Bald wird die Weltbevölkerung schrumpfen und das ist nichts Schreckliches
Jahrelang trieb Demografen das Thema Bevölkerungsexplosion um, dann kam die Alterung dazu. Doch jetzt zeichnet sich eine ganz andere Entwicklung ab, die besprochen werden will. Auf einer internationalen Konferenz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) widmen sich Demografen aus aller Welt ab heute drei Tage lang erstmals dem Schrumpfen der Bevölkerung. Organisiert wird die Konferenz von Wolfgang Lutz, der zugleich einer der Experten zum Thema Bevölkerungsentwicklung ist.
Problem Osteuropa
Anders als auf regionaler Ebene – etwa im Waldviertel oder Kärnten – hätte man Bevölkerungsschrumpfung auf nationaler Ebene noch nicht erlebt. Besonders Osteuropa sei betroffen, weiß Lutz: „Gerade junge, gut Ausgebildete kommen von dort nach Westeuropa“, sagt er. „Der serbische Präsident drückt es noch viel brutaler aus und spricht von Entvölkerung.“
Bulgarien beispielsweise hatte um 1990 neun Millionen Einwohner. „Heute sind es nur noch knapp über sieben. Und die Tendenz geht Richtung unter sechs Millionen, ein Drittel ihrer Bevölkerung verschwindet“, rechnet der Demograf vor und meint:
Auf globaler Ebene steht das der Menschheit ohnedies bevor – zum Glück.
Demograf
"Das Weltbevölkerungswachstum wird irgendwann in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts – um 2070 herum – mit knapp 10 Milliarden einen Gipfel erreicht. Dann beginnt es zu sinken, einfach weil in allen Ländern die Geburtenrate auf ein niedriges Niveau zurück geht“, sagt Lutz.
Die Forscher rätseln, wie tief die Geburtenrate fallen kann. Lutz: „Südkorea hält bei 0,8 Kindern pro Frau, etwas, das früher für unmöglich gehalten wurde.“
Depopulation, also das Schrumpfen der Bevölkerung, sei aber nichts Schreckliches – „wenn der Bevölkerungsrückgang gut gemanagt wird.“ Das System müsse intelligent angepasst werden. Stichwort Pensionen und Bildung. Die Entwicklung könne sogar Massenarbeitslosigkeit verhindern, denkt Lutz.