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Tiercoach: Wie Haustiere auf den Tod eines Artgenossen reagieren

Hunde werden heute bis zu 16 Jahre alt, Katzen feiern mitunter ihren 20. Geburtstag: Die Lebenserwartung von Haustieren in Österreich ist hoch. Ein reiches Angebot an gesunder Nahrung und die fortschrittliche medizinische Versorgung machen es möglich. Der Tod ist trotzdem unausweichlich. Er hinterlässt nicht nur Spuren beim Besitzer; auch Artgenossen im Mehr-Tier-Haushalt können unter dem Verlust leiden.

Emotionaler Stress macht krank

In der Humanmedizin gilt das Broken-Heart-Syndrom als schwerwiegende Funktionsstörung des Herzmuskels bedingt durch emotionalen Stress. „Tiere spüren Gefühle. Es liegt daher nahe, dass auch sie von dem Gebrochenen-Herz-Syndrom betroffen sein können“, sagt Katharina Reitl. Anlässlich Allerseelen, des Gedenktages an alle Verstorbenen, erklärt der KURIER-Tiercoach, welche Symptome durch die psychische Belastung bei verwaisten Vierbeinern auftreten und wie Halter ihrem Liebling am besten helfen.

Offensichtliche Reaktionen

Ob Haustiere den Tod begreifen, ist wissenschaftlich nicht fundiert erforscht. Aus Beobachtungen ist jedoch hinlänglich bekannt, dass zumindest Hund, Katze und Kaninchen, Ratte, Meerschweinchen und Degu sowie Papageienartige die Verkleinerung der Familie bemerken. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. „Manche fressen nicht, manche sind antriebslos, andere drehen sich immer wieder um und suchen nach dem Freund. Auch Angststörungen sind eine mögliche Folge“, weiß Reitl aus der Praxis. Es gibt auch Tiere, die keinerlei Regung zeigen oder sogar aufblühen. Die Signale müssen jedenfalls richtig gedeutet werden – eine Herausforderung für den Halter.

Behandlung auf mehreren Ebenen

Der seelische Schmerz kann den Körper belasten. Beim Menschen gefährdet das Broken-Heart-Syndrom im Akutfall die Gesundheit. Lässt der Stress nach, erholt sich das Herz. „Alle Erkrankungen, die es bei Menschen gibt, treten in einer gewissen Form auch bei Tieren auf“, sieht der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn Parallelen. Das Leid der Hinterbliebenen darf nicht unterschätzt werden, der Tierarzt ist gefragt.

„Es muss nicht sofort das Herz behandelt werden“, beruhigt Reitl: „In erster Linie geht es darum, die Psyche aufzubauen.“ Pflanzliche Produkte können helfen, ebenso zusätzliche Streicheleinheiten oder Spiel zur Ablenkung. Nicht zuletzt werden die Besitzer mit Tipps unterstützt. Schließlich müssen auch sie das Ableben eines Weggefährten verarbeiten.

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