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Bibliotheken sind gefragter denn je

Wir sind jetzt nicht mehr so verstaubt wie früher", sagt Jacqueline Kebza. Die Bibliothekarin hat weniger ein Problem mit der Sauberkeit als mit dem Klischee: Ungemütliche, schummrige Bibliotheken mit vergilbten und zerfledderten Büchern, in die man sich selten verirrt. In der Zweigstelle der Büchereien Wien im Bildungszentrum Simmering säumen hingegen violette Teppiche mit gelben Fauteuils den Weg, es gibt Tische zum Arbeiten und Lernen, Computer mit Internetanschluss und WLAN.

"Wir sind die neueste und modernste Bücherei in Wien", sagt Kebza, Leiterin der Zweigstelle, und zeigt den elektronischen Rückgabeautomat, an dem auch außerhalb der Öffnungszeiten ausgeliehene Medien retourniert werden können.

Vital

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In der Kinderabteilung (siehe Bild links) kontrastiert der dunkle Holzboden die kräftigen Farben der Sitzmöbel. Aus einer elitären Wissenssammlung ist ein vitaler Ort geworden, der von seinen Benutzern angenommen wird. "Zu uns kommen viele Kinder und Jugendliche nach der Schule. Auch muslimische Mädchen, denn die Bibliothek ist ein neutraler Ort", erklärt Kebza.

Katharina und Caro besprechen gerade ihre Schulaufgabe. Sie kommen fast täglich nach der Schule für zwei Stunden. "Wir machen Hausübung, reden, schauen ins Internet. Es ist so schön ruhig im Gegensatz zu daheim", erzählt Katharina. Erwachsene blättern durch Wochenzeitungen, Jugendliche hören sich CDs an und borgen sich DVDs aus.

Kathedralenhafte Medientempel

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Bibliotheken sind nicht mehr auf ein Medium beschränkt, was sich vielerorts auch im Namen niederschlägt: Die Mediathek ist die neue Bibliothek. In den USA werden mittlerweile mehr eBooks als gedruckte Bücher verkauft.

Und dennoch schießen repräsentative Bibliotheksbauten in aller Welt aus dem Boden, konzipiert von Star-Architekten. Sie schaffen keine kleinen Büchereien, sondern kathedralenhafte Medientempel, die das Erscheinungsbild der Städte prägen. Der österreichische Architekt Ernst Mayr etwa hat mit der Hauptbücherei am Wiener Gürtel ein städtebaulich und gesellschaftlich wichtiges Projekt verwirklicht. Sein Bau ist nicht nur aufgrund der Form zum Flaggschiff geworden.

Futuristische Ästhetik

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