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Tiercoach: Cannabidiol erzielt bei Haustieren gute Erfolge

Der Warschauer Zoo ließ kürzlich aufhorchen. Die verantwortliche Tierärztin hatte verkündet, den drei Afrikanischen Elefanten zwecks Stressreduktion medizinisches Cannabis verabreichen zu wollen. Ihr Argument: Für Hunde und Pferde gebe es solche Therapien bereits.

Keine Droge

Tatsächlich wird Cannabidiol, kurz CBD, seit geraumer Zeit in der Veterinärmedizin eingesetzt. Dem nicht psychoaktiven Bestandteil der Hanfpflanze wird vielseitige Wirkung zugeschrieben. „Man darf CBD nicht mit der bekannten Droge THC verwechseln“, sagt Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, wann selbst Schulmediziner auf das Phytopharmakon zurückgreifen und welchen Patienten damit geholfen ist.

Umfassende Studien fehlen

„Schulmedizinisch ist die Wirkung von Cannabidiol nicht bewiesen, es laufen aber zahlreiche Studien“, schickt Reitl voraus. Aus der Praxis in der Ordination Tiergarten Schönbrunn weiß der Zoodoc, dass Tiere sehr wohl auf den pflanzlichen Inhaltsstoff ansprechen. So hilft CBD in erster Linie als natürliches Schmerzmittel. Es entspannt und löst Krämpfe. Positive Effekte zeigen sich auch bei Demenzerkrankungen, die Hirnfunktionen werden angeregt. Deutliche Verbesserung lässt sich bei geriatrischen Problemen erzielen; ältere Patienten scheinen sich mit der Gabe des Phytopharmakons insgesamt wohler zu fühlen. Vor allem Tier, die unter Appetitlosigkeit oder Arthrose leiden, profitieren. Zudem können Allergien, speziell der Juckreiz, gelindert werden. Nicht zuletzt beugt das Hanfprodukt Stress – z.B. bei Angst vor Gewitter – vor. Berichten zufolge unterstützt CBD den Körper darüber hinaus im Kampf gegen Krebs; fundierte Beweise dafür fehlen jedoch.

Nur in Absprache mit Experten

CBD ist kein Wundermittel. „Es ist aber bei vielen Patienten einen Versuch wert. Wenn es einen positiven Effekt hat, nützen wir ihn“, sagt die Tierärztin. Erfahrungsgemäß unterstützt das Phytopharmakon nicht nur die Gesundheit von Pferden, Hunde und eventuell Elefanten. Auch Reptilien und Vögel sind längst Nutznießer. Katzen und Kleintiere brauchen spezielle Hanfpräparate; Mittel aus der Humanmedizin können zu Vergiftungen führen. Der Experte ist gefragt.

Öl auf die Schleimhaut

„Das Vollextrakt in Form von Öl wirkt am besten. Die meisten Pflanzenfresser mögen auch den Geschmack“, sagt Reitl. Prinzipiell wird CBD direkt auf die Schleimhaut getropft, im Futter geht der Effekt eher verloren. Nach zwei Wochen Behandlung sollte sich die Wirkung zeigen; ein begleitendes Tagebuch objektiviert den Erfolg. Meist wird das Extrakt als Kur verabreicht. Reitl: „Was auch immer an der Therapie mit CBD wirkt, am Ende des Tages muss es dem Tier besser gehen.“

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