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Vor 60 Jahren öffnete der Sowjet-Satellit Sputnik das Tor ins All

Es war ein leiser Piepston für die Menschen, aber ein Trommelschlag für die Raumfahrt: Am 4. Oktober 1957 schoss die Sowjetunion den ersten künstlichen Satelliten ins All. Die knapp 84 kg schwere Kugel von 58 cm Durchmesser funkte 314,5 Sekunden nach dem Start die ersten Signale. Für die New Yorker Radiostation NBC hörten sich die Kurzwellen an "wie eine Grille, die heiser ist".

Das kleine Ding mit den langen Fühlern (die Antennen waren bis zu 3 m lang) sorgte rund um den Globus für große Aufregung – und befeuerte den Kalten Krieg der Supermächte. Die technische Meisterleistung machte klar, dass der Osten nun in der Lage war, den Westen mit nuklearen Interkontinentalraketen zu erreichen. Der Sputnik-Schock ging ebenso in die Geschichte ein wie der Beginn der Raumfahrt.

Wegbereiter

"Sputnik hat das Tor ins All geöffnet", zieht Wolfgang Baumjohann, Direktor des Grazer Instituts für Weltraumforschung, zum runden Jubiläum Bilanz. Dementsprechend rief die Sensation schon vor 60 Jahren nicht nur Politik und Wissenschaft auf den Plan, sie beschäftigte auch die Öffentlichkeit. Dem KURIER war der "Weggefährte", der die Erde mit 8 km/s umrundete, tagelang Schlagzeilen Wert: "Sowjets in den Weltraum vorgedrungen", "Satellit gibt Geheimsignale", "Der Satellit von 900 auf 250 km Höhe gefallen". Der Trabant von Menschenhand zog schließlich mit freiem Auge sichtbar über den Himmel, jeder konnte die Signale drei Wochen mit dem Radio empfangen.

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Raumsonden

"Sputnik hat nur gesendet. Seine Nachfolger fliegen viel weiter, sie messen jetzt auch und erforschen das Sonnensystem", erklärt Baumjohann die Weiterentwicklung der Satelliten. Die Raumsonde Cassini z.B. sammelte bis zu ihrem geplanten Absturz im September 2017 zwanzig Jahre Daten über den Saturn und seine Monde. Nächstes Jahr soll BepiColombo Richtung Merkur abheben, um das Geheimnis des Eisenkerns des sonnennächsten Planeten zu lüften. Der Start von JUICE ist für 2022 geplant. Die Raumsonde soll Jupiter und seine Eismonde erkunden: Wo Wasser ist, ist Leben möglich. "Wer weiß, vielleicht schwimmen dort Delfine", scherzt Baumjohann.

Weltraumteleskope

Sputnik umrundete die Erde in 92 Tagen 1140 Mal, bevor er in der Erdatmosphäre verglühte. Sein Ausflug ins All brachte weitere Überflieger in Position: Auch die Teleskope hoben ab. Denn selbst die größten Spiegel auf festem Boden erfassen nur das sichtbare Licht. Infrarot- und Röntgen-Teleskope in den Tiefen des Universums dagegen liefern einzigartige Daten. "Mit den Messungen vor Ort kann man viel mehr über den Kosmos erfahren. Über die Entstehung der Sterne, über schwarzen Löcher, über Exoplaneten", betont der Wissenschaftler.

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Das James Webb-Weltraumteleskop könnte ab 2018 nach Licht von den ersten Sternen und Galaxien nach dem Urknall suchen. Eventuell misst die nächste Generation der Weltraumteleskope nicht nur Helligkeitsschwankungen, sondern kann auch Fotos schießen.

Bemannte Raumfahrt

Sputnik brauchte 96 Minuten für eine Erdumrundung, der erste Mensch im All, Kosmonaut Juri Gagarin, drehte seine Runde 1961 in 108 Minuten. Heute soll es länger und höher hinaus gehen. "Alle Länder wollen zum Mars, dem erdähnlichsten Planeten", sagt Baumjohann. Selbst Realisten gehen davon aus, dass dieses Ziel spätestens 2050 erreicht ist.

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