Rote Beeren senken Risiko für einen Herzinfarkt
Von Laila Docekal
Das klingt nach einem einfachen Rezept: Frauen, die wöchentlich mindestens drei Portionen Erd- oder Heidelbeeren essen, senken ihr Risiko für einen Herzinfarkt um 32 Prozent. Dies hat eine Studie an der Harvard School of Public Health ergeben.
Zu diesem Schluss kamen Studienleiter Eric Rimm und seine Kollegen nach der Auswertung der Daten von mehr als 93.000 Frauen zwischen 25 und 42 Jahren. Sie hatten über einen Zeitraum von 18 Jahren alle vier Jahre Fragebögen zu ihrer Ernährung ausgefüllt. In dieser Zeit haben 405 Teilnehmerinnen einen Herzinfarkt erlitten. Jene, die nur maximal ein Mal pro Monat Beeren aßen, waren um ein Drittel häufiger betroffen, berichten die Forscher im Fachblatt Circulation.
Anthocyane
Der Effekt wird auf die Anthocyane zurückgeführt – pflanzliche Wirkstoffe aus der Gruppe der Flavonoide. Sie wirken antioxidativ und sollen gefäßschützende und entzündungshemmende Eigenschaften haben. Eine andere Studie zeigte zudem eine risikosenkende Wirkung für Bluthochdruck. Als Pflanzenfarbstoffe sind Anthocyane für die rote, blaue bzw. violette Farbe vieler Obst- und Gemüsesorten verantwortlich und sind auch in Brombeeren, Himbeeren, Schwarzen Johannisbeeren, Blutorangen, roten Zwiebeln, Rotkohl und Melanzani zu finden. Ob diese einen ähnlichen Effekt haben, ist jedoch nicht belegt.
Für Univ.-Prof. Irene Lang von der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft sind die Ergebnisse nicht neu: „Das ist eine alte Erkenntnis, die jetzt bestätigt wurde.“ Ihre Kritik ist, dass hierbei eine Gruppe untersucht wurde, die generell kein großes Risiko für Herzinfarkte hätte. „Es ist ein gutes Signal, stärker auf eine gesunde Ernährung zu achten – die Abwendung von gefährlichen Lebensmitteln wäre aber die wichtigere Empfehlung.“
Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sieht keinen Grund für offizielle Tipps: „Derzeit reicht die Datenlage nicht aus, um Empfehlungen für die Zufuhr einzelner Pflanzeninhaltsstoffe bzw. einzelner Lebensmittel geben zu können.“
Bis dato wurde Menschen mit Herzmuskelinsuffizienz strenge Ruhe und Vermeiden von Überanstrengung empfohlen. Jetzt ist ein neuer Ansatz im Gespräch – nämlich regelmäßiges Training bis zur Belastungsgrenze.
Herzkranke profitieren sogar von höherer Anstrengung, sagt Martin Halle vom Zentrum für Sportmedizin und Prävention der TU München, auf Spiegel Online. Bereits im Jahr 2007 publizierte der norwegische Sportwissenschaftler Ulrik Wisløff Forschungsergebnisse, wonach Herzkranke ihre Kondition durch intensives Training deutlich verbessern konnten. Bisher befürchtete man, das Herz würde unter hoher Belastung endgültig versagen. Im Rahmen einer großen „Smartex“-Studie zum Training bei Herzinsuffizienz bestätigt Halle: „Im Ultraschall zeigte sich, dass das ausgeleierte Herz remodelliert.“ Die endgültigen Studienergebnisse werden für Herbst angekündigt.
Die Trendwende bestätigt auch die Kardiologin Univ.-Prof. Irene Lang von der MedUni Wien: „Diese Art von Aktivität kann für solche Patienten hilfreich sein. Sie brauchen weniger Tabletten und ihre Lebensqualität verbessert sich.“ Das hieße aber nicht, dass jeder mit Herzmuskelschwäche mit schweren Trainings beginnen soll: „Diese Art von Aktivität muss überwacht und kontrolliert werden. Sie ersetzt außerdem nicht die Medikation.“