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Christophe Pillet: Per Zufall Designer

Was war das Spannendste, was Sie bislang entwerfen durften?

Eine schwere Frage, auf die ich keine Antwort weiß. Beziehungsweise ist für mich die Freude nicht abhängig vom Produkt. Aufregend sind für mich vielmehr die Menschen, die man dabei kennenlernt.

Sie haben heuer für Lema ein Sofa gestaltet, welches den Namen „Ocean Drive“ trägt. Eine Hommage an Amerika?

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Irgendwie schon, denn ich selbst habe ein Haus in Miami und bin sehr oft dort. Das Ambiente des berühmten Ocean Drive vermittelt eine ganz spezielle Stimmung. Für all meine Produkte versuche ich Namen zu finden, die eine bestimmte Stimmung transportieren. Bei Ocean Drive ist es dieses typisch amerikanische, gemütliche und entspannte Lebensgefühl.

Nachhaltigkeit ist ein immer wiederkehrendes Thema in der Möbelbranche. Wie gehen Sie damit um?

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Konkret geht es um sterben oder nicht sterben. Es geht nicht nur darum, welche Materialien man wählt. Wir Menschen sind darauf getrimmt, immer wieder neue Produkte zu kaufen. Es muss ein neuer Mantel sein, es muss ein neues Tuch sein – doch gibt es tatsächlich für diesen „Neuheits-Wahn“ einen triftigen Grund? Diese Frage muss man sich stellen. Wenn wir es also schaffen ein Produkt zu kreieren, welches nicht nach Ablauf einer Saison weggeworfen werden muss, dann haben wir Nachhaltigkeit geschaffen.

Was bedeutet für Sie Perfektion?

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Gar nichts, denn ich suche nicht danach. Es geht vielmehr darum, das Richtige zu gestalten. Wenn etwas perfekt ist, ist es tot und man kann damit nichts mehr anfangen. Es wäre das Ende.

Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

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Ich bin eine ganz normale, zufriedene Person und ich denke nicht, dass ich ein wirkliches großes Talent habe. Ich bin vielmehr ein guter Arbeiter. Meine Frau sagte mir einmal, dass ich mich glücklich schätzen kann, weil in meiner Arbeit alles so gut funktioniert. Meine Meinung dazu ist: Ich arbeite an jedem Projekt so lange, bis ich zufrieden bin.

Wollten Sie eigentlich schon immer Designer werden?

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Nein, eigentlich wollte ich unbedingt Musiker werden. Meine Eltern jedoch dachten, dass ich dann nur noch auf Partys abhängen würde. So haben sie mich auf die Kunstschule nach Nizza geschickt. Für mich eine tolle Gelegenheit aus dem Elternhaus rauszukommen. In der Kunstschule gab es zwei Typen: Künstler und Kommunikationsexperten – und ich war weder das eine, noch das andere. Also habe ich beschlossen, mir meinen eigenen Status zu kreieren und habe angefangen zu erzählen, dass ich ein Designer bin. Meine Karriere ist auf einem Schwindel aufgebaut. Ich fühle mich wie ein Tourist, wenn ich all diese Designer sehe. Für mich sind sie echt, aber ich gehöre nicht dazu.

Ein Fremder im Land des Designs?

Definitiv, und das nach immerhin 30 Jahren in diesem Geschäft. Das Gefühl, der Fremde zu sein, ist gleichzeitig eine enorme Antriebskraft zu beweisen, dass ich es schaffen kann – vor allem mir selbst.

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Christophe Pillet wurde 1959 im französischen Montargis geboren. Er studierte an der Ecole des Arts Décoratifs in Nizza und an der Domus Academy in Mailand. Seine ersten beruflichen Erfahrungen sammelte er im Büro von Martine Bedin und Philippe Starck.

1993 gründete er sein eigenes Büro in Paris. Bislang realisierte er Projekte für Firmen wie Cappellini, Driade, Lema, Kartell, Serralunga, Lacoste, Shiseido, Tacchini, Porro und viele mehr.

www.christophepillet.com