Distance-Learning: Studenten fehlt der soziale Kontakt
Die weitgehende Umstellung auf Distance Learning an den Universitäten im vergangenen Sommersemester hat vor allem auf die innere Motivation der Studenten gedrückt. Das zeigt eine Studie von deutschen und österreichischen Hochschulen, für die rund 1.800 Studenten aus den beiden Ländern befragt wurden. Auf die allgemeine Lebenszufriedenheit der Studierenden habe sich die veränderte Lebenssituation allerdings nicht ausgewirkt, heißt es in einer Aussendung.
Innerer Antrieb
In beiden Ländern deutlich zurückgegangen ist die sogenannte intrinsische Motivation der Studenten, die sich aus inneren Antrieben wie Interesse, Sinnhaftigkeit und Begeisterung speist. Sie gilt als maßgeblich für nachhaltigen Lernerfolg, die Qualität des Lernprozesses sowie das psychische Wohlergehen, schreiben die Forscher. Aus Österreich waren vor allem Bildungswissenschafter und Bildungspsychologen der Unis Klagenfurt, Innsbruck und Salzburg an der Untersuchung beteiligt.
Druck und Angst
Umgekehrt stieg die sogenannte extrinsische Studienmotivation - also die durch Außensteuerung wie Druck oder Angst vor schlechtem Studienfortschritt hervorgerufene Form der Motivation. Aus anderen Studien sei bekannt, dass diese Form "weitgehend negative Auswirkungen auf die Qualität des Lernens und des Erlebens aufweist", so die Wissenschafter.
Soziales Umfeld fehlt
Als Gründe für den Rückgang der Motivationsqualität sehen sie die von den Studenten beschriebene fehlende soziale Einbindung sowie den erhöhten Arbeitsaufwand. Schon nach wenigen Wochen im Online-Studium gab es einen "eklatanten Rückgang in der Bewertung der sozialen Kontakte im Studium". Das betreffe sowohl den mangelnden Austausch mit Kommilitonen - auch wenn es noch gelingt, sich im Online-Studium gegenseitig zu unterstützen und bei Studienproblemen gemeinsame Lösungen zu finden - als auch die Kommunikation mit den Uni-Lehrern. Letztere seien schlecht erreichbar und würden nicht genug Feedback geben.
Besser miteinander
"Eine große Herausforderung ist es, die intrinsische Motivation aufrechtzuerhalten und die Qualität der sozialen Interaktionen zu verbessern", so der Motivationsforscher und Mitinitiator der Studie, Florian Müller, von der Universität Klagenfurt. Das gelinge derzeit offenbar nicht.
Die Forscher verzeichneten auch einen Rückgang der psychischen Vitalität der Studierenden während der Corona-Krise. 35 Prozent gaben an, weniger Energie und Tatkraft für ihr Studium aufzuweisen, und weniger als 20 Prozent nahmen sich als ausgeprägt aufmerksam und wach wahr. Demgegenüber zeigten sich über 80 Prozent aber mit ihrem Leben weiterhin zufrieden bzw. sehr zufrieden.