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Die Stimme verrät jede Stimmung

Auch Starsänger Rolando Villazon passierte es: Anfang April versagte mitten im Konzert seine Stimme. Eine Erkältung und starke Beanspruchung dürften die Ursache gewesen sein. – Die Leistung der Stimme wird oft als etwas Selbstverständliches betrachtet. Daher wurde der World Voice Day ins Leben gerufen, an dem sich am Dienstag 35 Länder beteiligen.

Berit Schneider-Stickler von der österreichischen Gesellschaft für Logopädie, Phoniatrie und Pädaudiologie betont die Wichtigkeit der Stimme: „Sie hat vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklung zu einer Kommunikations- und Informationsgesellschaft eine zunehmende Bedeutung.“

Laut Studien haben 20 bis 50 Prozent der Lehrer im Laufe ihres Berufslebens nicht infektbedingte Stimmprobleme. Generell haben sie ein dreifach erhöhtes Risiko eine Stimmstörung zu bekommen – ebenso geht es Callcenter-Agenten. Sänger und Schauspieler haben im Vergleich zur Normalbevölkerung sogar ein 100-fach erhöhtes Risiko einer beruflich bedingten Stimmstörung. Studien konnten zeigen, dass die Lernergebnisse von Schülern eines heiseren Lehrers deutlich schlechter sind als jene von stimmgesunden Lehrern.

„Damit schließt sich der Bogen vom persönlichen Leidensgefühl und dem Gefühl, sich nicht durchsetzen zu können zur Situation, wenn ich Inhalte vermitteln will. Mit einer heiseren Stimme funktioniert das deutlich schlechter als bei einer gesunden.“ Vor diesem Hintergrund zeige sich: „Es gibt heute kaum noch einen Beruf, der ohne Stimme funktionieren würde.“

Anlässlich des World Voice Day finden in allen teilnehmenden Ländern den ganzen Tag über Veranstaltungen und Workshops zum Thema Stimme und Sprechen statt – so kann man etwa an ausgewählten Treffpunkten beim „Jedermaaannn!“-Rufen gemessen werden und sich so als Dezibel-Kaiser qualifizieren.

Informationen unter www.worldvoiceday.org, www.stimme.at und www.meduniwien.ac.at/phon-log.

1. Trainieren Sie ihre Stimme und wärmen Sie sie vor dem Singen oder einem Vortrag auf. Dazu gehört leises Summen, Lippenmuskeln kräftig bewegen, schnauben Sie ruhig einmal wie ein Pferd. Achten Sie dabei auf gute Standfestigkeit und eine gerade Körperhaltung.

2. Vermeiden Sie, wenn möglich, langes Reden in einer trockenen, warmen oder zu staubigen Umgebung.

3. Nehmen Sie 2 bis 2,5 Liter Flüssigkeit zu sich. Trinken befeuchtet die Schleimhäute und führt durch den Schluckvorgang zu einer Entspannung der Muskulatur rund um den Kehlkopf.

4. Flüstern strengt die Stimme besonders an. Bei Heiserkeit möglichst wenig sprechen.

5. Vermeiden Sie längeres Reden in lauter Umgebung. Schreien sollte generell möglichst unterlassen werden.

6. Deutliche und präzise Artikulation mit den richtigen Pausen ist besser als eine durchgehend laute Stimme.

7. Bei Aufregung nicht zu hoch sprechen. Überhöhte Sprechstimmlagen verkürzen die stimmliche Belastbarkeit.

8. Rauchen schadet der Stimme. Es fördert Kehlkopfentzündungen und kann die Entstehung bösartiger Krankheiten fördern.

9. Schützen Sie Ihren Hals vor Zugluft. In der Umgebung von Klimaanlagen empfehlen sich Schals – Seide im Sommer, Wolle im Winter.

10. Legen Sie bei stimmbelastenden Aktivitäten kurze Pausen ein. Bereits fünfminütiges Schweigen kann die Stimmbelastbarkeit deutlich verlängern.

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Wirkung der Stimme

Wie man auf andere wirkt,hängt zu mehr als einem Drittelvon der Stimme ab. Bereits die ersten 30 Sekunden eines Gesprächs hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Der erste Stimm-Eindruck macht hörbar, wer wir sind, wofür wir stehen und wofür wir uns halten. Die Stimme verrät alles unmittelbar: Ärger, Nervosität, Freude oder Selbstsicherheit.

Gesellschaft

Die Österreichische Gesellschaft für Logopädie, Phoniatrie und Pädaudiologie wurde bereits 1924 gegründet. Sie ist auf die Förderung der Kooperation von Logopädie (Sprecherziehung), Phoniatrie (Stimmheilung), Pädaudiologie (Abklärung kindlicher Hörstörungen), Sprachheilpädagogik und deren praktische Umsetzung ausgerichtet.