Aufregung um möglichen Fehler im Sputnik V-Impfstoff
Wie bereits berichtet, hat die brasilianische Arzneimittelbehörde Anvisa nach Analyse des russischen Vakzins Sputnik V keine Erlaubnis erteilt, den Impfstoff zu verabreichen. Es gäbe ernsthafte Fehler in der Formulierung, so das Fazit der Untersuchung.
Nun wurden scheinbar Details der Analyse in einer Präsentation veröffentlicht, die unter Virologen für Aufsehen und Ungläubigkeit sorgt. Die Virologin Angela Rasmussen schreibt auf Twitter, dass es bei der Untersuchung des Impfstoffes Hinweise darauf gab, dass das Trägervirus der zweiten Impfung nicht inaktiv ist und sich damit vervielfältigen und verbreiten kann. Im schlimmsten Fall könnte dieses Erkältungsvirus für Personen mit schwachem Immunsystem gefährlich werden.
Trägervirus könnte aktiv sein
Zur Erklärung: Sputnik V ist - wie das Produkt von Astra Zeneca und der Universität Oxford - ein Vektorimpfstoff. Für solche Vektorimpfstoffe nutzt man Trägerviren ("Vektoren"), die genetisch so verändert werden, dass es die genetische Information für das Oberflächeneiweiß des Coronavirus enthalten. Das Trägervirus gelangt in einzelne Körperzellen, die daraufhin mit der Produktion des Oberflächeneiweiß beginnen. Das Immunsystem erkennt es als fremd und bildet Abwehrstoffe.
Gene nicht gelöscht?
Für Menschen sind die Trägerviren an sich harmlos, weil sie sich nicht vervielfältigen und auch keine Krankheiten auslösen können - weil sie inaktiv gemacht wurden. Laut der Präsentation der brasilianischen Arzneimittelbehörde ist das bei Sputnik V aber angeblich nicht der Fall. Demnach könne das benutzte Trägervirus "Adenovirus 5" aus der zweiten Teilimpfung aktiv sein und sich im Körper verbreiten. Rasmussen auf Twitter: "Die Macher haben scheinbar verabsäumt, E1 zu löschen. Sich impfen zu lassen bedeutet somit, sich direkt mit dem Adenovirus 5 zu infizieren."
Die Gene E1 und E3 zu löschen ist Standard bei Vektorimpfungen, damit sich durch E1 der Virus nicht verbreiten kann und durch E3 nicht mit dem Immunsystem interagieren kann.
Die PR-Seite von Sputnik deklarierte die Infos der Behörde als "Fake News".
Bekannte Virologen und Mediziner reagierten ungläubig auf die auf Twitter verbreitete Meldung - von Florian Krammer bis Wolfgang Hagen.