Studie: Viele Menschen unterschätzen Länge des verbleibenden Lebens
Viele Menschen freuen sich darauf, ihre Pensionsjahre in guter Gesundheit und komfortabel zu verbringen. Forscher des IIASA in Laxenburg bei Wien zeigen nun jedoch in einer im Fachjournal Plos One veröffentlichten Studie, dass ältere Personen und vor allem Frauen häufig unterschätzen, wie viele Jahre ihnen noch bleiben. Das kann zu schlechten Entscheidungen bei der Altersplanung führen.
Negative Folgen
Ältere Menschen müssen wichtige Entscheidungen über ihre verbleibenden Lebensjahre treffen, etwa wann sie in Pension gehen, wie sie ihr Leben im Ruhestand gestalten, wie sie ihre Ersparnisse anlegen und wann sie diese anzapfen, usw... Von entscheidender Bedeutung ist dabei die persönliche Einschätzung der Länge ihres verbleibenden Lebens. Denn wenn diese Erwartung erheblich von der tatsächlichen Anzahl der verbleibenden Lebensjahre abweicht, könne das zu negativen Folgen wie finanziellen Schwierigkeiten und erhöhter Angst oder Depression führen, so die Wissenschafter um Dimiter Philipov vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in einer Aussendung.
Sie verwendeten für ihre Analyse Daten aus einer in neun europäischen Länder (Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Schweden, Spanien und die Schweiz) durchgeführten Studie aus den Jahren 2004 bis 2015. Dabei verglichen sie die subjektive Einschätzung der Lebenserwartung von Männern und Frauen im Alter von 60 bis 90 Jahren mit der tatsächlich beobachteten Lebenserwartung.
Lebenserwartung unterschätzt
Dabei zeigte sich ein Ergebnis, das über die Länder und die Jahre hinweg dominierte: Die Menschen schätzten die Anzahl der ihnen noch verbleibenden Jahre geringer ein als ihre tatsächliche Lebenserwartung. Diese Diskrepanz war bei Frauen im Vergleich zu Männern wesentlich größer und betrug 2004 fast fünf Jahre, 2015 immer noch mehr als drei Jahre. Der Grund ist, dass Frauen und Männer ihre verbleibende Lebensspanne subjektiv etwa gleich lang einschätzen - obwohl Frauen tatsächlich eine deutlich höhere Lebenserwartung haben.
Für die Studienautoren zeigen die Ergebnisse die Notwendigkeit von Maßnahmen, die einer realistischeren Sicht der Menschen auf ihre verbleibende Lebensspanne ermöglichen. Als Beispiel nennen sie etwa verbesserte Informationen über gesundheitsbezogene Themen, sodass die Leute in der Lage sind, ihren Gesundheitszustand realistisch einzuschätzen.