Gut gemachte Apps können bei der Krisenbewältigung helfen
Youper weiß wie es den Menschen geht. Die amerikanischen Gesundheits-App diagnostiziert - wenig verwunderlich - , dass in Zeiten der Krise die Sorgen und Ängste der Menschen anwachsen. Das zeigt eine Auswertung der Interaktionen mit der App.
Youper verwendet wissenschaftsbasierte Techniken, um ihre Nutzer beim Bewältigen von Gefühlen zu unterstützen. Die Gruppe von David Garcia hat jetzt die Daten der Gesundheits-App ausgewertet. Dazu haben sich Jana Lasser, Hannah Metzler und David Garcia vom Complexity Science Hub Vienna zusammen mit Andrea Niles von Youper angesehen, welche Gefühle unter den User der App in den vergangenen Monaten dominiert habe.
25 Emotionen
Dafür wurden 460.000 Interaktionen von 72.000 Nutzern ausgewertet. Die Nutzer wählen aus 25 Emotionen jene aus, die bei ihnen gerade vorherrschen, etwa Glück, Angst oder Dankbarkeit. In einem weiteren Schritt fragt die App ab, was das jeweilige Gefühl hervorruft. Die Analyse der Daten zeigt, dass Ausdrücke von Sorge und Angst ab der zweiten Märzwoche stark angestiegen sind – ein Trend, den die Forscher auch in Twitter-Daten gefunden haben.
Als wichtigste Gründe, die hinter diesem Anstieg stecken, nannten die App-User Sorgen über die Außenwelt, Interaktionen auf Social Media, Gesundheit.
Männer sagen sie sind ok
Wobei es überwiegend Frauen sind, die sich sorgen und ängstigen. Oder es zugeben. Männer und Kinder unter 18 weichen von diesem Trend ab. Männer geben derzeit sogar öfter als vor der Epidemie an, sich “OK“ zu fühlen.
Kinder wiederum sind zunehmend gelangweilt und müde. Das überrascht wenig. Zum Beispiel leiden 13- bis 18-Jährige, die nicht zur Schule gehen und ihre Freunde treffen können, vor allem darunter, „mit sich selbst allein“ zu sein. Sie geben am häufigsten an, gelangweilt zu sein, fühlen sich zunehmend aber auch müde, genervt oder besorgt.
Achtsamkeitsübungen helfen
Nach der Abfrage der Gefühle schlägt die App in der Psychotherapie angewendete Aktivitäten vor, die dabei helfen sollen, mit den Emotionen besser umzugehen. Verwendet werden zum Beispiel Achtsamkeitsübungen, das bewusste Setzen von Zielen und andere erprobte Problemlösungstechniken.
Die Forscher haben auch festgestellt, dass die App in über 80 Prozent der Fälle hilft, Gefühle von Sorge und Angst zu reduzieren. Die Wissenschafter halten gut gemachte Apps deshalb auch für eine wertvolle Hilfe, um Menschen in Zeiten der Krise psychologisch zu unterstützen. „Apps sind kostengünstig, und die Nutzung ist nicht an Ort, Zeiten oder Personen gebunden“, sagt die Datenwissenschaftlerin Jana Lasser. „Wir sehen gute Apps deshalb als eine niederschwellige Möglichkeit, mit den psychischen Folgen der Coronakrise besser zurechtzukommen.“