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Ab in die Küche

Im Vergleich zur Möbelmesse iSalone wird bei der biennal stattfindenden Fachmesse EuroCucina in Mailand immer aus dem Vollen geschöpft und selten findet man hier Messestände unter 100 Quadratmeter. Rund 130 international renommierte Küchen- und Gerätehersteller haben heuer auf über 23.000 Quadratmetern ihre neuesten Entwürfe und Entwicklungen präsentiert. Die Verschmelzung von Wohnraum und Küche hat bei der Planung noch immer oberste Priorität. Die Grenzen verschwinden nahezu nahtlos.

Holzstrukturen

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Die Omnipräsenz von komplett aus Holz gefertigten Küchen – vor allem aber Modelle mit sichtbaren Maserungen – waren heuer bei fast allen Ausstellern zu sehen. Sie sollen künftig zu monochrom wirkenden Hochglanz-Varianten eine Alternative bilden. Naturholz punktet mit vielen positiven Eigenschaften auch im Küchenbereich. Flecken können leichter ausgebessert werden und es hat eine geruchsneutralisierende, antibakterielle Wirkung. Der österreichische Hersteller Team7, scheint mit seiner Vollholz-Strategie mehr denn je am Puls der Zeit zu sein: Das neue Modell "loft" ist eine moderne Interpretation der Landhausküche. Mit "Code evolution" setzte auch der italienische Hersteller Snaidero auf eine Küche, die in der Gestaltung mit strukturierten Holzoberflächen spielt. Designer Michele Marcon verlieh der Oberfläche aus weißem Holz-Laminat einen zusätzlichen Used-Look.

Ausgewählte Modelle im Überblick:

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Holz als Zusatzausstattung ist ein weiterer Trend. Bulthaup etwa setzte das natürliche Material bei der Gestaltung von Stauraumverkleidungen ein, die Geräte und Geschirr verschwinden lassen. Das neue Wandpaneel besteht aus einem sägerauen Lärchenfurnier. Neu auf den Messeständen waren auch Küchen im Industrie-Style: Hier werden Elemente wie Schränke, Geräte oder auch Regale so positioniert, dass sie erkennbar aneinandergereihte Einzelstücke sind. Damit setzt man auch bei dem Thema der offenen Wohnküche an.

Bei der "metod"-Kollektion des schwedischen Möbelriesen IKEA finden sich ebenfalls sichtbare Holzoberflächen im Repertoire. Mithilfe eines Baukastenprinzip kann man seinen persönlichen Stil selbst krieren und kann etwa Kühlschrank und Kästen auf einem eleganten und sichtbaren Kufengestell positionieren. Dadurch, dass die Elemente nicht mit dem Boden abschließen, wirkt eine Komposition selbst auf kleinstem Raum transparent und großzügig und verkörpert den Industrie-Chic.

Material-Kontrast

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Ein Comeback erleben derzeit warme Materialien in sanften, dezenten Farben und in Kombination mit hellem Holz. Zwar sind Lackoberflächen nach wie vor gefragt, doch gerade in diesem Bereich versuchen viele Hersteller für das haptische Erlebnis neue Lösungsansätze zu finden. Sogenannte "Sof-touch"-Lacke geht man einen haben zwar nach wir vor eine glänzende Oberfläche, jedoch beim Angreifen fühlen sie sich samtig und matt an. Hochwertige Laminate sind ebenfalls gefragt. Das Material hat zwar einen schlechten Ruf, doch auch hier gilt es Qualitätsunterschiede zu berücksichtigen. Hochwertige Laminate werden in mindestens 1,55 mm starker Schicht und nicht als Folie auf den Korpus aufgetragen. Zudem ist das Material nicht so kostenintensiv.

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Für die Neuinterpretation der Porsche-Küche "7340" kombinierte der deutsche Hersteller Poggenpohl klassische Oberflächen mit Edelstahlleisten und Holz. Das neue Modell betont nicht nur die horizontale, sondern auch die vertikale Linienführung mithilfe von Designblenden (auch Blades genannt) aus gebürstetem Aluminium in Edelstahloptik. Diese sorgen dafür, dass homogene Frontflächen akzentuiert und gleichzeitig spannende Tiefen erzeugt werden. Kontrastreich präsentiert sich auch das SieMatic Modell "S2 Pure", dem ein durchlaufendes Furnierbild mit ausdrucksstarken Holzstrukturen Charakter verleiht. Der helle Farbton Sterlinggrau matt wird kombiniert mit hochglänzendem, dunklem Grafitgrau im Kochbereich. Die Hochschränke in Nussbaum-Furnier schaffen eine elegante und nahtlose Verbindung zum Wohnraum.

Wohn- und Kochbereich

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Die offene Wohnküche ist allgegenwärtig und natürlich auch nicht mehr wirklich neu. Die Lösungen von vielen internationalen Herstellern werden dazu auch immer origineller. Mithilfe von neuen technischen Weiterentwicklungen und neuen Materialeinsätzen geht es aber klar in die Richtung: schlichte Strukturen sowie Einzelmodule mit Wohncharakter.

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Auf der diesjährigen EuroCucina in Mailand haben Sie ein neues Modell für Schiffini präsentiert. Erklären Sie uns den Entwurf? Bei meiner Arbeit, egal ob ich Installationen gestalte oder Produkte entwickle, ist es mir wichtig, dass die Menschen damit umgehen können und dass sie sich involviert fühlen. Ich möchte mit meiner Gestaltung auch überraschen können. Generell versuche ich immer etwas zu machen, das über die normale Funktion hinausgeht. Bei der „drawer kitchen“ geht es eben nicht nur um die Küche, sondern auch um die skulpturale Erscheinung.

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Sie haben Schubladen als zentrales Element gewählt. Warum haben Sie sich gerade dafür entschieden?Weil ich finde, dass ausreichend Stauraum ein wichtiger Aspekt in der Küche ist. In Kombination mit einem freistehenden Element wirkt es einladender und ästhetischer. Die Hinterseite ist glatt und auf den Seiten bleibt genügend Platz für Geräte. Der Zugang zur skulpturalen Inszenierung ist etwas ungewöhnlich, dadurch wird aber das Thema der offenen Wohnküche und deren soziale Komponente unterstützt. Deshalb war es mir wichtig „drawer“ als Solitär zu konzipieren, das Element lässt sich in dieser Form einfacher und leichter in Wohnräume integrieren.

Warum haben Sie bei den Materialien auf Klassiker wie Edelstahl und Holz gesetzt? Die Küche gibt es in Buche oder weißem Laminat mit einer Edelstahloberfläche. Einerseits kommen durch die hellen Nuancen die Formen am besten zur Geltung, andererseits sind Stahl und Holz sehr pflegeleicht. Kräftige Farben bei Küchen finde ich schwierig, da man sich daran schnell sattsehen kann.

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Womit können Sie in einer Küche gar nichts anfangen? Mit zu viel Technik. Je digitalisierter es in der Küche wird, desto langweiliger wird das Kochen. Letztlich ist man nur mehr gefordert, diese Geräte überhaupt bedienen zu können, das Kochen selbst kommt dabei leider viel zu kurz und das finde ich schade.

www.gittagschwendtner.com