Wissen/Gesundheit/Gesund

Wunsch-Kaiserschnitt kann Fruchtbarkeit gefährden

Kaiserschnitt liegt weltweit im Trend: Zwischen 20 und 40 Prozent aller Geburten erfolgen europaweit mittlerweile per Bauchschnitt. Neben medizinisch notwendigen Gründen, die einen Kaiserschnitt erfordern, werden Geburten allerdings in den vergangenen 20 Jahren auch sehr häufig zu einem geplanten (Wunsch-)Termin durchgeführt. Reproduktionsmediziner Univ.-Prof. Wilfried Feichtinger: "Mancherorts ist die Wunsch-Sectio bei Erstgebärenden fast schon zur Gewohnheit geworden." Diese könne aber negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Frauen - und damit auf weitere Geburten - haben. Experten sprechen dann von sogenannter "sekundärer Sterilität".

Studie belegt negative Effekte

Eine umfassende Studie des "European Board & College of Obstetrics & Gynecology" untersuchte nun diese Effekte anhand einer britischen Datenbank, die sämtliche Geburten in Großbritannien dokumentiert. Bei Zweitgebärenden waren die Raten der Vaginalgeburten wesentlich höher als bei Frauen, die ihr erstes Kind mittels Wunsch-Kaiserschnitt zur Welt gebracht hatten. Dazu kamen generell Probleme, erneut schwanger zu werden. In Summe verringerte ein Wunsch-Kaiserschnitt die Folgegeburtsrate um 9 bis 11 Prozent. Im Vergleich zu jenen, die ihr erstes Kind natürlich zur Welt brachten, war auch das Risiko von Bluttransfusionen, einer totalen Gebärmutterentfernung oder einer Fehllage der Plazenta (Placenta praevia) signifikant erhöht.

Auch Fortpflanzungsmediziner Feichtinger erlebt diese Probleme häufig bei Patientinnen, die bei unerfülltem Kinderwunsch wegen künstlicher Befruchtung in sein Institut kommen. "Bei jenen Patientinnen, die von uns wegen sekundärer Unfruchtbarkeit behandelt werden, gibt es bei solchen, die ihr erstes Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht haben, immer wieder und gehäuft Probleme beim Einsetzen befruchteter Eizellen in die Gebärmutter." Das könne heißen, dass die Frauen auch mit in-vitro-Fertilisation nicht schwanger werden. Und wenn doch, könnten weitere aufwändige Eingriffe wie eine Aufdehnung des Gebärmutterhals-Kanals oder eine Gebärmutterspiegelung notwendig sein. Er fordert, die Kaiserschnittrate insbesondere im Bereich der Wunsch-Sectios zu senken: "Das wäre im Sinne der Frauengesundheit und zur Prävention der sekundären Unfruchtbarkeit."