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"Tiramisu geht - aber nur zwei Löfferln, dann wird mir schlecht"

Sie haben alles probiert, aber nichts ging mehr: Patienten mit extremer Fettleibigkeit tun sich sehr schwer, Gewicht zu verlieren. Das liegt an bestimmten Mechanismen im Körper, die den dauerhaften Abnehmerfolg verhindern. Für sie kommt dann nur mehr ein operativer Eingriff in Frage - der sogenannte "Magenbypass" hat auch Werner Gruber, bekannter "Science Buster, geholfen, dauerhaft an Gewicht zu verlieren. Am morgigen Europäischen Adipositas-Tag wird er bei einer Info-Veranstaltung des AKH Wien und der MedUniWien (siehe unten) an der Seite des Chirurgen Univ.Prof. Gerhard Prager über diesen operativen Eingriff sprechen - und was er bringt. Der KURIER hat mit Werner Gruber darüber gesprochen, wie es ihm zwei Jahre nach seiner Magenbypass-OP geht.

Wie viel haben Sie denn nach der Magenbypass-OP tatsächlich abgenommen?

Viel, es waren schon rund 40 kg, jetzt muss ich wieder aufpassen, dass es nicht mehr wird.

War die Entscheidung für diese OP schwierig – weil es sich ja doch um einen operativen Eingriff handelt?

Nein, denn ich war zwar noch gesund, aber ich weiß auch, dass sich das ganz schnell ändern kann. Übergewicht führt zu vielen Sekundärerkrankungen, wie Bluthochdruck, Diabetes und so weiter. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einem diese Erkrankungen einholen. Ich habe schon länger über diese OP nachgedacht, aber mein Hausarzt hat mir erst ein Jahr vor der OP das „Pickerl gegeben“, denn erst da war er sich sicher, dass die Chirurgen das Handwerkszeug verstehen. Und dass das Package, auch mit psychologscher Nachbetreuung, stimmt und dass es ohne Risiko gemacht wird. Aufgrund der zahlreichen Untersuchungen im AKH, was zwar teilweise sehr aufwendig und nervend war, aber auch beruhigend, war das Risiko für Probleme so gut wie auszuschließen. Damit konnte ich ganz entspannt in die OP gehen und ruhig aufwachen.

Wie geht es Ihnen heute – was müssen Sie nach wie vor beachten? Müssen Sie Medikamente/Präparate einnehmen? Und was essen Sie?

Mir geht es gut, eigentlich sogar sehr gut. Ich kann praktisch alles essen, aber halt nur weniger, nicht ganz wenig, aber halt weniger und es hängt davon ab, was ich vorher gegessen habe. Aufpassen muss ich mit Fett gemeinsam mit Zucker. Tiramisu geht, aber nur zwei kleine Löfferln - dann wird mir schlecht, echt schlecht. Gefährlich sind die kleinen „versteckten“ Süßigkeiten wie eine Schokobanane hier und ein MonCherie da und im Laufe eines Tages haben sich viele Kalorien angesammelt und schon legt man wieder zu. Hier muss man einfach aufpassen, deshalb habe ich jetzt immer einen Apfel oder Karotten im Zimmer – gesünder und nahrhafter. Da ich so gut wie alles essen kann, benötige ich nur ein Vitamin E Präparat, aber das brauchen auch andere. Alkohol ist ein Problem, denn es würde sofort ins Blut übergehen. Somit habe ich die letzten Jahre keinen Tropfen Alkohol getrunken, aber es gibt alkoholfreies Bier. Da gibt es sogar sehr gutes!

Wie ist das mit dem Essen jetzt – Stichwort Sättigungsgefühl: Tritt das jetzt schneller ein, im Vergleich zu früher?

Wirklich toll war es unmittelbar nach der OP. Man war satt, wirklich satt und zwar extrem schnell. Zwei Bissen von Faschiertem und 2 Pommes und man war satt – ein herrliches Gefühl. Viele Menschen können sich das Problem eines Übergewichtigen nicht so recht vorstellen. Man hat Hunger, sehr oft und dieses Gefühl ist quälend. Man kann nicht schlafen, man denkt ans Essen. Nur wenn man viel isst, dann kommt es zu einer Sättigung. Leider ist der Magen von Übergewichtigen ziemlich ausgeleiert, was dazu führt, dass man noch mehr essen „muss“, was ein Teufelskreislauf ist. Heute tritt es relativ rasch ein – dann heißt es – ganz wichtig!!! – nicht weiteressen, denn sonst würde sich der Magen wieder überdehnen.

Was raten Sie anderen Menschen mit ähnlichen Problemen und würden Sie diesen Eingriff auch anderen empfehlen?

Ja, bitte machen, es ist dauerhaft das einzige was wirklich hilft – Diäten funktionieren nicht.

Worauf müssen sich die Patienten dann einstellen? Schmerzen, Nachwirkungen, Umgewöhnungsprozesse?

Das einzig Unangenehme waren die vielen Untersuchungen vorher, aber dafür war man dann bei der OP gut abgesichert, was ja auch nicht so schlecht ist. Schmerzen gibt es so gut wie gar keine, man fühlt sich einfach aufgrund der Narkosenachwirkungen ein wenig schlapp, aber nichts Schlimmes. Dass man dann in den nächsten Wochen eher öfters auf die Toilette gehen muss, das gibt sich. Das Problem besteht darin, dass man dann wirklich rasch auf das stille Örtchen gehen muss, und man hat dann nicht wirklich viel Zeit. Aber nach ein paar Wochen hat sich alles gut eingespielt.

Veranstaltungstipp: Soll ich mir einen Magenbypass legen lassen? Oder reicht eine Diät? Zum Europäischen Adipositastag laden das AKH Wien und die MedUni Wien zu einer Informationsveranstaltung unter dem Motto „Übergewicht erfolgreich behandeln – Folgeerkrankungen vermeiden“ am Samstag. 20. Mai von 10 bis 15 h in das Hörsaalzentrum im AKH Wien (Ebene 8, Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien). Neben Expertenvorträgen (z. B. über Diabetes, Sexualität, Chirurgie, Ernährung) gibt es Infostände sowie einen Erfahrungsbericht mit Werner Gruber.

220 Kilogramm wog ein Patient, dem der Chirurg Univ.-Prof. Gerhard Prager vom AKH Wien / MedUni Wien, kürzlich einen Magenbypass eingesetzt hat: Ein Teil des Magens und Dünndarms wird ausgeschaltet, das Hungergefühl sinkt, das Sättigungsgefühl setzt früher ein. "Solche Patienten können durchaus an die 80 bis 100 Kilogramm abnehmen", sagt der Adipositaschirurg, der die gleichnamige Ambulanz der Uni-Klinik für Chirurgie in Wien leitet. Am Samstag gibt es einen großen Info-Tag zum Thema Übergewicht und Adipositas (siehe auch Zusatzartikel unten).

"Patienten, die an unsere Adipositas-Ambulanzen an der Chirurgie oder Inneren Medizin kommen, haben in der Regel schon alles probiert", sagt Prager: "Sie haben ihr Leben lang mit Diäten, Magerkuren und Fitnessprogrammen erfolglos gegen das Übergewicht angekämpft."

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"Ihnen zu sagen, essen Sie weniger, bewegen Sie sich mehr, bewirkt nichts." Der Grund hat nichts mit mangelndem Willen zu tun: "Es gibt im Körper ein ,Baro-Stat‘, eine Art Thermostat für das Gewicht, das hormonell gesteuert ist und das Körpergewicht regelt. Bei schwer Übergewichtigen ist es zu hoch eingestellt." 14 Teilnehmer für die US-Version der Show "The biggest loser", die mit Diäten abgenommen hatten, wurden sechs Jahre lang nachuntersucht: 13 der 14 Personen hatten wieder zugenommen, vier wogen sogar mehr als vor der Show.

Weniger Hungergefühl

"Ein chirurgischer Eingriff ist das letzte, aber auch das effektivste Mittel", betont Prager. Der Magenbypass erhöht den Spiegel eines Sättigungshormons und senkt ein Hungerhormon. Die aufgenommene Nahrungsmenge verringert sich. Bei einem frühzeitigen Eingriff kann Diabetes ganz oder zumindest für lange Zeit verschwinden. "Unsere Studien zeigen, dass die Langzeiteffekte den Magenbypass zur effektivsten Behandlung der höhergradigen Adipositas (ab BMI 35, siehe Grafik) machen. Auch zehn Jahre nach dem Eingriff sind die meisten Patienten deutlich leichter als vor dem Eingriff."

Jährlich werden 3000 solcher Eingriffe in Österreich durchgeführt, der Magenbypass ist mittlerweile mit 75 Prozent die am häufigsten verwendete Methode. "Doch diese Methode ist kein Freifahrtschein für das ganze Leben", betont Prager: "Eine zusätzliche Vitaminaufnahme in Form von Nahrungsergänzungsmitteln ist unbedingt notwendig. Und auch Bewegung ist notwendig, damit das Fett schmilzt und nicht die Muskeln."

Kritisch sieht Prager Ballons, die geschluckt werden, im Magen liegen bleiben und dann mit einer Flüssigkeit oder einem Gas gefüllt werden. Eine kleine Studie, die auf dem Europäischen Adipositaskongress in Porto, Portugal, präsentiert wurde, ergab, dass Patienten damit ein Drittel ihres Übergewichts abnehmen könnten. "Das ist nur eine Möglichkeit, wenn die Adipositas nicht zu stark ist oder sich jemand nicht über eine Operation traut. Der Effekt ist nicht mit einem Magenbypass vergleichbar."