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Trotz Therapiestopp: Mädchen ist zwölf Jahre ohne Aids-Virus

Es ist ein spektakulärer Fall - und es ist eine bisher noch nie beobachtete Zeitdauer: Bei einem 18-jährigen Mädchen aus Frankreich, das bereits mit einer HIV-Infektion auf die Welt gekommen ist, ist kein Aids-Virus mehr nachweisbar - obwohl das Mädchen seit zwölf Jahren keine Therapie mehr erhält. Ärzte präsentierten jetzt die Geschichte dieser Jugendlichen auf einer Aids-Konferenz in Vancouver, Kanada.

Infektion bei Geburt?

Die Mutter des Kindes war mit dem Aids-Virus infiziert, wurde aber zum Zeitpunkt der Geburt nicht medikamentös behandelt. Deshalb war das Infektionsrisiko des Babies hoch - es hat sich entweder während der Schwangerschaft oder direkt bei der Geburt mit dem Virus infiziert. Das Kind erhielt zwar eine nach der Geburt eine Therapie, die eine Infektion verhindern sollte - sie war aber ohne Erfolg.

Daraufhin erhielt das Kind bis ins Alter von sechs Jahren die übliche Therapie gegen das Aids-Virus, bestehend aus drei verschiedenen Medikamenten.

Therapie eingestellt

Doch dann entschieden die Eltern, die Therapie einzustellen - und brachen vorübergehend den Kontakt zu den Ärzten ab. Sechs Monate später suchten sie mit ihrer Tochter wieder das Spital auf - obwohl die Therapie beendet war, konnten die Ärzte aber kein Aids-Virus mehr im Körper des Kindes nachweisen. Und auch bei den regelmäßigen Kontrollen seither war das Virus nicht mehr nachweisbar.

Und das blieb so bis heute - zwölf Jahre lang. Es ist der erste Fall, wo ein Kind ohne Therapie so lange virenfrei blieb.

"Dieser Fall weckt unter Wissenschaftlern Hoffnungen für Suche nach einem Heilmittel gegen Aids", schreibt der britische Guardian. Doch noch sind alle Experten sehr vorsichtig: Das Kind gilt deshalb nicht als geheilt - denn möglicherweise gibt es noch irgendwo in ihrem Körper ein unentdecktes Reservoir an Aids-Viren.

"Mississippi-Baby"

Denn schon beim "Mississippi-Baby" war die Enttäuschung groß: Auch dieses mit HIV infizierte Kind bekam nur in den ersten Lebenswochen eine Therapie, dann beendeten die Eltern diese. 27 Monate war das Kind virenfrei (konnten keine Viren nachgewiesen werden) - doch dann kamen die Viren wieder zurück.

Kein Therapie-Ende

Aus diesem Grund gibt es auch keine ärztliche Empfehlung, eine Therapie zu beenden. In Frankreich gibt es 580 Personen, die sich als Baby mit dem HI-Virus infiziert hatten. 100 erhielten eine Therapie in den ersten sechs Monaten ihres Lebens. In 15 Fällen ließen die Eltern die Therapie beenden - bei 13 Kindern kam das Virus innerhalb von Wochen oder Monaten zurück. Bei einem Kind dauerte dies drei Monate - und der 15. Fall ist das 18-jährige Mädchen, das jetzt schon so lange virusfrei ist - zumindest bei allen Labortests.