklärt Reinberg. Er betont: „Das Dach hat nicht nur die Funktion, das Haus vor dem Wetter zu schützen, es ist auch der wichtigste Bauteil für eine gute Solar-Ernte.“ Und die wird immer wichtiger. Denn in einigen Jahren werden nur noch jene Häuser eine Baugenehmigung bekommen, die energieautark sind oder sogar mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen, ist der Architekt überzeugt: „Wenn man in Zukunft keine Fotovoltaik- oder Solaranlage installiert, wird man erklären müssen, warum man das nicht tut – zum Beispiel weil nie Sonne hinkommt.“
Gründächer sind ebenfalls ein Anblick, der immer häufiger wird. Vor allem Moose, Gräser und Sukkulenten kommen hier zum Einsatz. „Im städtischen Gebiet ist die Dachbegrünung teilweise sogar schon vorgeschrieben“, sagt Grasdach-Fan Georg Reinberg. „Pflegen muss man diese Pflanzen nicht. Man kann das Gras schneiden, muss es aber nicht.“ Diese Art der Gebäudeabdeckung hat viele Vorteile: Im Sommer verdunsten die Pflanzen Wasser und sorgen so für Kühlung. Im Winter wirkt der Aufbau als ökologische Wärmedämmung. Die höhere Luftfeuchtigkeit bindet Abgase und Staub. Der Pflanzenteppich kann außerdem Schallwellen absorbieren und so den Lärm der Stadt mindern.
Die Planung
Bei der Planung sollte man sich gut überlegen, ob und wie man den Platz unterm Dach später nützen möchte. Soll es einen Wohnraum geben, ist eine gute Dämmung besonders wichtig. Auch die Form spielt eine große Rolle: Beginnt die Dachschräge erst bei einer Raumhöhe von einem Meter oder mehr, ist die Möblierung einfacher.
Die Kosten
Kein Wunder also, dass sich immer mehr Menschen für ein Pultdach entscheiden – eine schlichte Form mit leichter Neigung, die früher höchstens für die Garage verwendet wurde. Heute schützt diese Form auch das Haus vor Wind und Wetter.
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