Austro-Nobelpreis 2017 geht an einen Quantenphysiker
Der Nobelpreis wirkt mickrig daneben: Um die 830.000 Euro stehen 1,5 Millionen gegenüber. Der Wittgenstein-Preis liegt zumindest monetär vorne. Trotzdem gibt es gravierende Unterschiede. Während der Nobelpreis sehr oft an alte Herren am Ende ihrer Laufbahn vergeben wird, ist der höchstdotierte heimische Forschungspreis, der seit 1996 vergeben wird, oft Initialzündung für wissenschaftliches Arbeiten, das sich im internationalen Vergleich nicht verstecken muss. Heuer bekommt den Preis Hanns-Christoph Nägerl von der Universität Innsbruck.
Der Quantenphysiker wurde 1967 in Göttingen, Deutschland, geboren und studierte dort Physik. Mit seinem Doktorvater, dem Österreicher Rainer Blatt, kam er 1996 nach Innsbruck. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt am California Institute of Technology in den USA kehrte Nägerl an die Universität Innsbruck zurück. 2003 erhielt Nägerl bereits den START-Preis, die höchste österreichische Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler. Er leitet eine eigene Arbeitsgruppe. Zahlreiche Veröffentlichungen in den Fachzeitschriften Nature und Science zeugen von der großen internationalen Beachtung, die die Arbeiten von Nägerl und seinem Team erfahren.
Ein wichtiger Effekt, mit dem er sich beschäftige, ist die Supraleitung. "Sie beruht darauf, dass Elektronen sich zu Paaren zusammen tun, und wie durch ein Wunder kann Strom plötzlich ohne jeden Widerstand durch den Leiter fließen", erklärt Nägerl in KURIER-Interview (in der morgigen Print-Ausgabe). "Bei Hochtemperatur-Supraleitung rätseln die Physiker seit den 1980er-Jahren. Das ist nicht verstanden. Jetzt besteht die Hoffnung, dass wir mit unseren Systemen, dem Geheimnis näher rücken. Da besteht große Konkurrenz, zum Beispiel mit Gruppen aus Amerika. Das ist ein bisschen wie der Heilige Gral der Physik. Wenn das jemand schafft – das wäre nobelpreiswürdig."