Aufgetischt: Blumendeko für den Tisch
Die Konzepte sind alles andere als gewöhnlich. Wo normalerweise ein Steckschwamm für Blumen verwendet wird, setzt Andreas Bamesberger, Inhaber des Wiener Blumenstores Zweigstelle, auf eine mehrmals gebogene Drahtkonstruktion und schicke Glasphiolen. Klassisches wie vorgefertigte Kränze und Buketts sucht man bei seinen Kompositionen vergebens. Seine floralen Gestaltungen zieren private Feste, öffentliche Räume, Verkaufsflächen, Hotels, Restaurants und vor allem Events. Selbst bei klassischen Tischdekorationen, wie etwa für das bevorstehende Osterfest, setzt der gelernte Florist eher auf innovative Ansätze als auf traditionelle Blumengestecke. Für IMMO stellte er drei unterschiedliche Ideen zusammen. Im Interview spricht er über seine Arbeit und erklärt, warum er mit einer bestimmten Blume noch immer nichts anfangen kann.
IMMO: Die Zweigstelle ist der etwas andere Blumenladen. Erklären Sie uns das Konzept?
Andreas Bamesberger: Den Shop gibt es nun seit mehr als zehn Jahren und für mich war von Anfang klar, dass wir uns vor allem auf Ausstattung spezialisieren möchten. Der sogenannte Verkaufsraum fungiert bei uns als Werkstatt, wir wollen unsere Großdekorationen auch denjenigen präsentieren, die nur ein paar Blumen kaufen wollen. Man soll uns zuschauen können, das war mir sehr wichtig und damals eher ungewöhnlich – mittlerweile hat man sich daran gewöhnt.
Warum haben Sie sich gerade auf Eventdekoration spezialisiert?
Blumen für eine Veranstaltung oder einen Event zu verwenden war früher eher ein notwendiges Übel. Es war einfach kein Thema. Anfangs kamen viele Kunden in den Shop aus reiner Neugierde. Man konnte uns nicht einordnen. Wir sind ein Concept-Store und kein klassisches Blumengeschäft. Wir versuchen, selbst unser Schnittblumen-Sortiment anders zu präsentieren. Hauptsache ungewöhnlich. Es ist eine Mischung aus Installation und Präsentation von Pflanzen. Es soll ein interessantes Zusammenspiel zum Entdecken entstehen.
Zimmerfarn und Ficus Benjamin sind die am häufigsten vorkommenden Zimmerpflanzen. Warum ist gerade die Gestaltung im eigenen Zuhause so schwierig?
Wichtig ist natürlich, dass es der Persönlichkeit entspricht und dass es einem gefällt. Die meiste Kraft investiere ich darin, keinen Trends zu folgen. In der Floristik braucht man das meiner Meinung nach nicht. Das gilt auch für die eigenen vier Wände. Man soll aus dem privaten Bereich keinen Trend machen. Das ist viel zu speziell und individuell. Mein Job ist es aus Blumen Kurioses zu gestalten. In einer Wohnung benötige ich derzeit, passend zur Jahreszeit, nur einen Strauß schöner Tulpen. Die Blume steht für sich allein, mehr braucht es auch nicht.
Betreuen Sie auch private Haushalte?
Ja, wir gestalten auch Wohnungen und Häuser für bestimmte Anlässe wie etwa spezielle Feiern oder aber auch Essenseinladungen. Hier geht es wirklich darum, den festlichen Rahmen zu unterstreichen. Ein derartiges Service wird meist mit hohen Kosten verbunden, doch das stimmt nicht. Wir haben Gestaltungen für private Soirées bereits ab 100 Euro durchgeführt. Diese Kunden legen einfach großen Wert darauf, selbst floralen Schmuck für bestimmte Anlässe arrangieren zu lassen.
Sie gestalten unter anderem für das Restaurant Vestibül oder auch für den Life Ball immer wieder Großkonzepte. Wodurch lassen Sie sich inspirieren?
Es ist ein Brückenschlag und dabei geht es ganz klar nicht nur um die Blume. Man muss Verbindungen schaffen. Ich interessiere mich etwa für die Philosophie, nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, weil in dieser häufig pflanzliche Symbole vorkommen. Die Architektur etwa spielt für mich auch eine große Rolle. Das ist nicht nur aufgrund von statischen Gründen wichtig, ich orientiere mich gerne daran. Prinzipiell versuche ich, für jedes Konzept einen neuen Zugang zu finden. Es soll überraschen und nicht naheliegend sein.
Welche Tipps können Sie Gastgebern geben, die sich um ihre Dekoration selbst kümmern möchten?
Ich würde generell auf eine flache Dekoration setzen, also so als würde man einen Tischläufer gestalten. Hier muss man beachten, dass das gesamte Konstrukt nicht zu hoch wird. Dadurch betont man die Tafel und am Tisch verliert man nicht viel Platz. Eine Dekoration muss immer etwas zurückhaltend sein und darf nicht zu üppig werden, das lenkt vom Gesamtkonzept ab. Doch prinzipiell darf man in den eigenen vier Wänden so ziemlich alles machen – Geschmäcker sind verschieden. Klassische Dos und Don’ts gibt es keine.
Gibt es eine Blume mit der Sie gar nichts anfangen können?
Die Spray-Nelke ist eine verzweigte Sorte. Zu dieser fällt mir einfach nichts mehr ein. Hier finde ich keinen neuen Zugang. Ich würde niemals einen Blumenstrauß in Zellophan einpacken oder mit einer Papiermanschette ummanteln – außer zu Transportzwecken. Das ist eine Unart.