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Glück ist ein Zustand, den man lernen kann

Seit 2013 feiern die Vereinten Nationen den „International Day of Happiness“, also den Weltglückstag. Dass sich jeder Mensch danach sehnt, glücklich zu sein, ist eine Binsenweisheit. Nicht einfach zu beantworten ist dabei die Frage, was genau Glück überhaupt ist.

Glücksbegriff: Der Duden definiert Glück als eine „angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat“. Es sei ein „Zustand der inneren Befriedigung und Hochstimmung“. Glücksforscher sprechen von einem subjektiven Wohlbefinden, das für jeden etwas anderes bedeuten könne.

Glücksfaktoren sind vielfältig. Glücksforscher zählen dazu: eine stabile Liebesbeziehung, Freundschaft, Geselligkeit, Gesundheit, einen den eigenen Fähigkeiten entsprechenden Beruf, Kinder und genügend Geld für Grundbedürfnisse. Reichtum allein macht übrigens nicht glücklich: mit steigendem Wohlstand steigt die Zufriedenheit keineswegs stetig weiter an.

Glücksstoffe: Es gibt eine „Chemie des Glücks“. Wer etwa frisch verliebt ist, schüttet zum Beispiel vermehrt die „Glücksstoffe“ Oxytocin und Phenylethylamin sowie andere Stimmungsaufheller wie Dopamin und Serotonin aus. Auch wenn wir angenehm überrascht werden, machen uns diese Botenstoffe euphorisch. Neurologen sind sicher, dass das Glücksgefühl immer wieder abflauen muss. „Unser Gehirn ist nicht dafür gebaut, dauernd glücklich zu sein“, wird der Hirnforscher Manfred Spitzer von der Uni-Klinik Ulm in Interviews zitiert: „aber es ist süchtig danach, nach Glück zu streben“.

Glücklichste Menschen sind laut UN-„World Happiness Report“ von 2016 die Norweger. In der vom Earth Institute der Columbia-Universität in New York erstellten Liste von 155 Staaten folgen die Schweiz, Island und Norwegen. Österreich liegt immerhin auf Platz 13 und Deutschland belegt Rang 16. Am untersten Ende liegt die Zentralafrikanische Republik. Dass die Menschen in den von kriegerischen Auseinandersetzungen liegenden Ländern Syrien, Afghanistan, Haiti, der Ukraine und dem Jemen auch nicht gerade glücklich ist naheliegend.

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Wer glücklich ist, lebt gesünder. Aber wie ist das nun, wenn sich das Glücksgefühl nicht so recht einstellen will? Die gute Nachricht dazu liefern die junge Wissenschaft der positiven Psychologie sowie die Glücksforschung: Glücklichsein ist eine Fertigkeit und daher erlernbar. Weltweit folgen Millionen Menschen dem Prinzip Happiness und finden - gemeinsam oder alleine - ihre ganz eigenen Wege zum nachhaltigen Glücklichsein. Auch in Wien tut sich nun diesbezüglich etwas: Pünktlich zum "International Day of Happiness" wird die Bewegung "Happy Vienna" für ein glücklicheres und ein bisschen weniger raunzendes Wien ins Leben gerufen.

Wien als Happiness Capital of Europe?
Nachdem Wien vor wenigen Tagen zum achten Mal in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt erklärt wurde, soll es auch zur glücklichsten Metropole und zur ersten "Happiness Capital of Europe" werden, so die vollmundigen Versprechen der Organisatoren. Hinter www.happyvienna.com steht das Institut für Happiness, Integration, Nachhaltigkeit und Toleranz (HINT), dessen vier Gründungsmitglieder ihre vielfältige und jahrzehntelange Expertise einbringen.

Im deutschen Braunschweig entwickeln Psychologen Glücks-Schulungen speziell für Lehrer. Glückliche Menschen sind gesünder, leistungsfähiger, kreativer und schaffen es zudem, die Stimmung in ihrer Umgebung aufzuhellen. Warum aber trifft man auf der Straße oder im Büro immer noch so viele Schlechtgelaunte? Gina Schöler, eine selbst ernannte Glücksministerin, glaubt, dass die Leute gar nicht so mies drauf sind. „Sie brauchen nur positive Anstupser“, sagt die Kommunikationsdesignerin. Zum heutigen Weltglückstaghat sie die Aktion #schreibdichglücklich ins Leben gerufen und innerhalb weniger Tage mehr als 3700 Frauen und Männer zum Mitmachen bewegt. Sie bekommen die Adresse eines anderen Teilnehmers zugelost und schreiben ihm einen persönlichen Brief - als Anregung dienen Fragen wie „Was ist deine schönste Kindheitserinnerung?“ oder „Worauf bist du stolz?“.

Handgeschriebenes im Postkasten

Schöler ist überwältigt von der Resonanz. „Ein gewisser Kick liegt darin, einen fremden Menschen unvoreingenommen kennenzulernen“, meint die 30-Jährige. „Außerdem freuen sich alle darauf, wieder etwas Handgeschriebenes und nicht nur Werbung und Rechnungen im Briefkasten zu finden.“ Ihr Ministerium für Glück und Wohlbefinden ist 2012 als Kunstprojekt an der Mannheimer Hochschule für Gestaltung (Deutschland) gestartet - im gleichen Jahr beschloss die Hauptversammlung der Vereinten Nationen die Einführung des Weltglückstages. Initiator war das kleine asiatische Königreich Bhutan, das in den 1970er Jahren das Glück der Bevölkerung zum Staatsziel erklärte und tatsächlich ein echtes Glücksministerium hat.

Wert der Zufriedenheit

Das Streben nach Glück beschäftigt Philosophen, Theologen und Literaten seit Jahrtausenden. Aber auch immer mehr Politiker und Unternehmen entdecken Wohlbefinden und Zufriedenheit als wichtige Werte. „Das Thema kommt aus der esoterischen Ecke raus“, beobachtet Schöler, die sich als Glücksbotschafterin versteht und stets betont, dass sie keine Wissenschaftlerin ist.

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Glückstraining für Lehrer

Tobias Rahm dagegen ist dem Glück in einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt auf der Spur. Der Psychologe entwickelt an der Technischen Universität Braunschweig ein spezielles Glückstraining für Lehrer. Es soll in dem herausfordernden Beruf Burn-out vorbeugen und die Pädagogen kreativer machen. In Kursen lernen die Teilnehmer, ihre „Glücksanfälligkeit“ zu erhöhen, indem sie mehr darauf achten, Schönes wahrzunehmen, dankbar für Positives sind sowie sich häufiger gute Taten vornehmen. Der angestaubte Spruch „Jeder ist seines Glückes Schmied“ ist heute wissenschaftlich belegt. Internationalen Studien zufolge liegt die Veranlagung zum Glücklichsein zu etwa 50 Prozent in den Genen. Nur 10 Prozent machen die Lebensumstände aus. „Ein neuer Job, ein neues Auto oder ein neuer Fernseher tragen nicht viel zum langfristigen Glück bei“, sagt Rahm. Dagegen liege der persönliche Gestaltungsspielraum bei 40 Prozent.

Drei gute Dinge aufschreiben

Das für Lehrer gedachte Training wurde bisher in vierwöchigen Kursen mit über 150 Studenten erprobt. Zum Auftakt verteilt Rahm gern ein Heft mit einer Übung: 14 Tage lang soll jeder am Abend drei gute Dinge des Tages aufschreiben und jeweils anfügen, was sein persönlicher Beitrag zum Gelingen war. „Das reicht von großen Dingen wie erfolgreichen Prüfungen über positive Erlebnisse mit anderen bis hin zu kleinen Sachen wie Sonne genießen oder Eichhörnchen beim Klettern zuschauen.“ Andere Forscher hätten herausgefunden, dass sich diese abendliche Reflexion sogar positiv auf den Schlaf auswirkt. Glück definieren Psychologen als subjektives Wohlbefinden, gekennzeichnet vom häufigen Auftreten positiver Gefühle und seltenem Auftreten negativer Emotionen. Um dies zu messen, haben die Braunschweiger Forscher die international anerkannte Messskala Scale of Positive and Negative Experience (SPANE) ins Deutsche übersetzt. Erste Ergebnisse bei den Studenten weisen Rahm zufolge darauf hin, dass das Training nachhaltig sein könnte.

Bruttonationalglück

Während Rahm beim Individuum ansetzt, hat Johannes Hirata das große Ganze im Blick. Der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Osnabrück glaubt, dass das Konzept des „Bruttonationalglücks“ aus Bhutan auch auf Deutschland übertragbar ist. Es gehe darum, die Wirtschaft in den Dienst des Glückes der Menschen zu stellen. „Ich bin der Überzeugung, dass es uns gut tun würde, wenn wir in Vollzeitjobs weniger arbeiten würden, vielleicht 30 Stunden pro Woche“, sagt der Ökonom. „Wir hätten mehr Zeit füreinander, für unsere Kinder und für uns selbst, könnten die vielen Anforderungen besser unter einen Hut bringen und hätten so weniger Stress.“ Die Beschränkung des Konsums aufgrund des geringeren Verdienstes hätte dann auch positive Folgen für die Umwelt.

Der heimische "Glücksindex" notiert aktuell bei 7,01 von maximal zehn Punkten, und die glücklichsten Österreicher leben in den beiden westlichsten Bundesländern. Das geht aus Daten des Online-Marktforschungsinstituts meinungsraum.at hervor, die am Montag anlässlich des Weltglückstages (20. März) veröffentlicht wurden.

Die Marktforscher erheben seit Juni 2016 im Rahmen eines "Glücksradars" die Lebenszufriedenheit. Auf einer Skala von 0 bis 10 sei der Wert im Bevölkerungsschnitt von 6,74 Punkten beim Start auf nunmehr ganz knapp über 7 angestiegen, berichtete Studienleiter Roland Führer. Die Deutschen seien laut "Glücksatlas-Erhebung" von 2016 mit einem Durchschnittswert von 7,11 noch zufriedener.

Westösterreicher (Tiroler, Vorarlberger) sind mit 6,89 Punkten bzw. Salzburger und Oberösterreicher mit 6,84 Punkten am glücklichsten. Auch die Bewohner des Landessüdens (Kärnten, Steiermark) seien verhältnismäßig zufrieden, Einwohner von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland weniger glücklich (6,66).

Einfluss von politischen Ereignissen

Bedeutende politische Ereignisse haben laut der Marktforschern Einfluss auf das Glücksempfinden. "Der Brexit und die Stichwahlaufhebung der Bundespräsidentenwahl 2016 äußern sich vor allem in einem Abfall des Glücksindexes von Österreichern mit höherem Bildungsniveau", sagte Führer. Ab Maturaniveau sei damals die Lebenszufriedenheit im Schnitt jeweils etwas abgefallen. Als Alexander van der Bellen als nächster Bundespräsident feststand, sei der Glückindex "in allen Bildungsschichten auf einen der höchsten Werte des Jahres von 7,03 (Gesamtbevölkerung) bzw. 7,20 (Matura oder höher) und 6,9 (keine Matura)" angestiegen, berichtete der Marktforscher.

Rund um den Terroranschlag in Berlin im Dezember 2016 und die Angelobung von Donald Trump zum 45. US-Präsidenten habe sich hingegen "eine deutliche Verschlechterung der Zufriedenheit der Österreicher aller Bildungsniveaus" feststellen lassen. Die wichtigsten Faktoren für die Lebenszufriedenheit finden sich allerdings im persönlichen Bereich. Dies seien Einkommens- und Jobsicherheit, Gesundheit, intakte Partnerschaft und Freundschaften.