Tier-Schlaf: Elefanten schlummern rekordverdächtig kurz
Auch Tier brauchen Ruhezeiten - die Frage ist nur: Wie lange? Elefanten brechen den Wach-Rekord.
Ob Motte, Wurm oder Fruchtfliege, Löwe oder Vogel: Die meisten Tiere schlafen. Und ähnlich wie beim Menschen durchlaufen andere Säugetiere unterschiedliche Schlafphasen. Nun wurde erforscht, wie afrikanische Elefanten schlafen – nämlich kürzer als jedes andere entsprechend überprüfte Säugetier. Bei einer Untersuchung in freier Wildbahn in Botswana schliefen zwei Elefantenweibchen im Durchschnitt nur zwei Stunden pro Tag. An mehreren Tagen schliefen die beiden beobachteten Elefanten gar nicht. Auch legten sie sich nur etwa jeden dritten Tag zum Schlafen hin. Sonst ruhten sie im Stehen, wie Forscher um Paul Manger von der Witwatersrand Universität in Johannesburg im Fachmagazin „PLOS ONE“ berichteten.
Bisherige Studien zum Schlaf von Elefanten wurden vor allem in Gefangenschaft gemacht. Das Schlafverhalten der beiden etwa 30 Jahre alten weiblichen Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) im Chobe Nationalpark über 35 Tage hinweg zu dokumentieren, erforderte einige Technik. Die Matriarchinnen ihrer jeweiligen Herde wurden zunächst von einem Hubschrauber aus betäubt. Dann erhielten sie ein Halsband mit einem GPS-Ortungssender und einen 3D-Sensor, mit dem sich die Körperposition der Tiere dokumentieren ließ. Zudem wurde den rund drei Tonnen schweren Dickhäutern etwa eineinhalb Meter oberhalb der Rüsselspitze der Kern eines „Actiwatch“-Armbands implantiert, um ihren Schlafrhythmus zu dokumentieren.
Ähnlich wie bei Studien in Gefangenschaft betrachteten die Forscher einen Elefanten als schlafend, wenn das Tier seinen Rüssel mehr als fünf Minuten lang nicht bewegte. Eine Messung mit Sensoren im Gehirn der Elefanten wäre zu aufwendig und wurde den Forschern zufolge auch aus ethischen Gründen verworfen. Ob das Schlafverhalten von männlichen Elefanten in freier Wildbahn deckungsgleich ist mit jenem der beobachteten Matriarchinnen, konnten die Forscher nicht sagen. Die beobachteten Elefanten schliefen der Studie zufolge deutlich weniger als gefangene Tiere. Auch legten sich die in Freiheit lebenden Tiere seltener zum Schlafen hin. Wenn ein Elefant im Stehen schläft, ruht sein Rüssel auf dem Boden, die Augen sind geschlossen.
Mit einer mittleren Schlafdauer von zwei Stunden haben die weiblichen Elefanten von allen beobachteten Säugetieren in ähnlichen Studien den kürzesten Schlaf, wie die Forscher berichten. Darauf folge ein Pferd mit etwa drei Stunden. Experten zufolge schlafen große Säugetiere generell weniger als sehr kleine. Eine Giraffe in Gefangenschaft habe in einer Studie 4,6 Stunden geschlafen. Grauwale scheinen jedoch einen Ausnahmeschlaf von mindestens neun Stunden zu haben. „Eines der unerwarteten Ergebnisse dieser Studie war die Beobachtung, dass die Elefanten im Studienzeitraum an vier einzelnen Tagen scheinbar gar nicht geschlafen haben“, erklärten die Forscher. Ein Tier sei sogar 46 Stunden ohne Schlaf ausgekommen. Solcher Schlafentzug sei vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Matriarchinnen ihre jeweiligen Herden vor Feinden in Sicherheit bringen wollten, etwa vor einem großen Rudel Löwen.
Elefanten schlafen der Studie zufolge nicht an einem Stück. Die beiden beobachteten Tiere schliefen im Schnitt vier beziehungsweise fünf Mal pro Nacht. Dabei gab es eine Hauptschlafzeit von etwa einer Stunde, dann mehrere kürzere Ruhephasen von 15 bis 20 Minuten. Die Elefanten suchten sich demnach jede Nacht einen neuen Schlafplatz.
Um auf die Löwen zurückzukommen – sie gelten als Langschläfer, die bis zu 18 Stunden schlafen können. Auch Giraffen haben eine eher kurze Schlafenszeit von zirka 4,5 Stunden. Sie schlafen im Stehen. Ein für die Savanne typisches Schlafverhalten – denn dort lauert immer irgendwo Gefahr. Als extreme Langschläfer gelten übrigens Streifenhörnchen und Fledermaus mit 20 Stunden Schlummerzeit. Sogar Vögel schlafen – und wer sich wundert, warum sie nicht vom Ast fallen: Je tiefer sie schlafen, desto fester krallen sie sich an ihm fest.