Wissen/Wissenschaft

Gewissensbisse und die Lust auf Fastfood

Die Lese- und Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern fördern: Das ist das Ziel des Vereins „Zeitung in der Schule“. Denn Medienkompetenz ist eine Schlüsselkompetenz, wenn es darum geht, gesellschaftlich und politisch zu partizipieren. Gemeinsam mit der „Initiative for Teaching Entrepreneurship“ hat der Verein „Zeitung in der Schule“ auch heuer wieder einen Schreibwettbewerb für Schüler ausgeschrieben. Diesmal zum Thema Klimaschutz mit dem Titel: „Klimawandel: Wie kann jeder in seinem persönlichen Umfeld zu einer ökologischen und nachhaltigen Lebensweise beitragen?“

Aufgrund der zahlreichen Einsendungen hat sich die Jury, der auch der KURIER angehört, beim diesjährigen Wettbewerb dazu entschieden, zwei Gewinnertexte zu prämieren. Die Jury achtete bei der Auswahl besonders auf den Problemaufriss samt Lösungsvorschlag, die nachvollziehbare Argumentation und die Originalität der Texte. Die Beiträge werden in Zeitungen und Magazinen des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) veröffentlicht, der die Initiative Zeitung in der Schule vor mehr als 20 Jahren startete.

Überzeugt

Überzeugen konnte einerseits die 16-jährige Schülerin Katrin Ellmer (Tourismusschulen Bad Ischl) mit ihrem Kommentar „Klimaschutz – wenn das Gewissen beißt“: „Es wird Zeit, das Problem persönlich zu nehmen“, heißt es in ihrem Text, in dem sie an das schlechte Gewissen appelliert. Es sei „ein Urtrieb, der unseren Zusammenhalt als Gemeinschaft ermöglicht und dem wir folgen müssen, um die Klimakrise wirklich zu bewältigen.“

Der 18-jährige Gordian Gudenus vom katholischen Gymnasium Schola Thomas Morus erinnert mit seinem Beitrag „Fastfood ist nicht nur für dich ungesund!“ an die Selbstverantwortung des Einzelnen: „Nicht nur der Speckreifen wächst beim Burger-Essen, sondern auch der CO2-Fußabdruck.“

Weitere Informationen: www.zis.at

Klimaschutz – wenn das Gewissen beißt
Kommentar von Katrin Ellmer (Tourismusschulen Bad Ischl)
Es wird Zeit das Problem persönlich zu nehmen. Durch das schlechte Gewissen wird Klimaschutz möglich gemacht.
„Wir alle müssen unseren Teil zum Klimaschutz beitragen“, ein Trend, der in sämtliche Medien kursiert. Es ist ein Privileg, dass wir diesen Ausspruch als „Trend“ bezeichnen dürfen. In Ländern wie Haiti oder Myanmar hängen davon Millionen von Menschenleben ab. Auch die Bevölkerung der Industriestaaten hat mit Auswirkungen des Klimawandels, wie Überschwemmungen oder Dürreperioden, zu kämpfen. Aber die Hauptleidtragenden der Umweltverschmutzung durch die Industriestaaten sind Entwicklungsländer. Dort fehlt es an Infrastruktur, finanziellen Mitteln oder schlicht an Wissen, um mit der Krise fertig zu werden. In Österreich ist Klimaschutz eine Frage der Einstellung. Niemand ist dazu gezwungen, seine jetzige Denk- und Lebensweise zu ändern. Man will für gute Leistungen belohnt werden und die Resultate seiner Bemühungen sehen. Beim Klimaschutz ist das nicht der Fall.
Nur weil Strohhalme und Plastiksackerl verboten werden, hört die Temperatur nicht auf, anzusteigen. Kinder in überfluteten Dörfern senden keine Dankeskarten, weil jemand in Europa aus dem Wasserhahn trinkt, statt sich eine Flasche Mineralwasser zu kaufen. Deswegen bleiben die Leute bei ihren alten Gewohnheiten, verwenden Plastikflaschen, fliegen jedes Jahr auf Urlaub und kaufen weiter Melonen im Winter.
Wir sind schuld an den klimabedingten Problemen in anderen Teilen der Welt. Wegen unseres ausschweifenden Lebensstils und unseres Wiederstands, auch nur einen Hauch unseres Wohlstands aufzugeben. Unser Handeln hat Konsequenzen. Es fällt uns schwer das zu begreifen, weil wir es nicht am eigenen Leib erfahren, aber die Auswirkungen sind da und sie sind verheerend.
Augenöffnende Zeitungsartikel, realitätsnahe Dokumentationen und Beiträge auf YouTube, die die Gebiete und Gesichter hinter den Zahlen greifbar machen, wecken in den Leuten das schlechte Gewissen. Dadurch wird die Klimakrise zu unserem Problem. Einem Menschen in einem Krisengebiet kann man nicht so leicht helfen, aber um das eigene Gewissen zu beruhigen, ist man bereit, Opfer zu bringen. Unser Gewissen macht uns auf Fehler aufmerksam, auf Ungerechtigkeiten und Schäden, für die wir verantwortlich sind. Ein Urtrieb, der unseren Zusammenhalt als Gemeinschaft ermöglicht und dem wir folgen müssen, um die Klimakrise wirklich zu bewältigen.

 

Fastfood ist nicht nur für dich ungesund!
Kommentar von Gordian Bartholomäus Gudenus (Schola Thomas Morus)
Schon gewusst? Nicht nur der Speckreifen wächst beim Burger-Essen, sondern auch der CO2-Fußabdruck. Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO zeigte nämlich, dass 14,5 Prozent aller Treibhausgasemissionen aus der Herstellung von tierischen Produkten stammen. So gesehen nimmt Mutter Erde sogar ab: an sauberen Wasserreserven und Ackerflächen! Denn laut dem „Waterfoodprint Network“ braucht man für das Kilogramm Rindfleisch 15.000 Liter Wasser. Und man darf hierbei nicht vergessen, wie viele Leute weltweit an Wassermangel leiden (laut „UNICEF“ sind es derzeit knapp 785.000.000 Menschen).
Vom Schnitzel bis zum Tafelspitz, besonders in der österreichischen Küche mangelt es nicht an fleischigen Gerichten. Morgens, mittags und abends ist der Tisch mit ihnen beladen. Ja, laut „Global 2000“ verspeisen jede Bürgerin und jeder Bürger in der Heimat jährlich ungefähr 40 Kilogramm Fleisch. Das sind rund 600.000 Liter Wasser. Jetzt ist aber Zeit, all das zu ändern. Es ist vielen bereits bewusst wie sehr die Umwelt unter dieser konstanten Ausbeutung gelitten hat. Auf der ganzen Welt werden Startups gegründet und Initiativen ins Leben gerufen, die dieses Problem angehen. Und dabei wird auch ein Blick auf die eigene Ernährung geworfen. All das spiegelt sich in den Health- und Essenstrends wider: Regional und Bio muss alles sein, was auf dem Tisch landet.
Aber brauchen österreichische Rinder weniger Ressourcen? Sind gut behandelte Tiere automatisch die umweltfreundlicheren?
Nein, es ist egal wie glücklich die Kühe sind, die in einem Hamburger landen, am Ende brauchen sie auch Wasser und produzieren Mengen an Treibhausgasen. Denn Fakt ist, die Fleischproduktion schädigt die Umwelt. Eine Kuh produziert täglich rund 191 Liter Methan, ganz egal ob in Argentinien auf der Weide oder heugefüttert in der Steiermark. Und hier haben wir den Salat: Viele Menschen denken nicht weiter. Es kommt ihnen nicht in den Sinn, dass das Fleisch aus dem Heimatland auch schädlich sein könnte. So lange die Verpackung ein „AMA Gütesiegel“ und eine glückliche Bäuerin oder einen glücklichen Bauer zeigt, ist das Gewissen ruhig und meldet sich nicht. Und hier kann jeder versuchen, sich zu bessern. Natürlich ist ein veganes Leben die umweltfreundlichste Lösung, doch wer nicht auf den Sonntagsbraten verzichten will, kann damit beginnen diesen endlosen Konsum wenigstens einzuschränken.
Es wird nicht einfach sein diesen Kampf zu gewinnen, aber es liegt an jedem einzelnen mit in die Schlacht zu ziehen. Denn wir kämpfen ihn nicht nur für uns, sondern für jede zukünftige Generation.