Experten: Zu viele Hepatitis-Fälle
40 Prozent der Menschen in Österreich sind nicht oder nicht vollständig gegen Hepatitis A und B geimpft. Darauf machte der Impfreferent der Ärztekammer, Rudolf Schmitzberger, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien aufmerksam. Pro Jahr gibt es bis zu 1.500 neue Fälle von Hepatitis B. Wie viele Menschen an Hepatitis A erkranken, ist nicht bekannt.
Ziel von Apothekern und Medizinern ist es, die Durchimpfungsrate - sie hat sich seit 2001 nahezu verdoppelt - weiter zu steigern. Das Hepatitis-B-Virus, das auf den Menschen als Wirt angewiesen ist und über Körperflüssigkeiten übertragen wird, könnte theoretisch ausgerottet werden, wie Sozialmedizinerin Ursula Kunze von der MedUni Wien betonte. Weltweit sind rund zwei Milliarden Menschen mit dem Virus infiziert, in Österreich sind es immerhin rund 42.000, die das Virus in sich tragen. Es ist 50 bis 100 Mal ansteckender als HIV, verursacht in den meisten Fälle eine akute Leberentzündung und erhöht das Risiko einer Leberzirrhose sowie von Leberkrebs. Der österreichische Impfplan empfiehlt seit 1997 eine Immunisierung gegen Hepatitis B. Erstmals geimpft wird im Säuglingsalter, aufgefrischt im siebenten und 13. Lebensjahr.
Hepatitis A
Hepatitis A wird durch Fäkalkeime übertragen und gilt als typische Reiseerkrankung, zurückzuführen auf mangelnde Hygiene. Von Infektionen hauptbetroffen sind laut Schmitzberger Kleinkinder - wenn sie in den Kindergarten oder in die Krippe kommen und die Sache mit der Toilettenhygiene noch nicht richtig im Griff haben. Hepatitis A ist zwar meldepflichtig, die offizielle Zahl von 54 Erkrankungen im Jahr 2014 wird von den Fachleuten allerdings nicht für bare Münze genommen. Die Dunkelziffer sei beträchtlich höher, meinten Schmitzberger und Kunze übereinstimmend. Der Impfreferent vermutet eine "sehr, sehr geringe Meldefreudigkeit". Der Impfplan empfiehlt eine Hepatitis-A-Impfung vor dem Eintritt in den Kindergarten, gratis ist sie allerdings nicht.
Die Apotheken bieten bis 31. Mai Impfstoffe gegen Hepatitis A und den Kombi-Impfstoff gegen Hepatitis A/B um 30 Prozent verbilligt an. Sie kosten für Erwachsene 38,90 bzw. 59,90 Euro und für Kinder 28,75 bzw. 37,90 Euro. Bei manchen Menschen kann übrigens eine mehrfache Impfung notwendig sein. Denn fünf bis zehn Prozent sind sogenannte Low Responder oder Non Responder, das heißt, die Impfung greift zu wenig oder gar nicht. Die Gründe dafür nicht bekannt, manchmal hilft wiederholtes Impfen, wie Kunze erklärte.